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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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Arm fest, bis sie stabil stand. Dann ließ er sie los, warf Jona noch einen warnenden Blick zu und folgte ihr.
    Sie lief, als sei sie seekrank, schwankte nach links, dann nach rechts, stolperte über ihre eigenen Füße und schwankte wieder nach links. Sie war high vor Glück. Völlig berauscht. Voller Kraft, mit der sie nicht umzugehen wusste. Doch gleichzeitig war sie so schwach auf den Beinen, dass sie immer wieder fast hinfiel. »Waswill sie denn?«, fragte sie benebelt und hielt sich an der Wand fest, als sie durch den langen Flur liefen. Als sie die Stufen hinab gingen, half Ramon ihr.
    »Sie will mit deiner Hilfe herausfinden, wo dein Vater ist.«
    Mia sah ihn überrascht an. Sie hatte immer noch rote Wangen. »Wie?«, fragte sie jetzt neugierig. Es schien, als sei sie jetzt wieder ganz da.
    Ramon antwortete nicht, sondern ging mit ihr einfach in den Raum, in dem Alva schon wartete. Sie machte ein viel zu ernstes Gesicht. Mia kam zu ihr und fragte sie, was los sei, doch sie bat sie nur sich hinzusetzen. Alva setzte sich neben sie und sagte: »Ich will mit deiner Hilfe mentalen Kontakt zu deinem Vater herstellen, um herauszufinden, wo er ist. Ist das in Ordnung für dich?«
    Mia sah Ramon überrascht an, der ebenfalls viel zu ernst guckte und wandte sich dann wieder Alva zu. »Sagt ihr mir, was los ist?«
    »Bitte, Mia. Ich brauche dein Einverständnis dafür.«
    Mia nickte und ließ es zu, dass Alva jetzt ihre Hand nahm und sie in ihren beiden Händen einschloss. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, holte tief Luft und schloss die Augen. Mia sah noch einmal fragend zu Ramon auf, doch der fixierte ausschließlich Alvas Gesicht. Sie vermutete, dass er ihre Gedanken las.
    »Mia, kannst du jetzt bitte an deinen Vater denken? Ich brauche einen Zugang.«
    Mia rief sich sofort eine Szene in Erinnerung, in der ihr Vater mit ihr die Atemübungen machte, auf die er immer so viel Wert gelegt hatte. Sie wusste nicht, warum sie jetzt ausgerechnet daran dachte. Er bat sie tief einzuatmen und beim Ausatmen alles loszulassen. Jeden Kampf, jeden Schmerz, all ihre Ängste und Sorgen. Er wollte immer, dass sie alles akzeptierte. Ganz besonders sich selbst. Als sie diese Szene sah, wurde ihr bewusst, dass er kläglich gescheitert war. Es gab in ihr nicht einen Hauch von Akzeptanz. Ihr ganzes Dasein, ihr ganzer Körper und ihre Seele, waren ein einziger Kampf. Und dieser Kampf richtete sich hauptsächlich gegen sie selbst. Ihr Vater war so liebevoll zu ihr und er gab sich so viel Mühe. Doch es schien hoffnungslos zu sein. Sie war nicht wie er. Er war wie ein Gebirge aus Selbstsicherheit und es gab nichts, das ihn je aus der Fassung brachte oder ihmAngst einjagte. Und sie war das absolute Gegenteil. Bis auf ihr Aussehen hatte sie nichts von ihm.
    Auf einmal zuckte Alva zusammen und wich mit dem Oberkörper zurück. Ihre Augen blieben jedoch geschlossen. Ihr Gesicht wirkte ängstlich.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Mia.
    Sie nickte nur, lehnte sich wieder vor und verzog das Gesicht, als habe sie Schmerzen.
    Auf einmal wurde Ramon unruhig. Er stand still da, starrte Alvas Gesicht wie versteinert an und atmete kaum, doch sie spürte und sah seinen Augen an, dass in ihm etwas tobte. Sie hätte so gern gewusst, was er gerade sah, traute sich aber nicht zu fragen. Sie wollte nicht, dass der Kontakt abbrach, wenn sie jetzt dazwischen redete.
    Alva schien jetzt auch den Atem anzuhalten und auf ihrer Oberlippe bildeten sich kleine Schweißperlen. Auf einmal sprang sie so plötzlich von ihrem Stuhl auf, dass Mia vor Schreck kurz aufschrie. Der Stuhl kippte hinten über und Alva taumelte zum nächsten Tisch, um sich dort schwer atmend abzustützen.
    Mia sprang ebenfalls auf und lief zu ihr. »Was ist?«, rief sie ängstlich. »Habe ich dir weh getan?«
    Alva sah sie entrückt an. »Natürlich nicht«, hauchte sie.
    »Das kann nicht sein!«, schrie Ramon durch den ganzen Raum. Sein Gesicht drückte Bestürzung aus und Schmerz. Er stand auf einmal da wie ein Junge, den man verlassen hatte. Völlig verloren. »So etwas würde er nicht tun! Du irrst dich!«
    Mia riss erschrocken den Kopf herum. »Er würde was nicht tun?« Sie schrie auch fast. Panik stieg in ihr auf.
    Alva setzte sich auf die Tischkante. »Ich habe keinen Einfluss auf diese Bilder, Ramon. Ich kann nichts dafür!«
    »Woher weißt du, dass es nicht deine eigenen Gedanken waren? Das wünscht du dir doch!« Wut mischte sich in sein ängstliches Gesicht.
    »Was ist los?«, rief

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