Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der schwarze Obelisk
Vom Netzwerk:
um­klam­mert ihn mit bei­den Ar­men und Bei­nen
wie ein Frosch, preßt sich ge­gen den Gra­nit und heult.
    Ich
se­he mich um. Hin­ter mir steht Ge­org in sei­nem pur­pur­nen Py­ja­ma, da­hin­ter die
al­te Frau Kroll oh­ne Zäh­ne, in ei­nem blau­en Schlaf­rock, mit Lo­cken­wick­lern im
Haar, da­hin­ter Hein­rich, der zu mei­nem Er­stau­nen im Py­ja­ma, oh­ne Stahl­helm und
Or­den auf­taucht. Im­mer­hin, der Py­ja­ma ist in den preu­ßi­schen Far­ben ge­streift,
schwarz und weiß.
    «Was
ist los?» fragt Ge­org. «De­li­ri­um tre­mens? Wie­der mal?»
    Knopf
hat es schon ein paar­mal ge­habt. Er kennt wei­ße Ele­fan­ten, die aus der Wand
kom­men, und Luft­schif­fe, die durch Schlüs­sellö­cher fah­ren. «Schlim­mer», sagt
der Mann, der der Wit­we Ko­ners­mann stand­ge­hal­ten hat. Es ist tat­säch­lich
Hein­rich Brüg­ge­mann, der In­stal­la­teur.
    «Die
Le­ber und die Nie­ren. Er glaubt, sie wä­ren ge­platzt.»
    «Warum
schleppt ihr ihn dann hier­her? Warum nicht zum Ma­ri­en­hos­pi­tal?»
    «Er
will nicht ins Hos­pi­tal.»
    Die
Fa­mi­lie Knopf er­scheint. Vor­an Frau Knopf, hin­ter ihr die drei Töch­ter, al­le
vier zer­zaust, ver­schla­fen und er­schreckt. Knopf heult un­ter ei­nem neu­en An­fall
auf.
    «Habt
ihr ei­nem Arzt te­le­fo­niert?» fragt Ge­org.
    «Noch
nicht. Wir hat­ten al­le Hän­de voll zu tun, ihn hier­her­zu­brin­gen. Er woll­te in
den Fluß sprin­gen.»
    Die
vier weib­li­chen Knopfs bil­den einen Kla­gechor um den Feld­we­bel. Hein­rich ist
eben­falls zu ihm her­an­ge­tre­ten und ver­sucht, ihn als Mann, Ka­me­ra­den, Sol­da­ten
und Deut­schen zu be­ein­flus­sen, den Obe­lis­ken los­zu­las­sen und zu Bett zu ge­hen,
um so mehr, als der Obe­lisk un­ter Knopfs Ge­wicht schwankt. Nicht nur Knopf sei
in Ge­fahr durch den Obe­lis­ken, er­klärt Hein­rich, son­dern die Fir­ma müs­se
um­ge­kehrt auch Knopf da­für ver­ant­wort­lich ma­chen, wenn dem Obe­lis­ken et­was
pas­sie­re. Es sei wert­vol­ler, hoch­po­lier­ter S.-S.-Gra­nit, der beim Fal­len
be­stimmt be­schä­digt wür­de.
    Knopf
ver­steht ihn nicht; er wie­hert mit auf­ge­ris­se­nen Au­gen wie ein Pferd, das
Geis­ter sieht. Ich hö­re Ge­org aus dem Bü­ro nach ei­nem Arzt te­le­fo­nie­ren. In
ei­nem Abend­kleid aus leicht zer­knit­ter­tem wei­ßen Sa­tin be­tritt Li­sa den Hof.
Sie blüht vor Ge­sund­heit und riecht stark nach Küm­mel. «Herz­li­che Grü­ße von
Ger­da», sagt sie zu mir. «Du sollst dich mal mel­den.»
    In
die­sem Au­gen­blick schießt ein Lie­bes­paar im Ga­lopp hin­ter den Kreu­zen her­vor
und her­aus. Im Re­gen­man­tel und Nacht­hemd er­scheint Wil­ke; Kurt Bach, der zwei­te
Frei­den­ker, folgt in schwar­zem Py­ja­ma mit rus­si­scher Blu­se und Gür­tel. Knopf
heult wei­ter.
    Gott­lob
ist es nicht weit vom Hos­pi­tal. Der Arzt kommt bald. Er wird in Ei­le
auf­ge­klärt. Es ist un­mög­lich, Knopf von dem Obe­lis­ken zu lö­sen. Des­halb wer­den
ihm von sei­nen Ka­me­ra­den die Ho­sen so weit her­un­ter­ge­zo­gen, daß sei­ne ma­ge­ren
Arsch­ba­cken frei sind. Der Arzt, der aus dem Krie­ge schwie­ri­ge­re Si­tua­tio­nen
ge­wöhnt ist, tupft Knopf mit ei­nem Wat­te­bausch ab, der in Al­ko­hol ge­tränkt ist,
gibt Ge­org ei­ne klei­ne Ta­schen­lam­pe und jagt ei­ne Sprit­ze in Knopfs grell
be­leuch­te­tes Hin­ter­teil. Knopf sieht sich halb um, läßt einen knat­tern­den Furz
fah­ren und glei­tet am Obe­lis­ken her­ab. Der Arzt ist zu­rück­ge­sprun­gen, als hät­te
Knopf ihn er­schos­sen.
    Die
Be­glei­ter Knopfs he­ben ihn auf. Er hält den Fuß des Obe­lis­ken noch mit den
Hän­den fest; aber sein Wi­der­stand ist ge­bro­chen. Ich ver­ste­he, daß er in sei­ner
Angst auf den Obe­lis­ken los­ge­stürmt ist; er hat hier schö­ne, sorg­lo­se
Au­gen­bli­cke oh­ne Nie­ren­ko­li­ken ver­bracht.
    Man
bringt ihn ins Haus. «Es war zu er­war­ten», sagt Ge­org zu Brüg­ge­mann. «Wie kam
es?»
    Brüg­ge­mann
schüt­telt den Kopf. «Kei­ne Ah­nung. Er hat­te ge­ra­de ei­ne Wet­te ge­gen einen Mann
aus Müns­ter ge­won­nen. Hat­te einen Korn vom Spa­ten­bräu und einen vom Re­stau­rant
Blu­me rich­tig ge­ra­ten. Der Mann aus Müns­ter hat­te sie im Au­to ge­holt. Ich

Weitere Kostenlose Bücher