Emilia - Herzbeben
herein und teilte Mia mit, dass sie besser nach Hause fahren sollten, da sich ihre Mutter gewiss schon Sorgen machte. Er ging noch einmal um den Tisch herum zu Jona und sagte: »Du denkst bitte dran, Jona, ja?«
Jona nickte und gab ihm die Hand. In diesem Moment stockte Mia. Genau diese Szene hatte sie in ihrer Vision gesehen!! Sie starrte die beiden fassungslos an. Die Art, wie sie sich ansahen, wie sie sich bewegten, wie sie angezogen waren, alles stimmte! Sie hatten also Recht gehabt. Sie hatte tatsächlich eine Vision gehabt! Ihr wurde vor Schreck eiskalt. Würde also auch die Szene auf dem Feld tatsächlich stattfinden? Dieser Gedanke machte ihr fürchterliche Angst. Nicht, wegen des Wesens, vor dem sie sich seltsamerweise immer noch nicht fürchtete, sondern wegen Jona. Sie wollte nicht, dass ihm etwas passierte. Sie mochte ihn. Sie mochte ihn viel zu sehr.
12
Jetzt, wo sie durch die Straßen fuhren und sie all die Menschen sah, wie sie einkaufen gingen oder sich mit Freunden trafen, kam ihr diese Geschichte mit dem Teufel auf einmal wieder völlig verrückt vor. Sie konnte einfach nicht glauben, dass es Schatten gab und Vampire, die unbemerkt unter den Menschen lebten. Sie hatte noch nie einen gesehen! Wie sahen die überhaupt aus? Sie mussten doch irgendwelche Merkmale haben, an denen man sie erkannte. Als sie an einem Laden für Betten vorbei fuhren, fiel Mia der Keller wieder ein. Und der Waffenschrank.
»Hast du deswegen all die Waffen in deinem Keller?«, fragte sie gerade heraus. »Weil du dich vor denen schützen willst?«
Jetzt sah Walt sie auf einmal so erschrocken an, dass er fast über die rote Ampel fuhr. »Du warst in meinem Keller??«, fragte er entsetzt, nachdem er den Wagen erfolgreich zum Stehen gebracht hatte.
Mia sah aus dem Seitenfenster. »Da gab es gar keine Spinnen«, sagte sie nur.
»Oh Mia, das habe ich nur gesagt, damit du da nicht hinunter gehst! Deine Mutter hat mir gesagt, dass du nie einen Keller betrittst, weil du Angst vor Spinnen hast!«
Mia senkte den Blick. »Wobei habt ihr mich noch belogen? Gibt es auch noch Elfen und Kobolde? Schlafen die in dem Bett da unten?«
Jetzt fuhr Walt rechts ran und parkte den Wagen vor einer Eisdiele. »Mia, hör zu! Ich kann verstehen, dass du wütend bist. Aber all das ist nur geschehen, um dich zu schützen! Glaub mir! Wenn deine Mutter erfährt, dass wir dir von dieser Geschichte erzählt haben, wird sie sofort mit dir das Weite suchen!«
Jetzt sah Mia ihm wütend ins Gesicht. »Wozu? Wozu soll das gut sein? Denkt sie, dass sie mit den ganzen Umzügen vor diesen Wesen fliehen kann?« Auf einmal wurde Mia etwas klar. All die Gründe, die es immer für die Umzüge gegeben hatte. Es waren nur Vorwände gewesen. Lügen! Eine Fassade, um die Wirklichkeit zu verschleiern. Sie waren geflohen! Sie waren vor diesen Wesen geflohen!
»Ja, Mia«, sagte Walt jetzt. »Das glaubt sie. Sie will dich beschützen. Deine Eltern ziehen mit dir von Stadt zu Stadt, um dich vor ihnen zu beschützen und deswegen kannst du ihnen ihre Lügen nicht übel nehmen. Sie tun das alles nur für deinen Schutz!«
Mia machte ein verwirrtes Gesicht. »Wieso?«, hauchte sie. Wieso dieser ganze Aufwand? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass alle Menschen, die von diesen Wesen wussten, wie verrückt durch die Weltgeschichte zogen, um eine Begegnung mit ihnen zu vermeiden. Zumal sie doch, wie Alva sagte, sowieso überall waren. Wie sollte man denn dann vor ihnen fliehen? Und wieso überhaupt? Hatten sie es irgendwie auf sie abgesehen? »Was sollten die denn von mir wollen?«, fragte sie irritiert. »Ich bin nicht gerade ein Leckerbissen.«
Jetzt musste Walt schmunzeln. »Es wird sich alles mit der Zeit aufklären. Bleiben wir erst mal dabei, dass wir deiner Mutter nichts sagen, okay? Ich will einen geeigneten Moment abpassen, damit sie nicht wieder überstürzt die Stadt verlässt.«
Mia sah ihn lange an. »Was ist mit ihr passiert«, fragte sie dann zögerlich, »dass sie solche Angst vor denen hat?« Sie wusste nicht, ob sie das wirklich hören wollte. Wenn sie ihr etwas angetan hatten, wollte sie es lieber nicht wissen. Dann wäre sie vor Wut und Schmerz vermutlich daran zerbrochen. Wenn sie sich nur vorstellte, dass sie sie gebissen hatten oder ähnliches, wurde ihr ganz schlecht.
»Das«, seufzte Walt, »erzählt sie dir besser selbst. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist«, fügte er noch hinzu. »Jetzt bleibst du erst mal einfach immer in der Nähe deiner Freunde.
Weitere Kostenlose Bücher