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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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kamen. Es dauerte eine Weile, bis Emma begriff, dass es die Gefangenen waren, die sich irgendwie hatten befreien können. Ihr nächster Gedanke galt Michael. War er auch frei? Frei und in Sicherheit? Von der Gasse aus, wo sie und ihre Gefährten kauerten, konnte man die Käfige selbst
nicht sehen, aber immer mehr Männer rannten an ihnen vorbei. Es war ein denkwürdiger Anblick: Dünn und mit zerlumpter Kleidung, mit allem bewaffnet, was sie hatten finden können, kämpften sie mit einer Wildheit, die man nicht einmal mit der Kampfeslust von Gabriels Männern vergleichen konnte. Fast zwei Jahre lang waren sie gefangen gewesen. Jetzt war ihre Stunde gekommen.
    Und sie waren nicht allein. Emma sah den korpulenten blonden Zwerg, flankiert von etlichen anderen, kleineren Zwergen, herbeistapfen, wobei er so heftig schnaufte, dass sein Bart nach oben geweht wurde. Er walzte eine Gruppe Kreischer nieder und machte sich dann ohne Umschweife daran, sich einen Weg durch die Armee der Gräfin zu hacken. Und statt Gabriels Trupp einzukreisen, wurden die Morum Cadi mit einem Mal von vorne und hinten angegriffen. Das Kriegsglück begann sich zu wenden.
     
     
    Nachdem sie den letzten Käfig geöffnet und die letzten Gefangenen sich auf schwachen Beinen, aber nichtsdestoweniger entschlossen in den Kampf gestürzt hatten, führte Wallace Kate und Michael in den dritten Stock eines Gebäudes, von dem aus man den Platz überblicken konnte.
    »Schaut mal! «, rief Kate, als sie sich an einer leeren Fensterhöhle versammelt hatten und nach unten schauten. »Sie werden gewinnen!«
    Die zwei Truppen – Gabriels Männer und die befreiten Gefangenen – bedrängten die Morum Cadi immer stärker. Immer mehr der schwarz gekleideten Untoten sanken zu Boden. Über dem Schlachtfeld hing ein gelblicher Dunst, der Kate zunächst
Rätsel aufgab, bis sie sich an den stinkenden Rauch erinnerte, der den gefällten Kreischern entströmte.
    »Sie schreien nicht mehr so laut«, sagte Michael.
    Es stimmte. Immer seltener hallte das unmenschliche Kreischen durch die tote Stadt – wohl hauptsächlich weil es immer weniger dieser Ungeheuer gab. Dann brach einer dieser Schreie abrupt ab. Der Klang hallte noch von den Felswänden wider, bis er endgültig erstarb. Kate hielt den Atem an. Dann, nur wenige Sekunden später, ertönte der nächste Schrei. Dann noch einer und noch einer – aber dies war nicht das entsetzliche Kreischen der Morum Cadi, sondern das Freudengeheul der Männer. Die Schlacht war vorbei. Sie hatten gesiegt.
    »Sie haben’s geschafft«, sagte Kate fassungslos. »Sie haben es wirklich geschafft.«
    »Nicht zuletzt dank dir, Mädchen.« Wallaces Augen unter den dunklen Brauen blickten sie voller Wärme an. »Wenn du nicht so schnell reagiert hättest, wäre die Sache wohl anders ausgegangen. Da gibt es gar keinen Zweifel.«
    Michael schnalzte mit der Zunge. »Es ist wirklich schade.« Er sah, dass die anderen ihn anschauten, als hätte er den Verstand verloren. »Dass ich meinen Fotoapparat nicht dabeihabe, meine ich. Das ist doch ein historischer Moment!«
    Schnelle Schritte näherten sich. Wallace wirbelte herum und hob die Spitzhacke. Kate konnte gerade noch eine kleine Gestalt sehen, die auf sie zugesaust kam, konnte noch denken: Das kann nicht sein!, da lag Emma schon in ihren Armen. Sie war es wirklich! Wirklich und wahrhaftig! Kate und Emma hielten sich fest, weinten, lösten sich voneinander, um sich zu betrachten, umklammerten sich wieder und weinten und weinten und weinten. Selbst Michael, der normalerweise stets Haltung
bewahrte, weil er schließlich ein Mann war und nichts von Überschwänglichkeiten hielt, setzte die Brille ab und rieb sich die Augen, weil, so meinte er, Schmutz hineingekommen war.
    »Emma, bist du es wirklich? Du bist es … oh Emma!« Wieder und wieder sagte Kate den Namen ihrer Schwester und drückte sie an sich, als ob sie sie niemals wieder loslassen wollte.
    »Es tut mir so leid.« Emmas Gesicht war tränennass. »Ich hätte auf dich hören sollen. Du sagtest, ich solle nicht zurückgehen, aber …«
    »Nein, schon gut, schon gut. Es ist alles gut. Jetzt bist du ja da.«
    »Ja, aber sie hat trotzdem nicht auf dich gehört«, bemerkte Michael.
    »Michael!« Kate schoss ihm einen warnenden Blick zu.
    »Ach, ist ja auch egal«, sagte er großzügig. »Hauptsache, es ist alles gut ausgegangen, stimmt’s?« Und er klopfte Emma brüderlich auf die Schulter.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«, wollte Kate

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