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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Boden des Labyrinths gelegen hatte. Es waren jene blinden Ungeheuer mit den rasiermesserscharfen Krallen, die in den tiefsten Abgründen des Bergs lebten. Sie dachte an Wallaces Behauptung, dass sich die Gräfin mit ihnen verbündet hätte. Dies war ihr Werk. Die Hexe hatte dieses Übel herbeigerufen, um sie zu vernichten.
    »ZU MIR!«, brüllte Gabriel. »ALLE ZU MIR!«
    Nein!, dachte Kate. Nein! Sie mussten fliehen. Sie waren zu wenige. Sie waren müde. Verwundet. Der Sekretär hatte recht. Sie würden alle sterben.
    Aber schon hatte sich eine Schlachtreihe formiert, mit Gabriel in ihrer Mitte. Männer und Zwerge hoben die Waffen, und dann trat Gabriel, groß gewachsen und furchterregend, aus mehreren Wunden blutend, hervor, sodass er in vorderster Front stand, bereit, den ersten Aufprall der feindlichen Linien auf sich zu nehmen.

    »Was macht er denn da?! «, rief Michael entgeistert. »Er ist ja verrückt!«
    »Sei still!«, rief Emma. Ihre Stimme zitterte und verriet ihre Furcht. »Er zeigt ihnen, was Tapferkeit bedeutet. Er … er …«
    Verzweifelt warf sie sich in Kates Arme, vergrub ihr Gesicht an der Brust ihrer Schwester und schluchzte. Unter ihnen ergoss sich die Flut der Salmac-Tar zischend und knurrend auf den Platz. Gabriel hob die Machete. Kate drückte Emma ganz fest an sich.
    In diesem Moment durchschnitt ein Ton die Luft, stieß durch Mauern und Fels und bohrte sich in die Köpfe aller.
    Kate wirbelte herum, suchte nach dem Ursprung dieses Tons. Er war aus der Dunkelheit gekommen. Ein Horn, dachte sie. Das war ein Horn.
    »Sie sind stehen geblieben! «, rief Emma.
    Kate wandte sich wieder um. Die Salmac-Tar standen nur wenige Meter von Gabriel entfernt. Es waren so viele, dass sie den gesamten Platz ausfüllten. Aber die ganze keuchende und sabbernde Masse war erstarrt und hatte sich zu dem Ton umgedreht, der langsam verhallte.
    »Stein und Bein«, sagte Wallace und Kate sah, dass der Zwerg grinste. »Das wurde aber auch Zeit.«
    Wieder erschallte das Horn, näher und lauter, ohrenbetäubend in seinem Widerhall.
    Plötzlich stieß Michael einen Jauchzer aus, sprang auf und deutete aufgeregt mit dem Finger: »Guckt mal! Guckt mal! Guckt mal! – Guckt mal, wer da kommt!«
    Eine kleine Gestalt rannte durch die spärlich erleuchteten Straßen auf den Platz zu. Der Nahende trug eine Rüstung, sodass man nur das Gesicht und den geflochtenen Bart sehen konnte,
der im Laufen gegen seinen Brustpanzer schlug. Er hatte eine mächtige, glänzende Streitaxt in der einen Hand und ein elfenbeinfarbenes Horn in der anderen. Trotz des dämmrigen Lichts und der Entfernung erkannte Kate ihn sofort.
    »Das ist Hauptmann Robbie!«
    »Wer?«, fragte Emma.
    »Er ist unser Freund«, sagte Michael. »Na ja, eigentlich hat er uns erst mal eingesperrt, aber das musste sein. So sind die Regeln. Man kann ihm keinen Vorwurf machen, wenn er sich an die Regeln …«
    »Warum ist er allein?«, unterbrach Emma Michaels Redeschwall. »Die werden ihn doch umbringen! Zwerge sind einfach zu dämlich.«
    Noch ehe Michael widersprechen konnte, erreichte Hauptmann Robbie die Mitte des Platzes, stemmte die Beine fest auf den Boden und blies noch einmal in sein Horn.
    Wieder brauste dieser ohrenbetäubende Ton durch den Berg, hallte von den Felswänden wider, wurde leiser und verstummte. Nichts rührte sich. Nicht die Salmac-Tar, nicht Gabriel und seine Männer, nicht Wallace oder Dena oder der junge Krieger, und auch nicht die Kinder. Dann versiegte die Stille, und ein neuer Klang brandete auf – ein rhythmisches, metallisches Hämmern, das lauter und lauter wurde, und dann trat eine Zwergenarmee aus der Dunkelheit und strömte in die Straßen. Ihre Äxte spiegelten das Licht der Gaslampen wider, ihre Rüstungen klirrten und klapperten, und ihr Atem klang wie das erregte Fauchen eines Drachen, der jeden Moment Feuer speit. Als die Armee ihren Anführer erreicht hatte, trat Hauptmann Robbie vor und brüllte einen Befehl. Die Zwerge blieben stehen.

    »Was soll denn das?«, fragte Emma entgeistert. »Er muss angreifen. Er muss diese Biester umbringen. Zwerge sind ja so däm… He!«
    Kate griff nach ihrer Schwester. Das gesamte Gebäude fing an zu schwanken. Dena stolperte gegen den jungen Krieger und sie beide verloren das Gleichgewicht und stürzten zu Boden. Mit einem Blick aus dem Fenster erkannte Kate, dass alles, die gesamte tote Stadt, in Bewegung war.
    »Was ist das?«, schrie Emma in dem Tumult. »Was ist denn

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