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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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die schon probiert ?« Er hielt einen dicken, mit Vanillesoße gefüllten Donut in die Höhe, von dem er gerade ein großes Stück abgebissen hatte.
    »Sie haben den letzten genommen«, brummte Michael, der schon geraume Zeit mit dem Donut geliebäugelt hatte.
    »Oh, ich bitte um Verzeihung.« Dr. Pym brach ihn in zwei Hälften und reichte Michael die eine Hälfte. Es war eine ziemlich klebrige Angelegenheit, aber Michael wusste die Geste zu schätzen.
    »Und was haben Sie dann gemacht?«, fragte Kate ungeduldig.
    »Nun, mir war klar, dass ich einen Führer brauchte, jemanden, der die Tunnel unter der toten Stadt kannte und der die Höhle, die ich zu beschreiben wusste, finden würde. Ich ging zu dem einzigen Ort, an dem eine solche Person zu finden ist: an den Hof des Zwergenkönigs. Sind alle satt geworden? Ausgezeichnet. Dann ist es jetzt Zeit für eine Tasse Tee.«
    Aus einem kleinen eisernen Kessel goss Dr. Pym eine goldbraune, dampfende Flüssigkeit in drei Tassen. Er warnte sie, sich nicht die Zunge zu verbrennen, und erklärte, dass man aus Zwergeneisen ganz hervorragende Kessel schmieden konnte,
wenn es auch andernorts zu einem wahren Ärgernis wurde. Er lehnte sich zurück, stopfte seine Pfeife, zündete ein Streichholz an und saugte an dem Pfeifenstiel, bis die kleine Flamme den Tabak erfasst hatte. Dann stieß er eine dicke Wolke nach Mandeln duftenden Rauchs aus.
    »Jetzt kommen wir zum zweiten Teil meiner Erzählung. Zu der Sache mit Hamish.« Dr. Pym nahm einen kleinen Schluck aus seiner Teetasse. »Bis vor Kurzem wurden die Zwerge dieser Region von einer Königin regiert, von einer gerechten und klugen alten Dame, die eine gute Freundin von mir war. Während meines letzten Besuchs vor etwa fünf Jahren versicherte sie mir, dass ihr jüngerer Sohn – sie hatte zwei – nach ihrem Tod den Thron besteigen würde. Ihr jüngerer Sohn hatte alle Eigenschaften eines guten Königs: Treue und Wahrhaftigkeit und die ganzen anderen Tugenden. Ihr anderer Sohn, der ältere, war ein Trottel, ein Sklave seiner Leidenschaften und kein Freund übermäßiger Körperhygiene. Allen war klar, dass er ein erbärmlicher König sein würde. Aber kurz nachdem ich ihr Lebewohl gesagt hatte, starb die Königin, ohne ein Testament zu hinterlassen. Besser gesagt…« – hierbei warf Dr. Pym den Kindern einen bedeutungsschwangeren Blick zu – »… es wurde kein Testament gefunden. Und so wurde Hamish statt Robbie König.«
    »Was? Meinen Sie etwa Hauptmann Robbie?«, fragte Kate.
    »Richtig, ihr habt den guten Hauptmann Robbie ja kennengelernt. Er und Hamish sind Brüder. Allerdings so unterschiedlich wie Tag und Nacht, wie …« Er schwieg und suchte nach einem passenden Vergleich, gab es dann aber schulterzuckend auf. »Nun, Tag und Nacht trifft es recht gut. Hamish war noch nicht lange König, als die Gräfin mit ihren Morum Cadi auftauchte. Sie schmeichelte ihm mit Geschenken, machte ihm
Versprechungen und bat ihn untertänigst, ihr zu gestatten, in der toten Stadt zu graben. Sie sagte ihm nicht, wonach sie suchte. Sie tat so, als wüsste sie es selbst nicht so genau, behauptete, sie würde einem Gerücht folgen, einer Legende, die von einem verlorenen magischen Artefakt erzählte. Aber sie versprach ihm, ihren Fund mit ihm zu teilen, falls sie den geheimnisvollen Gegenstand aufspüren würde. Schließlich gab er ihr die Erlaubnis.«
    »Ist er denn blöd?«, fragte Kate.
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sagte Dr. Pym.
    »Aber selbst ihm dämmerte bald, dass er sich aufs Glatteis hatte führen lassen, dass die Gräfin genau wusste, wonach sie suchte, und keinesfalls die Absicht hatte, es mit ihm zu teilen. Ihr fragt euch jetzt vermutlich, warum Hamish sie nicht einfach mit Gewalt aus der toten Stadt vertrieben hat. Immerhin sind seine Soldaten bei Weitem in der Überzahl. Im Augenblick möchte ich nur so viel verraten. Er hatte einen Grund, einen guten Grund, um einer offenen Konfrontation mit der Gräfin aus dem Weg zu gehen. Und so saß er einfach auf seinem Thron und kochte vor sich hin – und er muss viele Tage bewegungslos dort gesessen haben, dem Gestank nach zu urteilen, der mir entgegenschlug.
    Er feierte gerade ein rauschendes Fest, als ich vorgelassen wurde. Ich glaube, der Esel bildete sich tatsächlich ein, ich wollte ihm zu seiner Thronbesteigung gratulieren. ›Was hast du mir mitgebracht, Zauberer?‹, waren seine ersten Worte. Ich erwiderte, dass ich kein Geschenk für ihn hätte, sondern im Gegenteil

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