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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Hals emporsteigen fühlte, gab die Kante des Pfades nach. Etwa ein Meter brach ab und riss den Wolf mit sich in die Tiefe.
    Kate atmete aus und merkte erst jetzt, dass sie die Luft angehalten hatte. Sie blinzelte durch den Regen zu den drei verbliebenen Wölfen hin. Sie hatten sich am anderen Ende des Pfades versammelt, eine knurrende, zitternde Masse in der Dunkelheit. Sie fühlte ihren Hunger, aber sie wusste, dass sie das Risiko eines Sprungs nicht eingehen würden.
    »Was ist los, ihr Riesenfeiglinge?«, schrie Emma. »Kommt doch und holt uns!«
    Die Wölfe drehten sich um und rannten den Weg zurück, den sie gekommen waren, verschwanden in der Dunkelheit.
    »Seht euch das an!«, sagte Emma und wandte sich triumphierend zu Michael und Kate um. »Die geben auf!«
    »Unwahrscheinlich«, kommentierte Michael. »Vermutlich suchen sie einen anderen Weg nach unten.«
    »Kommt weiter«, sagte Kate.
    Es waren nur noch etwa zwanzig Meter bis zum Fuß des Bergs und die hatten sie schnell zurückgelegt. Die Kadaver der Wölfe, die in die Tiefe gefallen waren, lagen zerschmettert auf den Felsen. Kate schaute hinauf, aber sie konnte den Rest des Rudels nicht mehr sehen.
    Sie hörte Emma sagen, sie wette, dass Miss Crumley das alles
geplant habe, und Michael erwiderte, dass er das stark bezweifle, und dann verglich Emma Michaels Kopf mit einem Kürbis.
    Sie verdrängte die Stimmen ihrer Geschwister aus ihrem Geist und versuchte nachzudenken. Es regnete jetzt noch stärker als zuvor. Sie waren zu Tode erschöpft. Kate hatte keine Ahnung, wie lang es dauern würde, bis die Wölfe einen anderen Weg ins Tal gefunden hatten. Die Frage war, ob sie so weiterfliehen oder sich so schnell wie möglich ein Versteck suchen sollten.
    »Kate …«
    »Sei still. Ich muss nachdenken.«
    »Kate.« Emma zupfte sie am Ärmel. Kate drehte sich um.
    Etwa dreißig Meter entfernt schlich ein dunkler Schatten über die Felsen.
    »Lauft!«
    Sie rannten auf die Bäume zu. Hinter ihnen erhob sich ein Knurren. Die Geschwister kraxelten eine kleine Anhöhe hinauf. Jeden Moment erwartete Kate, das Gewicht eines Wolfs auf ihrem Rücken zu spüren. Lauf weiter, befahl sie sich, einfach weiterlaufen.
    Gerade als sie einen Blick über ihre Schulter warf, brach sie durch die Baumlinie auf eine Lichtung auf dem Hügelkamm und prallte gegen Michael und Emma. Es fehlte nicht viel und sie hätte die beiden umgeworfen.
    »Nicht stehen bleiben! Wir …«
    Die Worte erstarben in ihrer Kehle. Direkt vor ihnen kauerte ein Wolf.
    Eine kleine Ewigkeit, so schien es, rührte sich keiner. Der graue Pelz des Tiers war klatschnass vor Regen. Das Maul hatte sich zu einem widerlichen Grinsen verzogen und entblößte
lange, scharfe Zähne. Aus seiner Kehle drang ein dumpfes Knurren. Emma und Michael standen wie erstarrt. Es war an Kate, etwas zu unternehmen. Wie wäre es, wenn sie auf das Tier zurennen würde? Das würde der Wolf sicher nicht erwarten. Damit könnte sie ihren Geschwistern Zeit erkaufen, sodass sie fliehen konnten. Die Tatsache, dass sie selbst diesen Angriff nicht überleben würde, störte sie dabei nicht im Mindesten. Kate machte sich bereit, als sie einen zweiten Wolf aus dem Regen treten sah. Er hatte den Kopf gesenkt und seine Augen fixierten sie mit einem mörderischen Blick. Dann verriet ihr ein Scharren hinter ihr, dass der dritte Wolf den Kreis geschlossen hatte. Und da begriff sie: Es gab nichts, was sie tun konnte. Sie würden sterben.
    »Kate …«, sagte Emma mit zitternder Stimme. »Fasst euch an den Händen«, sagte Kate. Sie taten es und bildeten, die Rücken zueinander gewandt, einen Kreis. »Jetzt schließt eure Augen«, befahl Kate. »Macht schon!«
    Michael und Emma gehorchten. Aber Kates Augen blieben weit offen und beobachteten den Kreis aus Wölfen genau. Dies war ihre Verantwortung. Ihre Niederlage. Sie würde es sich nicht leicht machen. Sie wollte es sehen.
    Sie kreuzte ihren Blick mit dem des größten Wolfs, ließ ihn wissen, dass sie keine Angst hatte. Den Regen, der ihr Gesicht peitschte, spürte sie nicht mehr, genauso wenig wie die Müdigkeit ihres Körpers. Das Bild ihrer Mutter zuckte durch ihren Geist. Es tut mir leid, dachte Kate. Ich habe getan, was ich konnte.
    Der große Wolf duckte sich und machte sich zum Sprung bereit.
    Kate drückte Emmas und Michaels Hände und flüsterte: »Ich
liebe euch«, als sich der Wolf mit seinen mächtigen Hinterläufen abstieß.
    Das Tier erreichte nie sein Ziel.
    Schnelle, schwere Schritte

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