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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Heulen.
    Es war kein Kreischer. Aber es kam aus der Richtung des Hauses. Es dauerte nicht lange, da erhob sich ein Chor aus wildem Gejaule und Geheule. Und genauso schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder.

    Kate sagte: »Sie kommen.«
    Die Kinder rannten, wie sie noch nie in ihrem Leben gerannt waren. Sie ignorierten ihre schweren Beine und das Seitenstechen. Emma, die schnellste der drei, lief voraus. Sie verschwand in einem Dickicht, und als Kate sich unter einem Ast duckte, hörte sie ihre Schwester aufkreischen. Eine Sekunde später waren sie und Michael durch das Unterholz gestürmt und sahen mit ihren eigenen Augen…
    »Nein!«
    … dass sie am Rande einer Klippe standen, die das nachtschwarze und nur von zuckenden Blitzen erhellte Tal überragte. Es waren bestimmt hundert Meter nach unten und rechts und links waren nur nackte Felsen zu sehen. Kate verfluchte sich; sie dachte an ihren ersten Tag im Waisenhaus, an dem sie die Gegend erkundet hatten und beim Wasserfall gelandet waren. Lange hatten sie den in die Tiefe stürzenden Fluten zugeschaut. Sie hätte wissen müssen, wo ihre Flucht enden würde …
    Wieder erklang das Geheul aus dem Wald. Was immer diese entsetzlichen Geräusche von sich gab, kam näher.
    »Was sollen wir tun?!«, schrie Emma verzweifelt.
    »Da!« In etwa zwanzig Metern Entfernung schlängelte sich ein schmaler Pfad an der Felswand entlang in die Tiefe. Kate hatte keine Ahnung, ob er bis ganz nach unten führte, aber dort lag ihre einzige Hoffnung.
    »Kommt!«
    Der Pfad war steil und rutschig, nie breiter als einen Meter und an den meisten Stellen viel schmaler. Er verlief im Zickzack, und die Kinder klammerten sich aneinander, während ihre Sohlen auf dem schlammigen Boden hin und her schlitterten und Windböen sie in die Tiefe zu reißen drohten. Sie stiegen immer
weiter hinab. Der Regen peitschte ihre Gesichter. Kate ging als Letzte und schaute immer wieder über die Kante nach unten, in der Hoffnung, einen Blick auf den Grund des Tals zu erhaschen. Wenn sie nur heil nach unten gelangen konnten, dann hatten sie eine Chance. Sie konnten sich eine Höhle suchen oder …
    »Kate!«
    Emma war stehen geblieben und deutete hinauf zur Klippe. Kate schaute gerade in dem Moment nach oben, als ein Blitz den Himmel zerschnitt und die Gestalt eines riesigen Wolfes beleuchtete, der oben am Rand der Schlucht stand. Die Bestie stieß ein Geheul aus, das von den Felswänden widerhallte.
    »Lauft!«, schrie Kate.
    Sie ließen jede Vorsicht fahren, rasten den Pfad entlang, während ihre Füße wundersamerweise die festen Stellen in dem Morast des Weges fanden. Wieder zwanzig Meter nach unten und noch einmal zehn … Kate wagte einen Blick nach oben. Etwa ein halbes Dutzend dieser Bestien kamen in halsbrecherischem Tempo über den Pfad gestürzt, die eigene Sicherheit nicht beachtend. Als Kate noch hinschaute, stießen mehrere Wölfe an einer Biegung zusammen; ein Jaulen erklang, und ein dunkler Körper löste sich aus der Masse und stürzte in den Abgrund.
    »Zurück!«
    Sie packte Emma, und die drei Geschwister pressten sich mit dem Rücken flach gegen die Felswand, als die wild um sich tretende, knurrende Bestie nur wenige Zentimeter vor ihnen in die Tiefe fiel.
    »Okay«, keuchte sie. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Alles in Ordnung.«
    »Nein«, sagte Michael.
    »Doch. Wir müssen uns nur beeilen.«

    »Nein! Schau doch!«
    Kate spähte an Emma vorbei. Als sie sah, wohin er deutete, hätten ihr beinahe die Beine den Dienst versagt. Der Pfad führte noch ein paar Meter weiter und verschwand dann im Nichts. Er hörte einfach auf. Kate empfand das unbändige Verlangen, einfach aufzugeben. Sich hinzusetzen und zu warten, bis alles vorbei war. Aber eine andere Stimme, eine stärkere, sprach in ihrem Inneren und versicherte ihr, dass es so nicht enden würde. Sie – Kate – würde es nicht zulassen. Durch den Regen und die Dunkelheit blinzelnd, sah sie, dass der Pfad doch weiterführte, aber erst nach etwa drei Metern. Rasch überdachte sie die Möglichkeiten. Der Boden des Tals war endlich sichtbar, aber er lag noch etwa dreißig Meter in der Tiefe. Nach oben konnten sie nicht; die Wölfe waren ihnen schon dicht auf den Fersen. Sie hatten keine andere Wahl.
    »Wir müssen springen.«
    »Bist du verrückt?«, gellte Michael.
    »Es ist die einzige Chance.«
    In diesem Moment stieß einer der Wölfe ein lang gezogenes, markerschütterndes Geheul aus.
    »In Ordnung«, sagte Michael,

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