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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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Unwetters geschlossen«, erklärte Anna ihrem Vater, »und sie wird auch nicht so bald wieder öffnen. Sie ist völlig zertrümmert. Auch die Eltern der anderen Schüler müssen sich nun überlegen, wo sie ihre Kinder zur Schule schicken sollen, damit sie nicht allzu viel verpassen.«
    »Oookay«, machte Walt und schob Mia auf die Treppe zu. »Ich zeige dir jetzt erst mal dein Zimmer.« Auf den Stufen drehte er sich noch einmal zu seiner Tochter um. »In der Stube steht Tee, Anna. Machs dir gemütlich«, womit er sie aufforderte, ihn einen Moment mit Mia allein zu lassen.
    Ihr Zimmer lag im oberen Geschoss am Ende des Flures direkt an der Ecke des Hauses. Walt hatte ihren Namen in ein Stück Holzgeschnitzt und an die Tür gehängt. Als Mia eintrat, eröffnete sich ihr ein wunderschönes Mädchenzimmer. Ländlich eingerichtet, mit alten Möbeln aus Holz, hellen Farben und Windspielen an den Fenstern. Auf dem Schreibtisch stand ein nagelneuer Computer. Er war noch nicht ausgepackt.
    Walt ging hinüber und klopfte sachte auf das Paket. »Ich habe es leider noch nicht geschafft, ihn aufzubauen. Falls du dich nicht damit auskennst, hole ich jemanden, der das kann. Ich bin nämlich auch nicht gerade das Technikgenie vom Lande.«
    Mia lachte leise. »Ich probier's mal«, sagte sie und war froh, dass sie jetzt ein wenig abgelenkt war. Sie bemerkte neben dem Schreibtisch eine weiße Truhe und ging neugierig hinüber.
    »Die alte Schatzkiste deiner Mutter«, erklärte Walt, kniete sich wie ein kleiner Junge davor und öffnete sie. Mia kniete sich daneben. »Sie hat dort immer all ihre Lieblingssachen verstaut. Bücher, Fotos, Zeitschriften, Kinokarten, Make-Up.«
    Mia beugte sich über die Truhe. Es lagen alte Zeitungen darin, Haarschmuck, Kosmetiktäschchen, Schmuckkästchen und eingerahmte Bilder. Mia zog sofort einen schwarzen Holzrahmen unter einer alten Jugendzeitschrift hervor und betrachtete sich staunend das Bild. Das erste Mal in ihrem Leben sah sie ihre Mutter als Teenagerin! Sie hatte noch nie alte Bilder von ihr gesehen.
    »War sie nicht eine Schönheit?«, fragte Walt stolz.
    Mia nickte andächtig.
    »Ich meine, das ist sie natürlich noch immer«, lachte er jetzt. »Damals sind ihr die Jungs in Scharen hinterher gelaufen. Ich musste ganz schön aufpassen.«
    Mia lachte kurz, legte das Bild aber wehmütig wieder hin. Es schmerzte sie, dass sie nicht einmal einen Hauch von ihrer Schönheit geerbt hatte. Sie würde niemals vom anderen Geschlecht so angehimmelt werden, wie ihre Mutter. Die Männer sahen ihr heute, nach 20 Jahren, immer noch nach.
    »Ich habe das meiste so belassen, wie es war«, erzählte Walt und sah sich um. »Manchmal komme ich in dieses Zimmer und erinnere mich an die alten Zeiten, wie aus einem anderen Leben. Deine Mutter wollte immer die Welt verändern.« Jetzt sah er Miabedeutsam an. »Sie hat die Menschen immer geliebt und wollte ihnen helfen, weißt du?! Aber seit du da bist«, er nahm Mias Hand und drückte sie sanft, »dreht sich ihr ganzes Leben nur noch um eines: Um dein Glück.«
    Mia senkte den Blick und seufzte. Sie wusste, dass ihre Mutter nur ihr Bestes wollte. Aber manchmal konnte sie ihr Verhalten wirklich nicht verstehen. Sie hörte nie zu, wenn sie ihr versuchte zu erklären, dass diese ständigen Umzüge sie quälten. Sie wollte es einfach nicht hören.
    »Sei nicht sauer auf sie«, sagte Walt jetzt. »Alles, was sie tut, hat immer einen tiefen Sinn und dient nur deinem Glück. Glaub mir.«
    »Es macht mich aber nicht glücklich ständig umzuziehen«, sagte Mia leise und starrte dabei auf ihre Hände. Sie kämpfte mit den Tränen. Wenn sie nur daran dachte, dass sie sie wieder alle anstarren würden, wenn sie auf diese neue Schule ging, wurde ihr ganz schlecht. Obwohl sie sich schon an die Blicke und die Verletzungen gewöhnt hatte, war es jedes Mal aufs Neue eine Tortur.
    »Hör mal«, sagte er jetzt mit seiner typisch fröhlichen Art. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dir auf dieser Schule gefallen wird. Das ist meine Schule. Ich stelle die Lehrer ein und ich entscheide, welche Rotznasen sie besuchen.« Mia lachte kurz und Walt zwinkerte ihr dabei neckisch zu. »Ich werde alles tun, damit du dich hier wohl fühlst, Mia. Alles. Das verspreche ich dir.«
    Mia sah ihn glücklich an. Er war wirklich der wunderbarste Großvater, den man sich wünschen konnte. Aber sie wusste, dass auch er nichts an der Realität ändern konnte. Es waren nicht die Orte und auch nicht die

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