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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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bedanken.«
    Gabriel war versucht, sie hochzuheben und wegzutragen. Wahrscheinlich suchten der Sekretär und die Morum Cadi bereits nach einer anderen Möglichkeit, den Abgrund zu überqueren. Aber trotz allem merkte er, dass er lächelte.
    »Du hast recht«, sagte er. »Ich stehe in deiner Schuld.«
    Emma warf ihm einen Blick zu, um sich zu vergewissern, dass er es ernst meinte. Dann nickte sie. »Gern geschehen. Aber Sie schulden mir nichts. Wir sind quitt. Und jetzt sollten wir wohl besser gehen.«
    »Eine gute Idee«, bemerkte Gabriel, als hätte er nicht gerade eben das Gleiche vorgeschlagen.
    »Worüber grinsen Sie so?«, wollte Emma wissen.
    »Ach, nichts.«
    »Aha. Na, dann sollten …«
    Ein Zischen durchstieß die Luft, dann gab es einen leisen Aufprall. Emma keuchte auf und taumelte rückwärts. Gabriel fing sie auf, ehe sie fiel. Die Spitze eines schwarzen Pfeils ragte aus ihrem Rücken; der Schaft steckte in ihrem Bauch.
    »Gabriel …« Ihre Augen waren riesengroß und angsterfüllt.
    Mit einer Hand die Lampe greifend, nahm Gabriel das kleine Mädchen so schnell und behutsam wie er konnte in die Arme. Auf der anderen Seite der Schlucht kreischte der Sekretär. Es klang, als würde er seine Untoten beschimpfen.
    »Sch-sch … «, sagte Gabriel sanft, als Emma vor Schmerzen wimmerte. »Ich hab dich.« Und damit trug er sie in den dunklen Gang hinein.

    Sie waren an Händen und Füßen gefesselt. Kapuzen waren über ihre Köpfe gezogen und vor ihren Gesichtern verknotet worden. Alles hatte in völliger Dunkelheit stattgefunden, sodass Kate immer noch keine Ahnung hatte, wem sie da in die Hände gefallen waren. Aber nun wurden Fackeln entzündet. Sie konnte sie nicht deutlich sehen, aber sie fühlte die Hitze und hörte das Knistern der Flammen. Dann hob jemand sie hoch und warf sie sich über die Schulter. Ihr Träger marschierte los.
    »Michael?«, rief sie. »Bist du da?«
    »Ja, ich bin hier.« Es klang, als würde er sich ein Stück hinter ihr befinden. »Alles in Ordnung.«
    »Ruhe!«, knurrte eine mürrische Stimme.
    Eine Stunde verging. Vielleicht noch mehr. Es war unmöglich, in dieser Dunkelheit ein Gefühl für Zeit zu entwickeln. Kates Rippen rieben schmerzhaft an der Schulter ihres Trägers, und sie zappelte ein wenig, um den Druck zu mindern. Sie hatte es schon lange aufgegeben, herausfinden zu wollen, wohin sie gingen. Alles, was sie sicher wusste, war, dass jeder Schritt sie weiter von Emma wegführte – und von der Hoffnung, sie jemals wiederzufinden. Sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht loszuheulen. Sie wollte nicht, dass Michael sie hörte und erkannte, wie verzweifelt sie war.
    Endlich befahl die mürrische Stimme der Truppe, anzuhalten.
    Kate wurde auf den Boden gestellt. Sie spürte harten Stein unter ihren Füßen. Die Kapuze wurde gelöst und nach hinten geschlagen. Sie blinzelte, weil im gleißend hellen Licht der Fackeln alles vor ihren Augen verschwamm. Michael war neben ihr, ebenfalls ohne Kapuze.
    »Michael«, flüsterte sie, »ist alles in Ordnung?«
    »Ja. Meine Rippen tun weh, aber …«

    Sein Mund klappte auf. Kate sah, wie sich seine Augen zu einer ungewöhnlichen, ja fast besorgniserregenden Größe weiteten.
    »Z...«, stotterte er. »Z...«
    »Michael? Was ist los? Was ist denn?!«
    »Zwer...«
    Kate drehte sich um, und da sich ihre Augen mittlerweile an das Licht gewöhnt hatten, sah sie etwa ein Dutzend untersetzter, kräftiger Männer mit Bärten, die sich um sie versammelt hatten. Die bärtigen Männer schenkten den Kindern nur wenig Aufmerksamkeit. Ein paar von ihnen hatten Essen ausgepackt. Andere unterhielten sich oder schärften ihre Waffen. Fast alle hatten lange, dünne Pfeifen hervorgezogen und zündeten sie an. Alle, so erkannte Kate, hatten kurze Schwerter und furchterregende Äxte in ihren Nietengürteln stecken.
    »Das sind … Zwerge«, keuchte Michael, dem es endlich gelungen war, das Wort auszusprechen.
    Und das waren sie tatsächlich. Es waren Zwerge, mit Bärten, Äxten und Kettenhemden, genau so, wie Michael sie immer beschrieben hatte. Kate wusste nicht, warum sie so überrascht war, dass es Zwerge tatsächlich gab. Von dem Moment an, als Michael, Emma und sie herausgefunden hatten, dass Magie Wirklichkeit war, hätte es auch an der Existenz von Zwergen nicht mehr den geringsten Zweifel geben dürfen. Ihre einzige Entschuldigung war der Umstand, dass sie in den letzten Tagen wirklich andere Dinge im Kopf gehabt hatte.
    »Ich habe es

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