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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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man sich nicht die Mühe gemacht, ihnen Schwimmunterricht zu geben. Als Kate es schließlich lernte, war sie fast neun, und sie hatte ihre Angst und Unsicherheit im Wasser nie ganz ablegen können. Sie hatte immer das Gefühl, dass sie jeden Moment ertrinken könnte. Und während sie jetzt ihre zusammengerollten Socken in die Schuhe stopfte, zitterten ihre Hände.
    Die Zwerge tauchten vorsichtig ihre Zehen ins Wasser und
zogen sie blitzschnell wieder heraus. »Vielleicht ist es tot, was immer es auch war«, hörte Kate einen von ihnen murmeln. Fergus saß immer noch kichernd und rauchend hinten in der Höhle. Der schwarzbärtige Wallace kam mit zwei glühenden Kristallen zu den Kindern.
    »Die werdet ihr brauchen. Sieht so aus, als sei es stockdunkel da unten.«
    »Vielen Dank«, sagte Kate. Trotz des Lichts, das er abstrahlte, lag der Kristall kühl in ihrer Hand.
    »Los geht’s.« Hamish trat an den Rand des Sees. »Verschwenden wir keine Zeit.« Und damit packte er einen Zwerg und warf ihn ins Wasser.
    Es gab ein lautes Platschen und dann tauchte der Zwerg wieder auf. Sein Kopf wippte auf dem Wasser, während er mit den Armen um sich schlug, um oben zu bleiben. »Unter Wasser mit dir! «, brüllte Hamish und hob einen großen Stein auf. Weil er sah, dass er keine andere Wahl hatte, holte der Zwerg tief Atem und tauchte unter. Kate sah, wie sich das Schimmern des Kristalls langsam entfernte und dann ganz verschwand. Wieder platschte es auf: Hamish hatte einen zweiten Zwerg in den See geworfen.
    Einer aus dem Gefolge wich zurück. »Ich kann nicht schwimmen, Majestät.«
    »Dann wird’s höchste Zeit, dass du’s lernst!«
    Und auch dieser Zwerg landete im Wasser und tauchte unter.
    Hamish wandte sich zu Kate und Michael. »Geht ihr freiwillig rein oder muss ich euch auch hineinwerfen? Nass werdet ihr so oder so!«
    »Komm mit«, sagte Kate.
    Sie und Michael wateten in das dunkle Wasser. Es war so
kalt, dass Kates Füße und Fußknöchel nach wenigen Augenblicken wehtaten. Sie kamen zu einem Absatz auf dem Grund des Sees. Das Wasser reichte Kate kaum zu den Knien. Aber der nächste Schritt würde sie in die Tiefe ziehen.
    »Michael, deine Brille.«
    »Oh, danke.« Er setzte die Brille ab und steckte sie in die Brusttasche seines Hemdes, wobei er darauf achtete, dass er den Kristall nicht fallen ließ.
    »Geh du zuerst rein. Du kannst schneller schwimmen als ich. Ich will dich nicht aufhalten.«
    »Kate …«
    »Ich schaffe das schon.«
    Obwohl er nickte, fragte sie sich, ob sie so wenig überzeugend klang, wie sie sich fühlte. Und einen kurzen Augenblick lang wurde ihr der Irrsinn ihrer Situation in aller Deutlichkeit bewusst. Sie waren mitten in einem Berg, unter den Ruinen einer uralten Zwergenstadt, und würden in einen schwarzen See tauchen, wo möglicherweise ein hungriges Ungeheuer lebte, nur um ein verloren gegangenes Zauberbuch auszugraben. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Sie wollte schon zurückweichen und Michael mit sich ziehen, als eine grobe Hand ihr von hinten einen Stoß versetzte.
    »Rein mit euch!«
    Das eiskalte tiefschwarze Wasser verschluckte sie. Kate sah, wie sich Michaels Kristalllicht langsam und stetig von ihr wegbewegte. Er schwamm nach unten. Sie folgte ihm, voller Panik bei der Vorstellung, dass sie ihn aus den Augen verlieren könnte. Nach ein paar Schwimmzügen hatte Michael seinen Rhythmus gefunden. In diesem Moment sah Kate ein zweites Licht vor ihm in der Dunkelheit, und dann, noch weiter entfernt, ein
drittes, schwach und verschwommen. Sie erkannte, wie weit sie schwimmen musste.
    Keine Panik, beschwor sie sich. Nur keine Panik.
    Sie schwammen jetzt in einer schmalen Rinne, rechts und links von ihnen Felswände und über ihren Köpfen die steinerne Decke. Und unter ihnen… Kate schaute nicht nach unten. Sie konzentrierte sich auf das Licht von Michaels Kristall und auf ihre eigenen, schwächlichen Schwimmzüge. Sie konnte nicht einschätzen, wie viel Zeit vergangen war. Ihre Arme wurden schwer. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Am schlimmsten aber war der Druck auf ihren Lungen; sie hatte das Gefühl, dass sie in sich zusammenfielen, dass auch das letzte Quäntchen Atemluft aus ihnen herausgepresst wurde. Sie versuchte, sich einzureden, dass sie Schritt halten konnte, dass sie nicht zurückfiel, obwohl das Schimmern von Michaels Kristall immer schwächer wurde.
    Dann stieß etwas gegen ihren Fuß.
    Eisiger Schrecken durchfuhr sie und sie wirbelte herum. Sie sah etwas im

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