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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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einer nahegelegenen Stadt. Und da wir sowieso gerade hier sind …« Wieder sah er sie prüfend an. »Sag schon.«
    Malina wandte sich zu ihm um und sah ihn lange an. Sie hatte ihm schon oft ihre Geheimnisse anvertraut, warum sollte sie ihm nicht auch dieses erzählen? Er war der Einzige, mit dem sie darüber reden konnte. Seit Jahrhunderten zog sie mit ihm um diese Welt. Sie waren sich so vertraut wie wohl sonst niemand. »Ich«, sagte sie leise, »habe ihn sterben sehen.«
    Kell sah sie entsetzt an. In seinem Gesicht zeigte sich erst tiefes Mitgefühl und dann Wut. »Du warst bei der Brücke?«, fuhr er sie an und schnaubte fassungslos. »Ich weiß nicht, ob du einfach nur selbstquälerisch veranlagt bist oder lebensmüde! Was soll das bringen? Er ist tot! Wir haben Wichtigeres zu tun! Die Gefahr hat sich letzte Nacht wieder sehr deutlich bemerkbar gemacht. Hast du das gespürt?«
    »Wusstest du, dass er sterben wollte ?«, fragte sie, ohne auf seine Worte einzugehen. »Er hat sich absichtlich von Angor töten lassen. Er hat sich nicht mal gewehrt!«
    »Weil er vermutlich seine Abtrünnigkeit bereut hat«, erklärte sich Kell wütend.
    »Nein«, entgegnete Malina, »weil er sie geliebt hat!«
    Kell machte wieder ein entrücktes Gesicht.
    »Er hat diese Menschenfrau geliebt und wollte nicht mehr ohne sie leben!«
    » Liebe , Malina?« Kell lachte. »Weißt du, von dem du da sprichst?«
    Malina sah aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehenden Bäume. »Ich habe es genau gespürt. Du weißt, dass ich das kann.«
    Kell sah sie nachdenklich an. Ja, das wusste er. Sie konnten beide die Energien der Vergangenheit und der Zukunft deutlich spüren. Ob in Form von Emotionen, Gedanken oder Bildern. Doch bei Malina war diese Fähigkeit um ein Vielfaches stärker ausgeprägt.
    »Und es war stärker«, fuhr sie fort, »als ich es je bei einem Menschen gefühlt habe.« Dann sah sie ihn wieder an. »Die Geschichten sind gelogen. Er hat seinen Bruder nicht betrogen, um sie zu seinem Eigentum zu machen und sie ganz für sich zu haben. Er wollte sie vor ihm beschützen. Und als sie tot war, hat er keinen Sinn mehr in seinem Leben gesehen.«
    Kell fasste sich an den Kopf. »Moment, Moment!« Er seufzte und zog nachdenklich die Stirn kraus. »Sie war Emilias Tochter.« Er versuchte die Geschichte in seinem Kopf zu sortieren und blickte dabei angestrengt auf die Straße. »Sein Auftrag lautete, sie zu töten, weil sie …«
    » …weil sie einen Vampir getötet hat«, hals sie ihm. »Angor hat vermutet, dass Emilia ihr dieses Geheimnis anvertraut hat.«
    Kell ignorierte, dass sie schon wieder dreisterweise den Namen ihres Herrn ausgesprochen hatte und sagte: »Richtig. Und du denkst, er hat sie nur deswegen nicht getötet, weil er sich in sie verliebt hat?« Er hätte fast schon wieder gelacht.
    »Das denke ich nicht, es ist eine Tatsache!«
    Kell wurde wieder wütend. Es war Gotteslästerung, was sie da machte! »Weißt du, was das bedeutet??«, er schrie fast, so aufgebracht war er. »Es bedeutet, dass er nicht nur aus dunkler Energie bestanden hat! So etwas ist unvorstellbar!«
    Malina sah ihn unbeeindruckt an. »Und es bedeutet noch etwas.«
    Er traute sich kaum, noch weiter zuzuhören. Doch er ließ seinen Blick vorsichtig zu ihr hinüber schwenken und hoffte, dass sie es nicht noch mehr auf die Spitze trieb.
    »Es bedeutet, dass Angor nicht seine ganze Energie absorbiert haben kann.«
    Er erstarrte wie ein Stein. Und er fuhr fast in den Gegenverkehr, so entsetzt war er über ihre Worte. »Du«, hauchte er, »erzählst mir jetzt nicht, dass du glaubst, dass er noch lebt.«
    »Ich glaube gar nichts. Ich sage dir nur, was ich gesehen habe«, entgegnete sie stur.
    »Du hast ihn gesehen??«
    Darauf sagte sie nichts mehr. Sie fuhren stumm weiter und sprachen kein Wort mehr miteinander. Kell war zu sehr damit beschäftigt seine Fassung wieder zu erlangen und Malina hing der Fantasie nach, was wäre, wenn er noch unter ihnen weilte. Irgendwo. Nach einer Weile erreichten sie die Stadt, in der sie ihren Auftrag zu erledigen hatten. Kell folgte seinem Bauchgefühl und fuhr durch die Straßen, bis er an einer Bar vorbeikam. Dort hielt er an. Malina sah skeptisch hinaus. Normalerweise trafen sich diese Verräter nicht in öffentlichen Einrichtungen. Vermutlich wollten sie auf diese Weise verhindern, dass jemand wie Kell und Malina sie dort in die Mangel nahmen. Sie wussten, dass Jäger keine Spuren hinterlassen und kein Aufsehen erregen

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