Emerald: Hörspiel
drehte sich um, nahm drei Schritte Anlauf und sprang in die Dunkelheit.
Kate und Emma hielten den Atem an, als er in der Luft hing. Glücklicherweise lag der andere Teil des Pfades etwas tiefer und er landete sicher auf Händen und Knien.
Dann gab der Rand des Pfades nach.
Kate setzte zu einem Schrei an, aber Michael brachte sich bereits krabbelnd in Sicherheit. Keine weitere Sekunde verschwendend, wandte sie sich an Emma. »Du musst ein Stück weiter springen. Du schaffst das.«
»Aber sicher.« In Emmas Augen lag ein wilder, entschlossener Glanz. Sie duckte sich und fing an zu rennen, wobei sie Schlammklumpen in die Luft schleuderte. Mit einem mächtigen Satz sprang sie ab. Michael stand am Rand des Pfades, bereit, sie aufzufangen, wenn sie zu kurz sprang.
Emma landete geradewegs auf ihm.
Kate hörte den Aufprall und Michaels Grunzen, als ihm seine Schwester die Luft aus den Lungen presste. Kate war beeindruckt von Emmas Sprungvermögen. Unglücklicherweise war bei der Landung wieder ein Stück der Steinkante abgebrochen.
Aus dem Augenwinkel nahm Kate eine Bewegung wahr, und ohne genau hinzuschauen, ließ sie sich zu Boden fallen. Ein Körper glitt über sie hinweg; Kiefer schnappten zu und erwischten nur die Luft, wo sie eben noch gestanden hatte. Ein hektisches Kläffen ertönte, als der Wolf über die Kante rutschte, getragen von seinem eigenen Schwung. Kate stand auf und sah, wie er unter ihr in der Dunkelheit verschwand. Sie blickte auf und erkannte, dass die restliche Meute nicht weit dahinter war. Sie hatte keine Zeit zu verlieren.
Sie nahm ein paar Schritte Anlauf und sprang. Aber im Absprung rutschte ihr Fuß im Schlamm weg, und in dem Augenblick, in dem sie in der Luft hing, wusste sie, dass sie es nicht schaffen würde. Sie streckte die Arme aus, aber der Abstand war einfach zu groß. Emma und Michael schrien ihren Namen und griffen nach ihr. Vergeblich. Doch da kam wie durch Zauberhand ein mächtiger Wind auf, fuhr an der Felskante entlang nach oben und stieß sie vorwärts. Mit der Brust prallte sie gegen den Rand des Pfads. Sie grub ihre Hände in den Schlamm, auf der Suche nach einem Halt, aber schon rutschte sie wieder rückwärts.
Dann packten zwei Paar Hände zu und zogen sie in Sicherheit.
Einen Augenblick später lagen die drei Geschwister im Schlamm auf den Knien, klammerten sich aneinander und zitterten vor Erleichterung. Trotz des unbarmherzigen Regens und des Sturms wäre Kate am liebsten die ganze Nacht so hocken geblieben. Aber ihr war klar, dass sie sich noch lange nicht in Sicherheit befanden. Der Sprung, der sie beinahe das Leben gekostet hatte, würde einen Wolf nicht aufhalten können. Sie löste sich von den anderen beiden und schaute zur Klippe empor. Das Rudel kam gerade um die letzte Ecke. Die Tiere waren so nah, dass die Kinder ihr raues, animalisches Hecheln hören konnten.
»Wenn ich bloß ein Schwert hätte!«, sagte Michael.
Kate bezweifelte stark, dass ihnen ein Schwert irgendetwas nutzen würde, aber jetzt war nicht die richtige Zeit, um darüber zu streiten. »Helft mir mal.«
Sie fing an, am Rand des Pfades auf und ab zu springen. Der Untergrund war weich und nachgiebig, und der Regen hatte ihn fast zu Brei verflüssigt. Zweimal rutschte Kate ab, als die Erde abbröckelte, aber beide Male zogen ihre Geschwister sie in Sicherheit. In wenigen Sekunden hatten die Kinder die Lücke, die anfangs etwa drei Meter betragen hatte, auf vier, dann auf fünf und schließlich – als sich der erste Wolf von der Kante auf der anderen Seite des Pfades abstieß – auf acht Meter erweitert.
Und vielleicht war es die Angst, die Erschöpfung oder auch das Wissen, dass jede weitere Flucht sinnlos war, wenn der Wolf den Abgrund überspringen würde – jedenfalls liefen die Kinder nicht weg. Sie standen bloß da, völlig durchnässt und mit Schlamm bespritzt, und schauten dem riesigen Tier entgegen, das auf sie zugeflogen kam.
Es reicht nicht, dachte Kate. Er wird es schaffen.
Der Wolf kam auf dem Rand des Pfades auf. Instinktiv
wichen die Kinder zurück, aber das Tier griff nicht an. Kate sah, dass es den Sprung nicht ganz geschafft hatte. Der hintere Teil seines Körpers hing über dem Abgrund; mit allen vieren schlug der Wolf um sich und suchte in dem Geröll und dem Schlamm nach Halt. Der mächtige Kiefer schnappte knurrend in die Luft. Dann hievte sich die Kreatur vorwärts, zog den Körper nach, fand mit den Hinterbeinen Halt. Und gerade als Kate den Schrei in ihrem
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