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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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goldene Höhle. Man muss erst da durch.« Er deutete auf den dunklen See. »Am Grund des Wassers liegt ein Gang, durch den man schwimmen muss. Dann taucht man auf, und – was soll ich sagen? – ist in der goldenen Höhle. Aber Vorsicht.« Fergus zog eine lange Tonpfeife aus der Tasche und fing an, sie zu stopfen. »Irgendwas haust dort unten. Irgendwas Dunkles und Zappelndes.«
    Er strich ein Zündholz an und zog dreimal fest an seiner Pfeife, wobei seine Wangen nach innen gesaugt wurden. Dann lehnte er sich zurück und ließ einen großen, trägen Rauchkringel emporsteigen. Keiner der anderen Zwerge sagte etwas.
    »Das ist nicht gut«, flüsterte Wallace und rückte zu Kate und Michael. »Gar nicht gut.«
    »Was soll das heißen, irgendwas haust da unten?«, wollte Hamish wissen. » Was haust dort unten?«
    Der alte Zwerg zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Bin selbst nie da unten gewesen. Ich bin doch nicht blöd.«
    »UND WOHER WEISST DU DANN VERDAMMT NOCH MAL, DASS DIES DER WEG ZU DER VERDAMMTEN GOLDENEN HÖHLE IST?!?!«
    So tief unter der toten Stadt sie auch waren, so fragte sich Kate trotzdem unwillkürlich, ob die Kreischer der Gräfin Hamishs Gebrüll hören konnten.
    Fergus blies gelassen einen weiteren Rauchkringel in die Höhe. »Mein Bruder ist mal hindurchgetaucht. Hat mir alles darüber erzählt.«
    »Und warum rede ich dann nicht mit deinem Bruder anstatt mit dir nutzlosem Klappergestell? Hä?!«
    »Vermutlich weil er tot ist. Ich weiß es noch wie heute. Ich saß genau hier, wo ich jetzt stehe, und rauchte meine Pfeife. Es
geht nichts über eine anständige Pfeife. Dennis – das war mein Bruder – verschwand im Teich und ich wartete und wartete. Ich wartete schrecklich lange, bis er wieder auftauchte. Sein Kopf tanzte dort drüben auf der Wasseroberfläche, und er sagte: ›Fergus, alter Knabe, da ist ein Tunnel und der führt zu einer wundervollen goldenen Höhle!‹ – ›Zu einer goldenen Höhle?‹, fragte ich. – ›Aye‹, sagte er. ›Und es ist echtes Gold?‹, fragte ich. – ›Kein echtes Gold‹, sagte er. ›Es ist – Argh!‹«
    »Argh?«, spie Hamish hervor. »Was zum Donner soll ›Argh!‹ < bedeuten?«
    »Gar nichts. Das ist das Geräusch, das er von sich gab, als das Monster ihn auffraß. Hat ihn geradewegs am Hals gepackt und in die Tiefe gezogen. Argh.«
    Eine ganze Weile sagte niemand etwas.
    Dann ging Hamish in die Luft. Er hüpfte herum, brüllte und spuckte und schlug mit seiner Axt wütend auf Boden und Wände ein. Eine Sekunde lang befürchtete Kate, er würde damit auf Fergus losgehen, der dasaß und seine Pfeife rauchte und sich keine Mühe gab, das belustigte Grinsen auf seinem Gesicht zu verbergen.
    »Zwerge sind keine besonders guten Schwimmer«, flüsterte Michael. »Das waren sie noch nie.«
    »Ich denke nicht, dass Schwimmen das Problem ist«, erwiderte Kate.
    Geräuschvoll in seinen Bart prustend, schob Hamish sein Gesicht nah an das des alten Zwerges heran. »Das also ist dein verdammter geheimer Weg? Du willst uns durch das Wohnzimmer von irgendeinem Unterwasserungeheuer schicken?!«
    Fergus zuckte mit den Schultern. »Das ist nicht mein Weg. Das ist der Weg. Der einzige Weg.«

    Hamish funkelte ihn an, und Kate sah, wie er seine Axt fester packte, als ob er überlegte, ob er dem alten Zwerg damit den Kopf abschlagen sollte, aber dann drehte er sich um. »Also schön! Rein in den Teich!« Er lächelte Kate und Michael höhnisch an. »Und das gilt auch für euch beide!«
    Fergus blies einen dritten Rauchkringel in die Luft und kicherte leise. »Argh.«
    Die Gruppe trat zu dem dunklen See. Die Zwerge mussten ihre schweren Stiefel ausziehen und auch ihre Waffen ablegen. Nur die einfachen, schmalen Dolche, die sie bei sich trugen, behielten sie. Kate und Michael entledigten sich ihrer Jacken und Schuhe. Kate steckte die beiden Fotos, die sie bei sich hatte – das von ihr in ihrem Schlafzimmer und dasjenige, das Abraham ihnen gegeben hatte, das letzte, das er jemals gemacht hatte –, in die Gesäßtasche ihrer Jeans. Der Anblick von Abrahams Foto brachte die Erinnerung an jenen Morgen zurück, den sie mit Emma bei ihm verbracht hatte. Obwohl nur ein paar Tage seitdem vergangen waren, kam es Kate so vor, als ob diese Erinnerung zu einem anderen Leben gehörte.
    »Schaffst du das?«, fragte Michael. »Aber klar doch.« Von den Geschwistern war Kate bei Weitem die schlechteste Schwimmerin. In den ersten Waisenhäusern, in die man sie gebracht hatte, hatte

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