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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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wieder los. Was war das nur für ein seltsames Unwetter, dass es so plötzlich auftauchte? Auf einmal hörte Mia ihren Vater ins Telefon schreien. Im nächsten Moment kam Anna in die Küche gelaufen, riss ihre Tochter in den Flur, drückte ihr den Rucksack in die Hand und schnappte sich die beiden Koffer. »Raus!«, rief sie panisch. »Raus! Schnell!«
    Mia öffnete rasch die Tür und lief mit ihrer Mutter zum Wagen. Es stürmte so sehr, dass sich die wenigen Regentropfen, die vom Himmel fielen, wie Peitschenhiebe anfühlten. Anna verstaute schnell die Koffer, während Mia schon einstieg.
    »Was ist denn los?«, fragte Mia ängstlich, als Anna losfuhr und in einem Höllentempo die Straße entlang bretterte. Sie sah sich immer wieder um, als würde sie nach jemandem suchen. »Was ist denn?«, fragte Mia erneut und sah sich ebenfalls in der Umgebung um, doch sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Der Regen prasselte jetzt laut gegen die Windschutzscheibe und Nebel stieg erneut auf. Wie Milchsuppe zog er durch die Straßen. »Sag doch was!« Mia bekam es mit der Angst zu tun.
    Wieder suchte ihre Mutter die Straßen ab. Sie atmete schwer. Es hörte sich fast so an, als würde sie keine Luft bekommen. Doch dann schien sie etwas entdeckt zu haben. Sie lächelte kurz, aber sie drosselte ihr Tempo nicht. Im Gegenteil. Sie trat fester aufs Gaspedal. Dieses Mal jedoch entschlossener und selbstsicherer.Und immer wieder japste sie nach Luft.
    Mia sah hinaus, doch sie konnte nichts erkennen. Es war zu neblig. »Mama, du wirst noch irgendwo gegen fahren!«, rief sie panisch. »Du siehst doch gar nichts!«
    Das Tempo, mit dem sie durch die dichte Nebeldecke fuhr, drückte Mia in den Sitz und ließ in ihr Panik aufsteigen. Sie befürchtete, dass ihre Mutter nun endgültig den Verstand verlor. Sie handelte oft irrational und kopflos, wenn sie ihre Panikattacken hatte. Sie würde sie noch umbringen! Es war wohl Glück, dass sie auf wundersame Weise völlig freie Fahrt hatten. Die Autos, an denen sie vorbei preschten, standen teilweise auf dem Bürgersteig. Als hätte sie jemand aus dem Weg geschoben. Sie fuhr in diesem Tempo, bis sie die Autobahn erreichten, ohne auch nur ein einziges Mal Halt zu machen. Nicht einmal an einer Ampel hielt sie an. Es gab auf ihrem Weg kein Hindernis, das sie ausbremste, geschweige denn zwang anzuhalten. Nur manchmal flog etwas direkt vor ihnen über die Straße. Zeitungen, Blätter, Taschen oder Äste. Hin und wieder sah Mia Kinderspielzeug oder Schuhe durch die Luft fliegen. Erst an der Autobahn ließ das Unwetter allmählich nach. Und erst, als der Nebel sich langsam verflüchtigte, entspannte sich Anna ein wenig und fuhr etwas langsamer. Dann zückte sie wieder ihr Handy und tippte eine Nachricht ein.
    Mia wandte sich derweil um und sah aus der Ferne tiefschwarze Wolkenformationen über der Stadt, aus der sie gerade geflohen waren. Es blitzte und grollte und sie hörte Sirenen von Krankenwagen heulen. Der Nebel war so weit hinauf gestiegen, dass die Dächer der Häuser nur noch schemenhaft zu erkennen waren. Was ging da bloß vor sich? Es war jetzt schon das zweite Mal, dass dieses Unwetter wie aus dem Nichts über der Stadt aufgetaucht war. Als sie jedoch das Radio anmachen wollte, um zu erfahren, was sich dort abspielte und ob es Verletzte gab, hielt ihre Mutter ihre Hand fest.
    »Das ist jetzt nicht mehr wichtig, Mia«, sagte sie mit einem erschreckend ernsten Gesichtsausdruck. »Wir werden diese Stadt nie wieder sehen. Wir fangen neu an. Wie immer.«
    »Ich will doch bloß wissen, was da los ist!«, sagte Mia. »Findestdu das alles nicht merkwürdig?«
    Anna starrte stur auf die Straße und Mia ließ sich schnaufend in den Sitz fallen. Sie wusste ja, dass ihre Mutter viele Ängste hatte und schlechtes Wetter nicht leiden konnte, aber das war wirklich übertrieben. Sie hatte ja geradezu so getan, als sei ihr der Teufel auf den Fersen gewesen. Nun gut, das Unwetter hatte auch wirklich erschreckende Ausmaße angenommen, aber sie hätten doch auch im Haus warten können, bis es vorbei gewesen wäre, um dann ganz in Ruhe loszufahren. Manchmal konnte sie sie wirklich nicht verstehen.
    Während der gesamten Fahrt, erlaubte es Anna ihrer Tochter nicht, den Radioknopf auch nur zu berühren. Sie lenkte sie mit belanglosen Gesprächen ab, erzählte ihr von der neuen Stadt und der neuen Schule, auf die sie gehen würde und immer wieder versuchte sie ihr einzureden, dass alles in Ordnung war. Doch Mia

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