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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Der Gefangene in Zelle 47
    Gabriel stand mit dem Rücken zur Hängebrücke. Sein Brustkorb bebte und das Heft seiner Machete war schlüpfrig vor Schweiß. Er hatte ein halbes Dutzend Schnitte auf seinen Armen und eine tiefe Wunde in der Seite. Die Schwerter der Morum Cadi waren vergiftet. Jede dieser Wunden war tödlich. Aber daran dachte Gabriel nicht.
    Er hatte schon sechs dieser Ungeheuer ausgelöscht; vier von ihnen hatte er mittendurch gehauen und zwei hatte er in den Abgrund geworfen. Aber es waren immer noch mehr als ein Dutzend Kreaturen übrig, die ihn in einem Halbkreis umringten, die Schwerter gezückt, die gelben Augen gierig glühend. Ihr Atem – oder was man dafür halten mochte – rasselte durch die Stoffbahnen, mit denen sie ihre verfaulten Schädel umwickelt hatten. Sie mussten nur angreifen; dann hatten sie ihn.
    Warum also hielten sie sich zurück?
    Die Antwort auf diese Frage bekam er, als eine Fackel im
Tunneleingang sichtbar wurde und sich von hinten auf die Kreischer zubewegte, die daraufhin zur Seite traten. Es war der Sekretär der Gräfin. Der kleine Mann atmete schwer und wischte sich die Stirn mit einem lavendelfarbenen Spitzentuch ab.
    »Herrje«, keuchte er, »diese ganze Herumrennerei. Muss das denn sein?«
    Er wedelte mit dem Taschentuch in Richtung der Kreischer.
    »Sie haben sich hoffentlich mit meinen Gefährten gut amüsiert, oder? Ich darf mich vorstellen: Griddley Cavendish, zu Ihren Diensten.« Er verbeugte sich und zeigte sein widerliches Grinsen. »Und Sie, mein guter Herr, sind…?«
    Gabriel schätzte die Chance ab, den Mann mit einem langen Schritt zu erreichen. Er konnte es vermutlich schaffen, hätte dann aber die Kreischer im Rücken.
    »Aber, aber, Sir«, sagte Cavendish mit schlüpfriger und lockender Stimme, »Sie sind doch ein Mann von Format. Sie konnten vom Schiff flüchten und sind in der Lage, Kreischern und Wölfen ganz nach Belieben den Garaus zu machen. Ganz zu schweigen von dem raffinierten kleinen Geheimgang hinter Ihrem Kamin. Ich muss gestehen, dass er mir beinahe entgangen wäre. Beinahe, aber… der Gräfin hat es vor geraumer Zeit – glücklicherweise, möchte ich sagen – beliebt, meine armseligen Fähigkeiten mit ein paar einfachen Zaubersprüchen zu beleben, sodass mir beispielsweise keine geheimen Türen und Gänge verborgen bleiben. Solch eine Geschicklichkeit, solch eine Klugheit! Kein Wunder, dass Kinder Sie lieben! Also, wie heißen Sie, Sir?«
    »Kommen Sie näher, dann sage ich es Ihnen«, versetzte Gabriel.
    Der Sekretär kicherte und schlug sich ein paarmal auf den
Schenkel, als ob er sich prächtig amüsieren würde, während er gleichzeitig heftig den Kopf schüttelte. »Was für ein köstlicher Sinn für Humor! Ich bedanke mich herzlich für die Einladung, aber wir wissen doch beide, was Sie im Sinn haben, nicht wahr? Es hat etwas mit diesem langen, scharfen Ding da zu tun, richtig?« Er deutete mit dem gekrümmten Finger auf Gabriels Klinge, und dann, aus keinem ersichtlichen Grund, tippte er sich mit dem Finger an den Nasenflügel.
    Gabriel begann zu glauben, dass der Mann verrückt war.
    »Also schön, keine Namen. Wie wäre es dann, wenn Sie uns einfach verraten, wo die Kinder stecken? Ansonsten muss ich meinen verwesenden Freunden hier leider befehlen, Sie in appetitliche Häppchen zu zerkleinern.«
    Gabriel ließ sich nichts anmerken. Aber seine Gedanken rasten. Die Gräfin wollte diese Kinder haben. Sie waren ihr so ungeheuer wichtig, dass sie sowohl ihren Sekretär als auch zwanzig Kreischer hinter ihnen hergeschickt hatte. Das war beinahe die gesamte Stadtwache. Ging es nur um ihre Verbindung zu dem Buch – oder war da noch etwas anderes? Waren die Kinder aus irgendeinem Grund bedeutsam? Er spürte, dass er einen schrecklichen Fehler begangen hatte; er hätte sie nicht allein lassen dürfen.
    »Sie haben sie vermutlich über die Brücke geschickt, stimmt’s? Geradewegs hinein ins Labyrinth. Finden Sie das nicht ein bisschen gefährlich? Man kann sich so leicht verlaufen. «
    Der Sekretär trat vorsichtig einen Schritt näher. »Vielleicht können wir uns auf einen Handel einigen. Diese Kinder sind für Sie ohne Bedeutung. Sie haben sie im Wald gefunden, sind ihnen zu Hilfe geeilt. Verständlich. Wo sie doch
von diesen schrecklichen Wölfen verfolgt wurden. Jeder hätte so gehandelt. Jetzt aber sollten Sie uns helfen, sie zu finden. Dann«, schnaufte er, während ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu rutschen drohte, »wird

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