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Emily, allein

Emily, allein

Titel: Emily, allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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nicht auch noch den Abfalleimer entleeren wollte.
    Am Morgen begann sie um kurz vor acht die Minuten zu zählen, bis Betty in ihrem kleinen silbernen Nissan draußen hielt, das Heck des Wagens voller Aufkleber zur Unterstützung der Truppen, der Steelers und der Gewerkschaften. Emily lauerte hinterm Vorhang, während Betty ihren Staubsauger, die Sporttasche und einen Eimer voller Reinigungsmittel auslud. Sie war stämmig, hatte kurzgeschnittenes Haar, trug einen bauschigen Daunenmantel, eine sportliche Thermohose und strahlend weiße Laufschuhe und war mit fünfzig noch so lebhaft, dass Emily sie beneidete. Sie stammte aus Butler und hatte dessen breiten, undeutlichen Akzent bewahrt. Mit ihren schlechten Zähnen und ihrer Abneigung gegen Make-up hatte sie etwas Urwüchsiges, Unverdorbenes. Kein Mangel an Kultiviertheit, sondern eine Ehrlichkeit und ein gesunder Menschenverstand, der Emily an den Freundeskreis ihrer Mutter in Kersey erinnerte, eine kleinstädtische Geradlinigkeit, in der sie sich wohl fühlte.
    Noch bevor Betty die Veranda erreichte, hatte ihr Emily schon die Tür geöffnet. Rufus, der allmählich das Augenlicht verlor, knurrte sie mit gesenktem Kopf an, als würde er sie nicht kennen.
    «Sei nicht unhöflich», schimpfte Emily.
    «Ach, ist schon in Ordnung. Ich weiß, Roof, du machst nur deine Arbeit. Er ist genau wie Bongo. Er muss jeden, der ins Haus kommt, erst mal näher begutachten. Gut, alter Junge, du beschützt dein Frauchen.»
    Emily nahm Bettys Mantel, als wäre sie ein Gast, und hängte ihn im Wandschrank neben ihren eigenen. Sie erkundigte sich nach Bettys Mann Jesse, der Rückenprobleme hatte, und nach ihrer Tochter Toni, die in Norfolk bei der Navy stationiert war.
    «Sie sagt, sie will sich da unten ein Haus kaufen, weil die wegen der Zwangsvollstreckungen gerade richtig preiswert sind. Ich weiß nicht, auf die Art würde ich kein Haus kaufen wollen. Es ist schwer, wenn man noch ganz am Anfang steht. Arlene hat erzählt, Sie überlegen, sich ein neues Auto zuzulegen. Stimmt das?»
    «Ich habe gerade erst angefangen, mich umzusehen.»
    «Schön für Sie, Emily», sagte Betty und knotete ihren Kittel zu.
    «Leider sind Sie die Einzige, die so denkt.»
    «Das kann doch nicht wahr sein. Nein, tut mir leid, aber man kann heutzutage nicht ohne Wagen auskommen, besonders wenn man allein lebt.»
    «Danke», sagte Emily.
    «Sie fahren bestimmt nicht noch schlechter als Arlene, oder? War bloß Spaß.»
    «Nein, war’s nicht.»
    «Stimmt, aber wie lange haben Sie den Oldsmobile schon?»
    Emily musste nachrechnen. «Dieses Jahr fünfundzwanzig Jahre.»
    «Dann ist er offiziell ein Oldtimer. Wie kommt er denn im Schnee zurecht?»
    «Überhaupt nicht.»
    «Na bitte», sagte Betty. «Und wonach suchen Sie?»
    «Ich dachte an etwas Kleines. Aber sicher muss es sein, zum Beispiel ein Subaru oder vielleicht ein Hybridwagen wie der von Marcia.»
    «Die sollen gut sein.»
    Sie standen am Fuß der Treppe. Betty hatte die Gummihandschuhe an und hielt ihren Eimer in der Hand, und Emily wollte sie nicht aufhalten.
    «Irgendwas Besonderes heute?», fragte Betty.
    «Wir sollten wohl schon mal mit den Kinderzimmern anfangen, damit wir sie nicht alle auf einmal machen müssen.»
    «Verstanden.»
    Es war immer ein seltsames Gefühl, wenn jemand anders im Haus war. Von der Küche aus überwachte Emily, wie Betty vorankam. Aufgrund ihrer Erziehung und ihrer eigenen Veranlagung brachte sie es nicht fertig, tatenlos herumzusitzen, während jemand anders arbeitete, und als Betty das Bad in Angriff nahm und Wasser in die Wanne laufen ließ, zog Emily ihre eigenen Gummihandschuhe an, ergriff die Gelegenheit, das Silberbesteck zu polieren, das sie Weihnachten benutzen wollte, und stellte sich vor, wie Margaret und die Kinder am Tisch saßen und glücklich die Schüsseln herumreichten.
    Sie arbeiteten den ganzen Morgen jede für sich, als hätten sie vereinbart, sich nicht in die Quere zu kommen. Oben klirrte der Henkel von Bettys Eimer. Eine Sprühflasche spritzte - fsch, fsch, fsch. Die Toilettenspülung ging. Ein Staubsauger röhrte vor und zurück und stieß gegen Möbel. Emily lauschte voller Genugtuung, da sie wusste, dass sie mit jeder Minute, die verstrich, ihrem Ziel ein Stück näher kamen.
    Kurz vor Mittag ging sie hinauf und teilte Betty mit, was es zum Essen gab. Da sie schon so lange allein lebte, machte es Emily Spaß, für Betty zu kochen, als wäre sie zu Besuch da. Sie wollte ihren Lieblingskäsetoast

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