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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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eins von ihm erbitten würde.
    ›Oh tatsächlich?‹, schnaubte er. ›Habe ich vergessen, dass Weihnachten ist? Warum hat mich niemand daran erinnert? Hä?‹

    Ich erklärte, dass ich einen Führer bräuchte. Dass ich beabsichtigte, der Gräfin ein Schnippchen zu schlagen und das Gesuchte vor ihr zu finden. Ich hatte geplant, mir eine fantasievolle Geschichte auszudenken, um mein Vorhaben zu verschleiern, aber ich merkte wohl, dass Hamishs Misstrauen so übermächtig war, dass er den Braten sofort gerochen hätte. Jedenfalls zeigten meine Worte sofort Wirkung. Hamish sprang wie ein Tiger darauf an – wie ein dreckiger, stinkender, ungebildeter Tiger, wohlgemerkt.
    ›Du weißt, wonach sie sucht?‹, brüllte er.
    ›Das tue ich‹, erwiderte ich.
    Er verlangte, dass ich ihm alles erzählte. Ich weigerte mich. Er drohte mir. Ich weigerte mich immer noch. Er wurde wütend. Er schrie. Er spuckte. Er warf mit Tellern. Kippte Tische um. Er boxte seinen Kultusminister in den Bauch. Einen derartigen Aufruhr hatte ich noch nie erlebt, und die ganze Zeit plärrte er, dass der Gegenstand im Zwergenland verborgen sei, dass er den Zwergen gehörte, was bedeutete: ihm und niemandem sonst.«
    »Irgendwie hat er ja recht«, murmelte Michael.
    »Ich sagte Hamish«, fuhr Dr. Pym fort, »dass die Zwerge lediglich die Hüter des Gegenstands seien. Dass er ihnen nicht gehöre.
    ›Du weigerst dich also, mir zu helfen?‹, kreischte er. ›Du glaubst, ich könne dir nichts anhaben, Zauberer? Denkst du das, du Schurke? Du großer weißhaariger Trottel?‹
    Ich erwiderte, ich wüsste genau, dass er mir schaden könne, dass ich ihm aber trotzdem nicht verraten würde, was unter der toten Stadt vergraben liegt. Und so«, schloss Dr. Pym seine Erzählung und breitete die Arme aus, »endete ich in dieser Zelle. Das war vor vier Tagen.«

    Die Kinder schwiegen, hielten ihre dampfenden Teetassen in den Händen und dachten über Dr. Pyms Worte nach.
    Michael wollte wissen, ob Dr. Pym einen Schlüssel für das Gewölbe hätte.
    Der alte Zauberer lächelte. »So eine Art Schlüssel, ja. Aber ich habe genug geredet für einen Abend. Ihr seid müde und müsst jetzt schlafen. Ich habe so eine Ahnung, dass ihr morgen eure ganze Kraft brauchen werdet.«
    »Aber was ist mit Emma?« Kate hatte sich geduldig angehört, was Dr. Pym gesagt hatte, über das Buch, das Gewölbe, Hamish … Aber jetzt reichte es ihr. »Sie sagten, Sie würden nach ihr suchen! Wo ist sie? Geht es ihr gut? Lebt sie überhaupt noch? Können Sie uns das sagen?«
    »Sie war in großer Gefahr«, sagte Dr. Pym leise. »Aber das ist nun vorbei. Sie befindet sich in Gabriels Dorf, wo sie von der weisen Frau des Stammes versorgt wird. Ich versichere dir, meine Liebe, dass deine Schwester in Sicherheit ist.«
    Einen Augenblick lang waren Kate und Michael zu verblüfft, um zu sprechen.
    »Wirklich?«, fragte Kate dann.
    »Ja. Möchtest du es selbst sehen?«
    Kate nickte.
    Dr. Pym lächelte. »Also schön.«
    Und plötzlich war es Kate, als ob ihr ganzer Körper mit Sand gefüllt wäre. Ihre Arme und Beine wurden unsagbar schwer. Ihre Augenlider sanken herab. Instinktiv kämpfte sie gegen die Müdigkeit an. Sie fühlte, wie Michael gegen sie sackte.
    »Aber … «, murmelte sie, »… wir …«
    Sie war eingeschlafen, noch ehe ihr Kopf das Stroh berührte.
    Und sie träumte, sie sei wieder im Labyrinth, schwebte durch
einen der dunklen Gänge. Vor ihr war ein Licht; es kam aus einer Kammer. Sie bewegte sich darauf zu, kam aus dem Tunnel, und die Szene, die sie vor sich erblickte, war schlimmer als der schlimmste Albtraum. Emma lag bewegungslos auf dem Boden. Die untere Hälfte ihres T-Shirts war schwarz vor Blut. Kate sah einen Pfeilstumpf aus ihrem Rücken ragen. Gabriel stand über ihr, die furchterregende Machete mit beiden Händen gepackt. Die Kanten der Klinge schimmerten im Licht der Lampe. Und ihm gegenüber stand die entsetzlichste Kreatur, die Kate sich nur vorstellen konnte.
    Ihre Haut war von einem durchscheinenden Weiß, das an Kleister erinnerte, und gesprenkelt mit grünlichem Grind. Arme und Beine waren grotesk verlängert, der Rücken zu einem krummen Buckel mutiert, nachdem Generationen sich gebeugt durch die niedrigen Tunnel fortbewegt hatten. Die Krallen klackten und klickten auf dem Steinboden; die Augen waren milchig und blind, und die Ohren riesig groß, wie bei einer Fledermaus. Der Salmac-Tar stieß ein gurgelndes Zischen aus, das tief aus seiner Kehle zu dringen

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