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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der schwarze Obelisk
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war
Ver­trau­ens­mann. Wäh­rend nun der Mann aus Müns­ter sei­ne Brief­ta­sche zückt, wird
Knopf plötz­lich schnee­weiß und fängt an zu schwit­zen. Gleich dar­auf liegt er
schon auf der Er­de und krümmt sich und kotzt und heult. Den Rest ha­ben Sie ja
ge­se­hen. Und wis­sen Sie, was das Schlimms­te ist? Der Kerl aus Müns­ter ist in
der Auf­re­gung durch­ge­brannt, oh­ne die Wet­te zu be­zah­len. Und kei­ner kennt ihn,
und wir ha­ben uns auch in der Auf­re­gung die Au­to­num­mer des Kerls nicht
ge­merkt.»
    «Das
ist na­tür­lich grau­en­haft», sagt Ge­org.
    «Wie
man es nimmt. Schick­sal möch­te ich sa­gen.»
    «Schick­sal»,
sa­ge ich. «Wenn Sie et­was ge­gen Ihr Schick­sal tun wol­len, Herr Brüg­ge­mann, dann
ge­hen Sie nicht über die Ha­ken­stra­ße zu­rück. Die Wit­we Ko­ners­mann kon­trol­liert
dort den Ver­kehr mit ei­ner star­ken Ta­schen­lam­pe, die sie sich aus­ge­borgt hat,
in der einen und ei­ner Bier­fla­sche als Waf­fe in der an­de­ren Hand. Nicht wahr,
Li­sa?»
    Li­sa
nickt leb­haft. «Es ist ei­ne vol­le Bier­fla­sche. Wenn sie an Ih­rem Schä­del
zer­springt, ha­ben Sie gleich et­was Küh­lung.»
    «Ver­dammt!»
sagt Brüg­ge­mann. «Wie kom­me ich hier raus? Ist dies ei­ne Sack­gas­se?»
    «Zum
Glück nein», er­wi­de­re ich. «Sie kön­nen hin­ten her­um durch die Gär­ten zur
Bleib­treu­stra­ße ent­kom­men. Ich ra­te Ih­nen, bald auf­zu­bre­chen; es wird hell.»
    Brüg­ge­mann
ent­schwin­det. Hein­rich Kroll be­sich­tigt den Obe­lis­ken auf Schä­den und ver­schwin­det
eben­falls.
    «So
ist der Mensch», sagt Wil­ke et­was all­ge­mein, nickt zu den Knopf­schen Fens­tern
em­por, zum Gar­ten hin­über, durch den Brüg­ge­mann schleicht, und wan­dert die
Trep­pe zu sei­ner Werk­statt wie­der em­por. Er scheint die­se Nacht dort zu
schla­fen und nicht zu ar­bei­ten.
    «Ha­ben
Sie wie­der ei­ne spi­ri­tis­ti­sche Blu­men-Ma­ni­fes­ta­ti­on ge­habt?» fra­ge ich.
    «Nein,
aber ich ha­be Bü­cher dar­über be­stellt.»
    Frau
Kroll hat plötz­lich be­merkt, daß sie ih­re Zäh­ne ver­ges­sen hat, und ist längst
ge­flüch­tet. Kurt Bach ver­schlingt Li­sas nack­te brau­ne Schul­tern mit
Ken­ner­bli­cken, schiebt aber ab, als er kei­ne Ge­gen­lie­be fin­det.
    «Stirbt
der Al­te?» fragt Li­sa.
    «Wahr­schein­lich»,
er­wi­dert Ge­org. «Es ist ein Wun­der, daß er nicht schon lan­ge tot ist.»
    Der
Arzt kommt aus dem Hau­se Knopf. «Was ist es?» fragt Ge­org.
    «Die
Le­ber. Er ist schon seit lan­gem fäl­lig. Ich glau­be nicht, daß er es dies­mal
schafft. Al­les ka­putt. Ein, zwei Ta­ge, dann wird es vor­bei sein.»
    Knopfs
Frau er­scheint. «Al­so kei­nen Trop­fen Al­ko­hol!» sagt der Arzt zu ihr. «Ha­ben Sie
sein Schlaf­zim­mer kon­trol­liert?»
    «Ge­nau,
Herr Dok­tor. Mei­ne Töch­ter und ich. Wir ha­ben noch zwei Fla­schen von dem
Teu­fels­zeug ge­fun­den. Hier!»
    Sie
holt die Fla­schen, ent­korkt sie und will sie aus­lau­fen las­sen.
    «Halt»,
sa­ge ich. «Das ist nun nicht ge­ra­de nö­tig. Die Haupt­sa­che ist, daß Knopf sie
nicht kriegt, nicht wahr, Dok­tor?»
    «Na­tür­lich.»
    Ein
kräf­ti­ger Ge­ruch nach gu­tem Korn ver­brei­tet sich.
    «Was
soll ich denn da­mit im Hau­se ma­chen?» klagt Frau Knopf. «Er fin­det sie über­all.
Er ist ein ko­los­sa­ler Spür­hund.»
    «Die
Sor­ge kann Ih­nen ab­ge­nom­men wer­den.»
    Frau
Knopf hän­digt dem Arzt und mir je ei­ne Fla­sche aus. Der Arzt wirft mir einen
Blick zu. «Was dem einen sein Ver­der­ben, ist dem an­dern sei­ne Nach­ti­gall», sagt
er und geht.
    Frau
Knopf schließt die Tür hin­ter sich. Nur noch Li­sa, Ge­org und ich ste­hen
drau­ßen. «Der Arzt glaubt auch, daß er stirbt, was?» fragt Li­sa.
    Ge­org
nickt. Sein pur­pur­ner Py­ja­ma wirkt schwarz in der spä­ten Nacht. Li­sa frös­telt
und bleibt ste­hen. «Ser­vus», sa­ge ich und las­se sie al­lein.
    Von
oben se­he ich die Wit­we Ko­ners­mann als Schat­ten vor ih­rem Hau­se pa­trouil­lie­ren.
Sie lau­ert im­mer noch auf Brüg­ge­ma­nu. Nach ei­ner Wei­le hö­re ich, wie un­ten
lei­se die Tür zu­ge­zo­gen wird. Ich star­re in die Nacht und den­ke an Knopf und
dann an Isa­bel­le. Ge­ra­de als ich schläf­rig wer­de, se­he ich die Wit­we

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