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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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die Minen entschärfen. Alles hängt von dir ab. Hast du verstanden?«
    »Was ist mit … ?«
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Und was immer geschieht: Schau nicht hoch. Jetzt geh!«
    Er schob sie in Richtung der Stufen. Sie blieb stehen und
blickte sich um, sah, wie die Kreatur sich mit ausgebreiteten Schwingen und weit aufgerissenem Schnabel in die Luft erhob. Die langen, spitzen Zähne schimmerten im fahlen Licht des Mondes. Sie sah, wie Gabriel die Machete fester packte.
    Dann rannte sie los, mit dem furchterregenden Kreischen der Kreatur im Nacken.
     
     
    Michael und der alte Zauberer fuhren über den See zum Schiff der Gräfin. Das Boot – das Michael verächtlich als Nussschale bezeichnete – hatten sie am Ufer des Sees vorgefunden.
    »Ah, die Vorsehung!«, hatte Dr. Pym ausgerufen.
    Die Ruder hatten sie nicht gebraucht. Dr. Pym hatte nur ein paar Worte geflüstert und das kleine Gefährt war munter übers Wasser geschossen.
    »Aber wird man uns nicht kommen sehen?« Michael hatte die Seiten des Bootes gepackt.
    »Keine Sorge«, erwiderte der Zauberer. Er musste schreien, weil ihm der Fahrtwind die Worte von den Lippen riss. »Für alle übelwollenden Augen sind wir nur ein zarter Nebelschleier. Still jetzt! Wir sind gleich da!«
    Ihr Boot wurde langsamer und Michael konnte zwei dunkle Gestalten an Bord des Schiffes erkennen. Dr. Pym murmelte etwas, und zu Michaels Überraschung legten die beiden dunklen Schemen mit einem Mal die Hände auf die Reling, schwangen sich darüber und sprangen ins Wasser. Er wartete darauf, dass sie wieder auftauchten, aber nach ein paar Augenblicken beruhigte sich das Wasser. Die Gestalten blieben verschwunden.
    Dr. Pym band das Boot an eine Leiter, die an der Seite des Schiffs nach unten führte.

    »Schnell, mein Junge. Der Lärm könnte andere aufschrecken. «
    Sie hatten kaum das Deck betreten, als Michael trampelnde Stiefelschritte vernahm und vier Morum Cadi aus der Dunkelheit stürzten und sie angriffen, zwei von jeder Seite aus. Dr. Pym nahm Michael am Arm und raunte: »Rühr dich nicht.« Die Kreaturen zogen die Schwerter. Sie waren jetzt nah genug, dass Michael die Todesblässe ihrer Haut erkennen konnte, und er versteifte sich unwillkürlich, während die Klingen um ihn herum aufzuckten. Dann klirrten die Schwerter, und Michael erkannte, dass die Kreischer gegeneinander kämpften und ihn oder Dr. Pym überhaupt nicht beachteten. Es dauerte nicht lange und alle vier sanken rauchend und leblos zu Boden.
    Mit offenem Mund starrte er den Zauberer an. »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Durch Täuschung und Ablenkung, die beiden wichtigsten Kunstgriffe eines jeden Zauberkünstlers. Jetzt komm.« Und damit marschierte er über das Deck.
    Sie begegneten noch zwei weiteren Wachen der Gräfin. Mit dem einen stießen sie beinahe zusammen, als sie um eine Ecke bogen. Noch ehe er angreifen konnte, wedelte Dr. Pym mit der Hand, und der Kreischer ließ das Schwert fallen, setzte sich hin und starrte in die Luft.
    »Schon besser«, sagte Dr. Pym. »Hier entlang, glaube ich.«
    Er führte Michael durch eine Tür und über zwei schmale Metalltreppen nach unten in einen Gang tief im Bauch des Schiffes, wo ein einziger Morum Cadi vor einem halben Dutzend Türen Wache stand. Dr. Pym murmelte wieder etwas Unverständliches, und der Kreischer senkte sein Schwert und verzog das Gesicht zu einem, wie Michael fand, ziemlich grauenhaften
Lächeln. Dr. Pym streckte die Hand aus und berührte die Lippen der Kreatur.
    Das Ding, das einstmals ein Mann gewesen war, schluckte zweimal, lockerte den Kiefer und sprach: »Wie kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    Die Stimme war unbeholfen und krächzend, als ob sie seit Hunderten von Jahren nicht benutzt worden wäre.
    »Wie viele Ihrer Sorte sind auf dem Schiff?«
    » Zehn.«
    »Also noch einer. Wahrscheinlich auf der Brücke. Und die Gräfin ist vermutlich mit der jungen Dame in ihrer Kajüte, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Sehr gut. Ich gehe davon aus, dass Sie die Schlüssel zu den Zellen der Kinder haben, richtig?«
    Da endlich nahm Michael die verängstigten, gedämpften Stimmen der Kinder wahr. Sie hallten von beiden Seiten des Gangs wider. Sie riefen, schrien, weinten, hämmerten mit den Fäusten gegen die Wände. Der Lärm war so konstant, so allgegenwärtig, dass Michael ihn versehentlich für das Dröhnen und Heulen der Motoren gehalten hatte.
    Die Kreatur zog aus ihrem Gewand einen Schlüssel hervor.
    »Ich möchte, dass Sie die Türen öffnen und

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