Emilia - Herzbeben
Gebrauchsanweisungen für dieses Kraut gegeben. Es sollte der Abwehr dienen. Der Abwehr von … Vampiren.
13
Sie fuhren auf die Stadt zu und betrachteten ehrfurchtsvoll die Lichter, die eingebettet in die schwarze Hügellandschaft wirkten, wie kleine Glühwürmchen in der Nacht. Kell erinnerte sich an die Geschichte, die ihm erzählt worden war, die Geschichte, die sich hier in diesem Ort abgespielt hatte und die seit dem jedes Wesen kannte. Er wurde sehr andächtig bei dem Gedanken daran. Ebenso erging es Malina.
»Ob man noch Spuren davon sieht?«, fragte Malina leise und blickte gebannt auf die Lichter.
»Sie werden alles repariert haben«, sagte Kell.
»Ich möchte die Brücke sehen. Die Brücke, auf der er gestorben ist«, bat sie ihren Bruder und sah ihn bittend an.
»Malina, das ist keine Pilgerfahrt! Ich bin froh, dass ich durch meine Nachricht ein wenig Ruhe in die Sache gebracht habe und er nicht seine persönliche Armee losschickt, um diese Stadt endgültig platt zu machen. Wir sollten vorerst alles für uns behalten und niemandem sagen, wo wir sind, bis wir Genaueres wissen.«
Malina nickte seufzend. Es konnte sie nicht viel aus der Fassung bringen. Aber diese Geschichte erschütterte selbst die Grausamsten von ihnen, auch wenn sie es nicht zugaben. »Erinnerst du dich? Ein Jahr nachdem …«, sie holte tief Luft, »nachdem er getötet wurde, hat er in diesem Ort das erste Mal die Gefahr gespürt.«
Kell nickte. »Ja, du hast Recht. Er hat seine Schatten geschickt«, erinnerte sich Kell. »Sie haben die ganze Stadt durchkämmt, aber nichts gefunden.«
»Danach war 16 Jahre lang Ruhe. Und plötzlich taucht dieselbe Gefahr wieder auf. In derselben Stadt. Findest du das nichtmerkwürdig?«
Sie sahen sich fragend an und runzelten beide die Stirn. Sie wussten nicht, was sie in diesem Ort erwarten würde. Vielleicht würden sie auch nichts finden können. So, wie die Schatten damals. Vielleicht war die Gefahr kein Wesen, dachte sich Kell. Vielleicht war sie etwas Anderes. Doch egal, was es war, er musste es herausfinden. Angor würde keine Ruhe geben, bis die Gefahr ausgemerzt war. Und er konnte ihn verstehen. Es war ein zermürbendes Gefühl, das immer wieder aufflammte und sie alle erschütterte. Ein Gefühl so stark und gefährlich, dass es sie in Angst versetzte. Sie! Die mächtigsten Wesen des Planeten. Es musste irgendetwas sein, das eine tatsächliche Gefahr für sie darstellte. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was das sein sollte. Von wem oder was ging diese enorme Energie aus, die sie alle spürten? Diese gefährliche, zerstörerische Energie. Er konnte es kaum erwarten, dies herauszufinden. Er tat es nicht nur auf Grund seiner Loyalität Angor gegenüber. Sondern, weil es ihn neugierig machte, was auf dieser Welt in der Lage war, ein solches Maß an Energie aufzubauen. Eine Energie, die Angor erschreckend ähnlich war. Es war wirklich kein Wunder, dass sie Angor Sorgen bereitete. Nichts auf dieser Welt ähnelte seiner Energie und Kraft. Nichts!
Als sie in die Stadt einfuhren, betrachteten sie die Häuser, als seien sie einem alten, faszinierenden Märchen entsprungen, das sie in- und auswendig kannten. Sie hatten so viel darüber gehört, dass sie glaubten jeden einzelnen Pflasterstein bereits zu kennen. In all den Jahren hatten sie viele Versionen der Geschichte gehört. Sie alle waren geprägt von anderen Emotionen, anderen Bildern. Doch das Ende war immer gleich, denn jeder, der von seinem Tod berichtete, wurde schwermütig, andächtig und traurig. Egal, wie er zu ihm stand, ob Gegner oder Anhänger, sie alle hatten noch die Ehrfurcht im Blut. Die Ehrfurcht vor dem Gott, der in dieser Stadt gefallen war.
An vielen Fenstern waren Lichterketten angebracht, was die Straßen um so heller leuchten ließ. Malina sah sich überrascht um. »Was soll das mit den Lichtern?«, fragte sie.
»Sie bereiten sich auf das Lichterfest vor«, erklärte Kell undlachte in sich hinein. »Auf diese Weise versuchen sie seit dem die Dunkelheit zu vertreiben.«
Malina lachte ebenfalls leise. »Sie sind immer noch so abergläubisch«, raunte sie. »Das wird sich wohl nie ändern.«
Kell hielt vor einem kleinen Hotel, das bereits über und über mit Lichterketten behangen war. In dem kleinen Hotelcafé hing ein Schild mit der Aufschrift »Lichterfest im Hotelgarten – 1. Getränk frei!« Kell nahm die Sachen aus dem Kofferraum und sah die Straße hinunter. Auch an Restaurants und
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