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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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ihre Stimme wieder in ihrer Gewalt hatte, sagte sie: »Ich werde sterben, nicht wahr?«
    »Dies hier wird die Ausbreitung des Giftes verlangsamen«, sagte er und verteilte den Rest der Paste auf der Wunde auf ihrem Rücken.
    »Schon gut.« Es brannte immer noch, aber der Schmerz schien von weit her zu kommen, als ob sie sich von ihrem Körper gelöst hätte. »Ich habe keine Angst. Aber würden Sie bitte Kate und Michael sagen, dass es mir leidtut? Dass ich weggelaufen bin, meine ich. Und sagen Sie Michael, dass das, was er gemacht hat, in Ordnung war. Vermutlich hätte ich das Gleiche getan. Und sagen Sie ihnen, dass ich sie lieb habe. Das ist das Wichtigste; das müssen Sie unbedingt sagen.«
    Gabriel verteilte noch den letzten Rest der Blätter-Wurzel-Mischung um die Wunde. Er hatte getan, was er konnte. Jetzt hing Emmas Überleben von ihrer eigenen Kraft ab – und davon, wie schnell er sie ins Dorf bringen konnte.
    Er nahm sich einen Moment, um sie zu betrachten, wie sie da im Licht der Lampe vor ihm lag. Er war immer ein Einzelgänger
gewesen. Aber mit diesem Kind fühlte er sich auf eine Art und Weise verbunden, wie er es noch nie bei irgendeinem Lebewesen empfunden hatte. Sanft legte er seine große Hand auf ihren Kopf. Sie hatte die Augen geschlossen. Trotz seiner Medizin entglitt sie ihm.
    »Du hast ein großes Herz.« Er strich ihr das Haar aus der schweißnassen Stirn. »Du wirst heute nicht sterben.«
    Und dann hörte er es. Klick-klick . Er schaute zu einer der Bogenöffnungen. Obwohl er nur Dunkelheit sah, wusste er, dass etwas da war. Gabriel kannte das Geräusch: Krallen auf Stein.
    Er warf einen Blick auf Emma. Sie war bewusstlos. Ein Glück.
    Er stand auf. Die Beine zitterten ihm von dem Gift, das durch seinen Körper pulsierte. Er nahm die Machete vom Rücken.
    Eine Flucht war aussichtslos. Die Kreatur war schon zu nah.
    Er stand da, der Bogenöffnung zugewandt, und wartete darauf, dass sie aus dem Schatten trat.
     
     
    »Ich leite also ein Waisenhaus! Erstaunlich! Was für Überraschungen das Leben doch für einen bereithält!«
    Kate und Michael saßen Dr. Pym gegenüber auf einem Strohhaufen. Die Flamme, die Dr. Pym zwischen ihnen auf dem Steinboden der Zelle abgestellt hatte, war zu einem fröhlich knisternden kleinen Feuer angewachsen.
    »Na ja, um ehrlich zu sein«, sagte Michael, »ist es ein ziemlich jämmerliches Waisenhaus.«
    »Michael!«
    »Aber es stimmt doch: In welchem Waisenhaus gibt es nur drei Kinder?«
    »Er hat recht«, sagte Dr. Pym. »Wie es aussieht, habe ich die
Sache nicht richtig angepackt. Besser gesagt: werde ich die Sache nicht richtig anpacken. In etwa fünfzehn Jahren, wenn ich es richtig verstanden habe.«
    Als der alte Zauberer aus der Dunkelheit getreten war, hatte Kate ihn nur verblüfft anstarren können. Sie hatte keinen Zweifel, dass es Dr. Pym war. Dies war keine ihrer Visionen. Aber was machte der Leiter des Waisenhauses in einem Verlies der Zwerge? Sie blieb stehen, wo sie war, mit dem Rücken gegen die Tür. »Dr. Pym? Was … was machen Sie denn hier?«
    Michael keuchte auf. »Das ist Dr. Pym? Der Dr. Pym?«
    »Hallo«, sagte der Zauberer und lächelte sie über die auf seiner Handfläche tanzende Flamme an.
    Kate musste sich an der Wand abstützen, um nicht umzufallen. Sie hatte das gleiche Gefühl wie damals in der Bibliothek, als sie den Mann kennengelernt hatte. Wie er da im Schatten stand, rührte er an etwas, das tief in ihrem Gedächtnis vergraben war.
    »Sie sind Dr. Pym?«, fragte Michael.
    »Der bin ich. Und wer bist du?«
    »Das ist Michael«, sagte Kate. »Unser Bruder. Er war an dem Tag, an dem Sie Emma und mich kennenlernten, nicht da.« Kate gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben. Sie musste einen klaren Kopf bewahren. Emma war in Gefahr. Sie brauchten Hilfe, wenn sie sie wiederfinden wollten. Aber konnten sie Dr. Pym vertrauen? Nachdem der erste Schock verflogen war, kehrte ihr Misstrauen gegen den alten Zauberer zurück.
    Er betrachtete sie: »Und wer bist du, meine Liebe?«
    Kate konnte nur ein schwaches »W... was?« hervorbringen.
    »Ich fragte, wer du bist. Ich freue mich immer, neue Bekanntschaften zu schließen. Aber deinen Worten entnehme ich, dass du mich bereits kennst.«

    »Aber ja! Wissen Sie es nicht mehr? Wir haben uns …« Die Worte erstarben auf Kates Lippen, als ihr klar wurde, dass sie und Emma den Zauberer erst in fünfzehn Jahren kennenlernen würden. Der Mann, der da in einem Tweedanzug vor ihr stand – zweifellos

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