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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Fenstern und den Bettgestellen dachten.
    »Seid ihr Waisen?«, fragte Emma. »Ihr alle?«
    »Nein«, antwortete Stephen. »Wir haben Eltern.«
    »Und warum wohnt ihr dann nicht bei denen?«, wollte Michael wissen.
    Stephen McClattery zuckte mit den Schultern. »Das lässt sie nicht zu.«
    Kate verspürte einen unheilvollen Schauer. Hier war die Antwort auf die Frage zu finden, was mit den Kindern von Cambridge Falls geschehen war. Aber noch ehe Kate nach dieser geheimnisvollen »Sie« fragen konnte, schrie eins der Kinder auf, und die ganze Meute geriet in Bewegung. Die Kinder sprangen, kreischten, kletterten übereinander und hatten ihre Angst vor den Kreaturen anscheinend vergessen. Stephen McClattery und das Mädchen waren in der Menge verschwunden.
    »Was ist denn?«, fragte Emma. »Was ist da drüben?«
    Kate strengte sich an, um über die Köpfe der weglaufenden Kinder blicken zu können. Auf der anderen Seite der Schlucht strömten Menschen aus dem Wald. Und da begriff sie, warum die Kinder riefen und schrien.
    »Es sind ihre Mütter.«
    Die Menschen auf der anderen Seite waren alles Frauen. Sie winkten und riefen die Kinder bei ihren Namen.

    Kate schaute sich um. Die Kreischer, wie der Junge sie genannt hatte, standen vor der Gruppe von Kindern und hielten sie zurück. Das war ihre Chance zur Flucht. Aber wohin sollten sie gehen? Sie waren ja in der Vergangenheit gefangen!
    Dann kam ihr eine Idee.
    »Michael! Hast du noch das Foto?«
    »Nein, es verschwand, als ich es in …«
    »Nein, nicht das von Abraham. Das andere! Das du mit deinem Fotoapparat gemacht hast. Als wir in dem Arbeitszimmer waren. Bitte sag, dass du es hast!«
    Michael bekam kugelrunde Augen, als ihm klar wurde, worauf sie hinauswollte. Abrahams Foto, auf die leere Buchseite gelegt, hatte sie hierhergebracht. Also konnte das Foto, das er in dem unterirdischen Arbeitsraum gemacht hatte, sie vielleicht wieder zurückbringen.
    »Ja! Ja, hier hab ich’s!«
    Aber gerade als Michael in seine Tasche griff, ertönte ein neues Geräusch.
    Arruuuggga – Arruuuggga!
    Es kam zwischen den Bäumen hinter ihnen hervor, und Kate sah, wie die Kinder und die Mütter verstummten und in die Richtung schauten, aus der das Geräusch erklang. Ein paar Sekunden lang geschah gar nichts. Dann hörte sie das vertraute Stottern einer Maschine und aus dem Wald kam ein glänzendes schwarzes Motorrad gefahren. Die breiten, klobigen Reifen gruben sich durch den Schlamm. Der Fahrer war ein sehr kleiner, sehr merkwürdig aussehender Mann. Sein Kinn war lang und dünn und sein Schädel spitzte sich wie ein Kegel zu. Die Mitte seines Gesichts aber war breit und flach. Es war, als ob jemand sein Kinn und seine Schädeldecke gepackt und kräftig gezogen
hätte. Er hatte helles, strähniges Haar und war in einen dunklen Nadelstreifenanzug gekleidet, zu dem er eine altmodische Fliege trug. Auf seiner Nase saß eine Motorradbrille mit dicken Gläsern. Er hupte.
    Arruuuggga!
    An dem Motorrad befand sich ein Beiwagen, aber Kate konnte nicht erkennen, wer darin saß. Wer auch immer es war, trug einen alten Staubmantel, einen Lederhelm und eine ähnliche Motorradbrille wie der Fahrer.
    Arruuuggga!
    Das Motorrad beschrieb holpernd einen Kreis um die Kinder und blieb am Rand des Damms stehen. Kate fiel auf, dass sich die Kreischer nicht gerührt hatten. Sie schienen auf etwas zu warten.
    Der Fahrer stellte den Motor aus und rannte dann um das Motorrad herum, um seinem Passagier zu helfen. Dieser war jedoch bereits aus dem Beiwagen gestiegen. Die Gestalt entledigte sich des Mantels, der Brille und des Helms und ließ sie in die wartenden Arme des kleinen Mannes fallen. Vor ihnen stand ein Mädchen von etwa sechzehn oder siebzehn Jahren. Sie hatte makellose weiße Haut und goldenes Haar, das ihr in vollkommenen Locken auf die Schultern fiel. Sie trug ein zartes weißes, nostalgisch anmutendes Kleid und ihre Arme waren nackt und schlank. Sie hatte keinen Schmuck angelegt. Das hatte sie gar nicht nötig. Sie war das schönste Wesen, das Kate je gesehen hatte. Sie schien vor Leben zu sprühen. Beim Anblick einer gelben Blume vor ihren Füßen stieß das Mädchen einen Schrei des Entzückens aus, pflückte die Blume, wandte sich um und hüpfte leichtfüßig zum Damm.
    »Wer ist das?«, fragte Michael.

    »Das ist sie«, sagte Stephen McClattery, der wieder zu ihnen getreten war, leise. »Das ist die Gräfin.«
    »Ich mag sie nicht«, sagte Emma. »Sie sieht hochnäsig aus.«
    Das Mädchen

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