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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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Freundin Nelly Dean mit einer Näherei und sang ein Lied vor sich hin, das oft von drinnen durch barsche, unduldsam verächtliche Worte einer bedeutend weniger melodischen Stimme unterbrochen wurde.
    »Na, ich wollte, du tätest lieber von morgens früh bis in de Nacht fluchen, als dass ich das Gedudel anhörn müsste«, sagte der unsichtbare Küchenbewohner als Antwort auf einige mir unverständlich gebliebene Worte Nellys. »’s doch ’ne wahre Schande, dass ich die Heilige Schrift nich aufmachen kann, ohne dass du ihre Herrlichkeiten zum Teufel schickst, nur von wegen all die eingeborene, niederträchtige Bosheit in die Welt! Ja, du bist mir die Rechte, un die andere is auch nich besser; un den armen Burschen habt ’r zwischen euch genommen, un nu hat ’r nix mehr zu sagen. Armer Kerl!« fügte er mit einem Stöhnen hinzu; »der is behext word’n, das is nu mal sicher! O Herr, richte sie, denn ’s gibt kein Gesetz un keine Gerechtigkeit mehr bei denen, die hier regiern!«
    »Nein, denn sonst müssten wir auf brennenden Scheiterhaufen sitzen, nicht wahr?« erwiderte die Sängerin. »Aber nun sei still, alter Mann, und lies deine Bibel wie ein Christenmensch, und kümmere dich nicht um mich. Das war ›Fee Annies Hochzeit‹, eine hübsche Melodie, man kann auch danach tanzen.«
    Mrs. Dean wollte ihren Gesang wiederaufnehmen, als ich auf sie zutrat. Sie erkannte mich augenblicklich, sprang auf und rief: »Ja, um alles in der Welt, Mr. Lockwood! Warum kommen Sie so unangemeldet her? In Thrushcross Grange ist alles verschlossen. Sie hätten uns Bescheid geben sollen!«
    »Ich habe schon Anweisung gegeben für alles, was ich bei meinem Aufenthalt brauche. Ich reise morgen wieder ab. Aber wieso sind Sie hierherverpflanzt worden, Mrs. Dean? Erzählen Sie mir das!«
    »Zillah ging weg von hier, und bald nachdem Sie nach London gereist waren, wünschte Mr. Heathcliff, ich sollte herkommen und bis zu Ihrer Rückkehr bleiben. — Aber bitte kommen Sie herein! Sind Sie zu Fuß von Gimmerton gekommen?«
    »Von Thrushcross Grange«, antwortete ich, »und während sie dort eine Unterkunft für mich zurechtmachen, möchte ich mit Ihrem Herrn abrechnen, weil ich glaube, dass ich so bald keine Gelegenheit wieder dazu haben werde.«
    »Was ist das für eine Abrechnung, Mr. Lockwood?« sagte Nelly, während sie mich ins Haus führte. »Er ist gerade ausgegangen und wird so bald nicht wiederkommen.«
    »Wegen der Pacht«, antwortete ich.
    »Oh, dann müssen Sie das mit Mrs. Heathcliff abmachen«, bemerkte sie, »oder richtiger mit mir. Sie hat noch nicht gelernt, ihre Angelegenheiten selbst zu erledigen, und so tue ich es für sie. Sonst ist niemand da.«
    Ich konnte meine Überraschung nicht verbergen.
    »Oh, Sie wissen anscheinend nichts von Heathcliffs Tod?« fuhr sie fort.
    »Heathcliff ist tot?« rief ich erstaunt aus. »Seit wann denn?«
    »Seit drei Monaten. Aber setzen Sie sich doch, und geben Sie mir Ihren Hut. Ich werde Ihnen alles erzählen. Halt, Sie haben noch nichts zu essen bekommen, nicht wahr?«
    »Danke, ich brauche nichts; ich habe mir zu Hause Abendbrot bestellt. Nun setzen Sie sich zu mir. Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass er sterben könnte. Lassen Sie hören, wie es kam. Sie sagen doch, Sie erwarten sie so bald nicht zurück, die jungen Leute.«
    »Nein. Ich muss jeden Abend schelten wegen ihrer langen Spaziergänge, aber sie hören nicht auf mich. Trinken Sie wenigstens ein Glas von unserem alten Ale; das wird Ihnen guttun. Sie sehen müde aus.«
    Ehe ich ablehnen konnte, eilte sie davon, um es zu holen, und ich hörte Joseph fragen, ob es nicht eine Affenschande sei, dass sie sich in ihrem Alter Liebhaber hielte und sie dann noch mit Bier aus ihres Herrn Keller bewirte! Er schäme sich, dass er dasitzen und zusehen müsse.
    Sie ließ sich nicht die Zeit, ihm darauf zu erwidern, sondern kam nach einer Minute mit einem schäumenden Silberkrug zurück, dessen Inhalt ich mit gebührendem Ernst lobte. Alsdann berichtete sie mir den letzten Abschnitt von Heathcliffs Lebensgeschichte. Sein Ende war ›wunderlich‹, wie sie sich ausdrückte.
    Vierzehn Tage nach Ihrer Abreise wurde ich nach Wuthering Heights geholt, erzählte sie, und ich gehorchte Catherines wegen mit Freuden. Mein erstes Zusammensein mit ihr erschreckte und bekümmerte mich, denn sie hatte sich seit unserer Trennung sehr verändert. Mr. Heathcliff gab keine Erklärung über die Gründe, die ihn veranlasst hatten, seine Meinung über

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