Emilia - Herzbeben
angegriffen worden bist«, flüsterte sie.
Walt senkte den Kopf. »Ja. Wir haben versucht all das von dir fernzuhalten. Deine Mutter, dein Vater, Alva und ich, wir sind ihnen alle schon begegnet. Und einige der Schüler im P-Bereich meiner Schule haben auch schon Bekanntschaft mit ihnen gemacht. Wir wollten nicht, dass du damit konfrontiert wirst, Mia. Aber die Lage hat sich geändert und ich bin der Meinung, dass du wissen solltest, was du da gesehen hast. Wir werden natürlich mit allen Mitteln versuchen eine solche Begegnung zu vermeiden. Aber du solltest vorbereitet sein.«
Mia musste fast lachen. Vorbereitet sein worauf ? Auf eine Begegnung mit einem Schattenwesen? Seinem Gesicht nach zu urteilen meinte er das tatsächlich ernst. Doch Mia begann langsam an seinem Verstand zu zweifeln. Und auch an dem Verstand aller anderen Anwesenden. Sie wartete schon darauf, dass irgendjemand mit einer versteckten Kamera aus einer Ecke sprang und ihr das verdutztes Gesicht zeigte, dass sie die ganze Zeit machte.
Alva schlug jetzt das dicke, schwarze Buch auf und blätterte vorsichtig in den Seiten. Nadja und Jona lehnten sich vor, um einen Blick erhaschen zu können. »Es heißt«, begann Alva mit geheimnisvoller Stimme, »dass sich von Anbeginn der Menschheitaus all der Boshaftigkeit, den negativen Gedanken und Gefühlen, den Ängsten und verbotenen Begierden der Menschen ein Wesen geformt hat. Ein Wesen aus reiner, negativer Energie. Viele nennen es den Teufel.«
Mia sah Alva ungläubig an. Das konnte jetzt unmöglich ihr ernst sein. Der Teufel?
»Ich weiß, es klingt verrückt, Mia. Aber hör dir die Geschichte zu Ende an, bevor du urteilst. In Ordnung?« Mia nickte seufzend und Alva deutete jetzt auf ein Bild in dem Buch, auf dem ein schwarzer Schatten zu sehen war. Mia erschrak. Genau so einen Schatten hatte sie in ihrer Vision gesehen! Die Menschen drum herum waren winzig klein und krümmten sich. »Dieses Wesen löst überall dort, wo es auftaucht, dieselben Emotionen aus, aus denen es entstanden ist. Denn es muss sich davon nähren. Wut, Hass, Angst, Gier und Schmerz sind seine Nahrung und deshalb geht es seit Menschengedenken durch die Welt und verbreitet Dunkelheit, um sich zu stärken. Es ist überliefert, dass seine Gestalt so groß war wie ein Gebirge. Ein unvorstellbares Ausmaß an dunkler Energie, die aussah, wie schwarzer Nebel. Überall sind in seiner Gegenwart die Menschen gestorben und es erkannte, dass es auf diese Weise nicht lange überleben würde. Denn wenn alle Menschen vernichtet waren, gab es niemanden mehr, der es nähren konnte. Also konzentrierte das Wesen seine Energie und erschuf sich einen menschlichen Körper, der so schön war, dass niemand – weder Mann noch Frau – ihm widerstehen konnte. In diesem Körper war er nun in der Lage, seine tödliche Aura zurückzuziehen, um unerkannt unter den Menschen zu weilen. In dieser Gestalt erschuf er sich weitere Wesen. Zuerst kleine Schatten, die Angst und Schrecken verbreiten sollten, damit er genug Nahrung hatte. Doch schon bald strebte er nach viel mehr Macht und erschuf menschenähnliche Wesen, die sich unter das Volk mischen und ein normales Leben führen sollten. Er setzte sie in Machtpositionen ein, damit sie von dort aus seine teuflischen Fäden ziehen konnten. Sie waren Anführer jeglicher Art, ausgestattet mit übermenschlicher Kraft. Sie waren unsterblich und ihre Blicke konnten einen Menschen in Hypnose versetzen.«
Mia sah sie skeptisch an. Sprach sie jetzt von Vampiren? Siedachte sofort an Sylvia, das rothaarige Mädchen, das immer von Vampiren geträumt hatte.
»So manipulierten sie die Welt, wie es dem teuflischen Wesen passte. Doch sie hatten auch Schwächen und so sehr es das Böse auch versuchte, er konnte ihnen diese Schwächen nicht nehmen.«
»Was für Schwächen?«, fragte Mia. Sie glaubte ihr zwar kein Wort, aber sie wollte die Geschichte wenigstens verstehen.
»Sie mussten Blut trinken, um zu überleben.« Alva blätterte jetzt um und deutete auf ein Bild, auf dem ein Vampir zu sehen war, der seine Zähne gerade in den Hals eines Menschen bohrte. Nadja machte ein angeekeltes Geräusch. »Sie hatten menschliche Körper und brauchten etwas Lebendiges, um diese Körper am Leben zu erhalten. Doch sie waren gierig und ungehalten. Sie mussten trainiert werden, um ihren Durst zu kontrollieren, denn sie metzelten die Menschen nieder, die die Nahrungsquelle für den Teufel waren. Er hörte nicht auf, weitere von ihnen zu
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