Emilia - Herzbeben
Sie werden dich beschützen. Und was deine Vision angeht, da werden wir uns etwas überlegen. In Ordnung?«
Nach langem Zögern nickte sie schließlich. Es blieb ihr ja auchnichts Anderes übrig. Doch sie wusste schon jetzt, dass sie nach Beweisen suchen würde, die es ihr leichter machten diese verrückte Geschichte zu glauben, oder sie zu widerlegen. Als sie nach Hause kamen, tat Mia so, als sei nie etwas vorgefallen. Sie grüßte ihre Mutter, erzählte ihr von belanglosem Schulalltag und erwähnte noch ihre Freunde, was Anna sehr erfreute. Seit langer Zeit sah sie ihre Mutter endlich mal wieder fröhlich. Es fiel ihr zwar schwer, mit dem was sie jetzt wusste, hinter dem Berg zu halten, doch wenn sie ihre Mutter lächeln sah, wusste sie, wofür sie es tat.
Als sich jedoch das nächste Mal eine Gelegenheit ergab, nahm sie sich den Schlüssel, den Walt einfach nur auf den Türrahmen gelegt hatte und ging wieder in den Keller hinunter. Das Bett war wieder säuberlich gemacht und glatt gezupft, aber dieses Mal war der Waffenschrank abgeschlossen. Mia suchte überall nach dem Schlüssel und fand ihn schließlich in dem kleinen Nachtschrank neben dem Bett. Dieses Mal durchsuchte sie den Schrank gründlicher. Es hingen hauptsächlich Messer in dem Schrank und diverse Lederriemen, an denen Klingen befestigt waren. Sie nahm sie in die Hand und fragte sich, was man damit anstellte. In einer Schublade entdeckte sie dann viele kleinere Armbinden. Sie waren schwarz und an den Seiten mit Knöpfen versehen. Es waren die Armbinden, die auch Nadja und Jona trugen. Mia zog sich eine davon über das Handgelenk. Offenbar stellte Walt diese Armbinden für sie her. Mia fummelte beschäftigt an den Knöpfen herum, schaffte es aber nicht, sie zu öffnen. Erst, als sie oben an dem Riemen riss, sprang das Armband auf und es schossen drei spitze Klingen nach vorn. Mia erschrak und schlug versehentlich mit dem Arm gegen die Schranktür, wobei sich unter den Klingen drei Knoten aus Leder zwischen ihre Finger schoben. Als sie die Hand umdrehte, erkannte sie den Sinn dahinter. Sie machte eine Faust, wobei die Klingen wie Krallen zwischen ihren Knöcheln hervortraten. Damit konnte man jemandem diese Klingen in den Leib rammen. Sie zog das Armband entsetzt wieder von ihrem Arm, bastelte es wieder zusammen und schob es zu den anderen in die Schublade zurück. Dann schloss sie den Schrank und entfernte sich ein paar Schritte davon. Wie konnte er diesenTeenagern nur diese Waffen andrehen? Was war, wenn sie sich damit verletzten? Sie sah hinüber zu der Werkbank, in der es ebenfalls eine große Schublade gab. Auch diese öffnete sie und fand dort haufenweise getrocknete Pflanzenbüschel vor. Es waren dieselben, die überall im Haus an den Decken hingen. Sie rochen so intensiv, dass Mia die Schleimhäute begannen zu brennen. Sie schob sie zur Seite und fand eine kleine Mappe, die sie schnell herauszog. Als sie sie öffnete, fand sie einige Notizzettel, auf denen Rezepte und andere Anweisungen standen. Vampirabwehr! In Kombination 3 über die Türschwelle hängen , stand auf dem einen Zettel. Unterschrieben mit dem Namen Alva. Als sie die anderen Notizzettel betrachten wollte, verschwamm aber alles vor ihren Augen, denn sie fingen plötzlich an zu brennen und zu tränen. Schnell schob sie die Mappe wieder unter die Büschel, schloss die Schublade und suchte die Treppe. Sie konnte die Augen kaum noch öffnen. Was war das bloß für Kraut, dass es einem die Schleimhäute verätzte? Und warum hing es überall im Haus an der Decke? Selbst in Mias Zimmer hing ein Büschel. Sie lief schnell hinauf und schloss sich in ihrem Zimmer ein, wo sie erst einmal wartete, bis sie wieder sehen konnte. Dann holte sie sich ihren Schreibtischstuhl, kletterte hinauf und zog das Krautbüschel von der Decke. Als sie es näher betrachtete, brannte es wieder in ihrer Nase. Sie öffnete das Fenster und warf es hinaus. Kurz darauf spürte sie ihre Hände schmerzen. Sie betrachtete ihre Handflächen und stellte entsetzt fest, dass sie mit Brandblasen übersät waren. Sie strich vorsichtig mit einem Finger darüber und zischelte. Es brannte wie Feuer. »Was zur Hölle …«, flüsterte sie und ließ sich ratlos auf das Bett sinken. Warum hängte ihr Großvater überall im Haus dieses Kraut auf, wenn es so gefährlich war? Doch dann kam ihr ein entsetzlicher Gedanke. Sie erinnerte sich an den Notizzettel, der unter den Krautbüscheln in der Mappe gelegen hatte. Darauf hatte Alva
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