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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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sie ihre kleine Schwester verloren. Gabriel, das Buch oder den Umstand, dass sie aus der Zukunft kamen, erwähnte Kate nicht.
    »Eure Schwester«, sagte der Zwerg. »Also gibt es noch eine von euch.«
    »Ja. Sie ist die Kleinste. Sie müssen uns gehen lassen, damit wir sie suchen können!«
    »Nun, eure Geschichte ist voller Lücken und Lügen, so viel ist klar. Aber ich muss zugeben, dass ein Kind da draußen nicht
herumwandern sollte, selbst wenn es ein nichtsnutziges, verbrecherisches Landstreicherkind ist. In unseren Verliesen ist es besser aufgehoben. Vermutlich haben die Salmac-Tar sie schon erwischt. «
    »Die Salmac-Tar«, wiederholte Kate und dachte an die Kreaturen, von denen Gabriel ihnen erzählt hatte, diejenigen ohne Augen und mit Fledermausohren, deren Klauen durch Knochen schneiden konnten. »Ich dachte, … die würden weiter unten leben …«
    »Sie sind frech geworden in letzter Zeit. Dringen in unsere Gebiete vor. Das ist der Grund, warum wir an den Grenzen patrouillieren. « Das Gesicht des Zwergs bewölkte sich. »Es ist alles ihre Schuld. Die Schuld der Hexe. Es ist eine Schande, die ganze elende …« Seine Stimme wurde leiser, und sie hörten ihn noch etwas murmeln, das wie »König«, »Hexe« und »scheußlich« klang.
    »Mylord«, sagte da plötzlich Michael und ließ sich auf die Knie nieder. »Ich fürchte, wir haben Euch gekränkt, indem wir uns nicht angemessen vorstellten. Mein Name ist Michael P. Das ist meine Schwester Katherine. Wir sind allein und in großer Gefahr, und wir bitten Euch im Namen von König Ingmar dem Freundlichen um Gnade und Hilfe in der Stunde unserer Not.«
    Die Zwerge verstummten und schauten ihn an. Auch Kate war verblüfft. Und dann brachen die Zwerge wie ein Mann wieder in Gelächter aus.
    »Habt ihr das gehört?«, rief der rotbärtige Zwerg den anderen zu, die allerdings zu sehr mit Lachen beschäftigt waren. »›Im Namen von König Ingmar dem Freundlichen‹«, imitierte er Michael, schüttelte den Kopf und wischte sich eine Lachträne aus
dem Augenwinkel. »Aye, das ist einfach köstlich. Einfach köstlich !«
    Michael schaute verwirrt und gekränkt drein.
    »Aber, aber«, sagte der rotbärtige Zwerg und legte ihm eine plumpe Hand auf die Schulter. »Wir machen doch nur Spaß. Was du gesagt hast, war gut gesagt und in der richtigen Art und Weise, wenn auch ein bisschen veraltet. Es war nur so unerwartet, es aus dem Mund eines kleinen menschlichen Kerlchens zu hören. Du weißt also ein bisschen über unsere Geschichte Bescheid ?«
    »J… ja«, stammelte Michael. »Über Ihre Geschichte. Ihre Traditionen. Ich weiß, was man mitbringt, wenn man bei einem Zwerg zum Abendessen eingeladen wird. Ich kann Ihnen sagen, wie die Erbschaftsgesetze der Zwergengemeinschaft lauten. Ich kenne die Texte von siebzehn Zwergentrinkliedern auswendig. Ich weiß alles, was man über Zwerge wissen kann.«
    »Ach tatsächlich?« Der Zwerg schob sein Gesicht ganz nah an Michaels heran. »Dann sag mir mal, Bürschlein, was ein Zwerg am allermeisten wertschätzt.«
    Kate erwartete, dass Michael harte Arbeit oder Handwerkskunst nennen würde oder Pflichtbewusstsein oder irgendeine andere Tugend, über die er immer erzählte. Aber er sagte etwas, das sie ihn noch nie hatte sagen hören. Und als er es aussprach, war seine Stimme sehr leise.
    »Das kann ich Ihnen sagen, denn das bewundere ich am meisten an Zwergen. Das Allerwichtigste für einen Zwerg ist … die Familie.«
    Kate hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    »Der Clan«, fuhr Michael fort, »die Familie, ist die Basis
der Zwergengemeinschaft. Zwerge kümmern sich umeinander. Wenn jemand ein Teil eines Clans wird, dann bleibt er das ein Leben lang. Er wird niemals … niemals allein sein. Niemals.«
    Kate fühlte die Tränen in ihren Augen. All die Jahre hatte Michael von kaum etwas anderem als von Zwergen geredet, und erst jetzt begriff sie: eine Familie, die einen nie im Stich ließ. Wären ihre Hände nicht gefesselt gewesen, hätte sie ihn in den Arm genommen und ihm versichert, dass sie und Emma immer und ewig seine Familie sein würden.
    »Da hast du ins Schwarze getroffen«, sagte der Zwerg. Kate sah die anderen Zwerge im Hintergrund bestätigend nicken. »Aber wie kommt es, dass du so gut über uns Bescheid weißt? Du bist zwar selbst ein bisschen kurz geraten, aber ich kann nichts besonders Zwergenhaftes an dir erkennen.«
    »Oh … wenn Sie einmal in meine Tasche …« Michael zappelte so

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