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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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frechen Mundwerk gegeben wurde. Die kleine Katze hatte ihr Möglichstes getan, um die empfindlichen, wenn auch schlichten Gefühle ihres Vetters zu verletzen, und eine körperliche Züchtigung war für ihn die einzige Möglichkeit gewesen, die Rechnung zu begleichen und es seiner Widersacherin heimzuzahlen. Dann raffte er die Bücher zusammen und warf sie ins Feuer. Auf seinem Gesicht stand die Qual geschrieben, einer Laune dieses Opfer bringen zu müssen. Ich glaube, während die Bücher da von der Glut verzehrt wurden, stieg die Freude vor ihm auf, die sie ihm bisher gewährt, und der Triumph und das immer wachsende Vergnügen, das sie ihm bereitet hatten; und ich glaubte auch den Grund zu seinen geheimen Studien zu erraten. Er war mit der täglichen Arbeit und seinen primitiven Belustigungen zufrieden gewesen, bis Catherine seinen Weg kreuzte. Scham über ihre Verachtung und Hoffnung auf ihr Lob war der erste Antrieb zu höherem Streben gewesen; und statt ihn vor ihrer Missachtung zu bewahren und ihm ihre Zuneigung zu gewinnen, hatten seine Bemühungen das genaue Gegenteil bewirkt.
    »Ja, das ist alles, was so ein Rohling wie du Gutes aus ihnen ziehen kann!« rief Catherine und sog an ihrer verletzten Lippe, während sie mit zornigen Augen dem zerstörenden Werk der Flammen zusah.
    »Du solltest jetzt lieber deinen Mund halten«, antwortete er grimmig. Und da ihn seine Erregung am Weitersprechen hinderte, näherte er sich hastig der Tür, wo ich ihm Platz zum Durchgehen machte. Aber bevor er die Schwelle überschritten hatte, legte ihm Mr. Heathcliff, der den Fußweg heraufgekommen war, die Hand auf die Schulter und fragte: »Was ist denn los, mein Junge?«
    »Nix, nix«, sagte er und flüchtete mit seinem Ärger und seinem Kummer in die Einsamkeit.
    Heathcliff blickte ihm nach und seufzte.
    »Seltsam, dass ich mir selber entgegenarbeite«, murmelte er, ohne zu ahnen, dass ich hinter ihm stand. »Aber wenn ich in seinem Gesicht nach seines Vaters Zügen suche, dann entdecke ich täglich mehr ihre. Warum, zum Teufel, ähnelt er ihr so? Ich kann es kaum ertragen!«
    Heathcliff sah vor sich nieder und ging in Gedanken hinein. Sein Gesicht zeigte einen ruhelosen, gequälten Ausdruck, den ich noch nie zuvor beobachtet hatte, und er war auch hagerer geworden. Seine Schwiegertochter flüchtete in die Küche, sobald sie ihn durch das Fenster bemerkt hatte, so dass ich mit ihm allein blieb.
    »Ich freue mich, Sie wieder einmal unterwegs zu sehen, Mr. Lockwood«, sagte er auf meinen Gruss, »zum Teil aus selbstsüchtigen Gründen; ich glaube, ich könnte Ihren Verlust in dieser Einöde nur schwer verwinden. Ich habe mich gefragt, was Sie überhaupt hierhergebracht hat.«
    »Ich fürchte, nur eine müssige Laune, Mr. Heathcliff«, war meine Antwort, »oder vielmehr eine müssige Laune wird mich von hier vertreiben. Ich werde mich nächste Woche nach London aufmachen, und ich möchte Ihnen schon heute sagen, dass ich Thrushcross Grange nicht länger behalten werde als das Jahr, für dessen Dauer ich es gepachtet habe. Ich glaube, ich werde nicht mehr dort wohnen.«
    »Oh, wirklich, sind Sie es müde, von der Welt draussen verbannt zu sein?« sagte er. »Wenn Sie aber hierhergekommen sind, weil Sie nicht mehr für eine Wohnung bezahlen wollen, die Sie nicht mehr innehaben werden, dann war Ihr Weg vergeblich: ich gebe niemals Ansprüche auf, auf die ich ein Recht habe.«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mich von Verpflichtungen zu drücken«, rief ich einigermaßen ärgerlich. »Wenn Sie wollen, können wir die Sache sofort in Ordnung bringen.« Damit zog ich meine Brieftasche hervor.
    »Nein, nein«, sagte er kühl, »Sie lassen genug zurück, um Ihre Schulden zu decken, falls Sie nicht zurückkehren sollten; ich habe keine solche Eile. — Nehmen Sie Platz und essen Sie mit uns zu Mittag. Einen Gast, von dem man weiss, dass er seinen Besuch nicht wiederholen wird, heisst man gewöhnlich gern willkommen. Catherine, decke den Tisch! Wo bist du denn?«
    Catherine erschien wieder und trug ein Brett mit Messern und Gabeln.
    »Du kannst bei Joseph essen«, murmelte Heathcliff zu ihr hin, »und in der Küche bleiben, bis er weg ist.«
    Sie kam seinen Anweisungen sofort nach; sie fühlte sich wohl kaum versucht, seine Befehle nicht zu befolgen. Da sie unter Tölpeln und Menschenfeinden lebt, weiss sie wahrscheinlich Menschen einer anderen Lebensart gar nicht zu würdigen, wenn sie ihnen begegnet.
    Mit dem grimmigen und düsteren Mr.

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