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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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dir hätte, Zauberer«, sagte Robbie McLaur, während sie einen von Fackeln erleuchteten Korridor entlanggingen, »aber um das Wohl dieser Kinder willen möchte ich dich warnen: Mein Bruder ist kein Zwerg, der sich ungestraft den Bart zupfen ließe.«
    »Wir wissen Ihre Sorge zu schätzen, Hauptmann«, erklärte Dr. Pym, »aber wir kommen, glaube ich, gut allein zurecht.«
    »Soll mir recht sein. Es geht ja nicht um meinen Hals. Ich möchte nur nicht mit ansehen, wie diese Kinder in Stücke gehauen werden. Nicht wenn es sich vermeiden lässt. Da bin ich vermutlich etwas altmodisch.«
    Kurz darauf kamen ihnen Zwerge entgegen, die Tabletts mit den fettigen Überresten eines Festmahls schleppten. Einer trug
ein Joch, an dem ein Dutzend leerer Krüge baumelte und schepperte. An einer Kreuzung mussten sie sich eng an die Wand pressen, als zwei Zwerge ein Holzfass durch den Gang rollten und dabei brüllten: »Der König verlangt noch mehr Bier! Bier für den König!«
    »Oh je«, sagte Dr. Pym. »Ich hoffe, er ist nicht zu betrunken.«
    »Darauf würde ich kein Butterbrot wetten«, murmelte Robbie McLaur.
    Als sie sich einer riesigen goldenen Doppeltür näherten, rief der Zwergenhauptmann mit laut dröhnender Stimme: »Hauptmann Robbie McLaur in Begleitung der Gefangenen, die der König zu sehen wünscht!« Und die beiden Zwerge, die rechts und links der Tür Wache hielten, stießen beide Flügel auf, um sie einzulassen.
    Kate griff nach Michaels Hand.
    »Bleib dicht bei mir.«
    Michael nickte, sagte aber nichts. Er hatte Angst, dass Kate an seiner Stimme hören würde, wie aufgeregt er war, weil er den Thronsaal eines echten Zwergenkönigs betrat.
    »Und vielleicht wäre es besser, wenn du nicht ganz so breit grinsen würdest«, schlug Kate vor.
    »Ruhe!«, bellte Robbie McLaur, denn sie traten jetzt über die Schwelle. Doch er hätte gar nichts sagen müssen; der Anblick des Thronsaals genügte, um die Kinder zum Schweigen zu bringen.
    Es war der größte Saal, den sie je gesehen hatten. Er erstreckte sich schier bis in die Unendlichkeit. Die Decke war so hoch, dass die mächtigen Steinsäulen, die sie trugen, in einem Himmel aus Dunkelheit zu verschwinden schienen. Aber abgesehen von den Dimensionen des Saals, war es der überbordende
Reichtum, der die Kinder sprachlos machte. Die Diamanten in der Saaldecke funkelten wie Sterne am Nachthimmel. Der Boden war mit kostbaren Edelsteinen besetzt, die wie Steinfliesen Kante an Kante lagen. Wandgemälde aus Gold- und Silberintarsien erzählten von ruhmreichen Siegen der Zwerge über Trolle, Kobolde, Drachen und Horden von Salmac-Tar. Alles an diesem Thronsaal war dazu angetan, den Besucher zu überwältigen.
    Kate und Michael standen da und starrten.
    Dann sagte Kate: »Was für ein Schweinestall.«
    Überall standen stapelweise schmutzige Teller und Schüsseln herum, dazu verfaulende Essensreste und halb leere Bierkrüge und zwischen alledem lagen bewusstlose, schmutzstarrende Zwerge. Erschöpfte Dienstboten eilten am Rand des Thronsaals hin und her und ersetzten leere Teller und Krüge durch volle. Robbie McLaur ließ ein dumpfes, missbilligendes Knurren hören.
    »König Hamish ist berüchtigt für seinen Appetit«, raunte Dr. Pym. »Ein Festmahl dauert oft Tage, manchmal sogar Wochen.«
    »Das ist nicht richtig«, ließ sich Michael vernehmen. »So etwas sollte ein Zwerg nicht tun.«
    »Aye, mein Junge«, knurrte Robbie McLaur. »Du sprichst die Wahrheit.«
    »Na, guck mal einer an!«, ertönte eine Stimme vom anderen Ende des Saals. »Wenn das nicht der Taschenspieler ist. Und er hat ein paar Gören dabei! Her mit ihnen! Nix wie her mit ihnen! «
    Die Wachleute schoben die Gefangenen vorwärts. Vorsichtig wichen die Kinder schnarchenden Zwergen aus und stiegen über Pfützen sauer riechenden Biers.
    »Zu gütig, dass du Zeit für mich hast, Zauberer. Ha! Du Angeber !«

    Hamish saß mitten an einem langen Tisch. Rechts und links wurde er von Zwergen mit fettglänzenden Gesichtern flankiert. Ein paar von ihnen aßen und tranken noch missmutig, aber die meisten waren bewusstlos und lagen entweder mit dem Oberkörper auf dem Tisch oder seitlich an ihren jeweiligen Tischnachbarn gelehnt. Hamish war der Einzige von ihnen, der noch einen munteren Eindruck machte.
    Er war mit Abstand der größte Zwerg, den die Kinder bislang gesehen hatten. Obwohl er nicht größer als ein klein gewachsener Menschenmann war, besaß er eine ganz enorme Ausdehnung. Kate fand, dass er aussah wie

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