Emily und der Playboy-Prinz
Streit, als Mia so unverhofft hier aufgetaucht ist. Danach hat Emily sich völlig von mir losgesagt. Das ist es, was mich fast umbringt, Luis … meine Kleine weigert sich, auch nur ein Wort mit mir zu reden. Und ich kann sie nicht dazu zwingen. Lillian lag im Sterben …“
Seine Stimme brach, und Luis nahm einen kräftigen Schluck Whisky, während er darauf wartete, dass Oscar sich wieder fing.
„Nichts anderes schien damals wichtig zu sein. Ich dachte und hoffte, nach Lillians Tod in Ruhe mit Emily über Mia sprechen zu können. Aber dazu kam es nicht mehr. Sie verließ Balfour Manor am Tag nach der Beerdigung ihrer Mutter.“
„Hat sie irgendetwas gesagt, warum sie gegangen ist?“
Oscar lachte rau. „Das war überhaupt das Schlimmste. Ihr Weggang kam völlig unerwartet und ohne Ankündigung. Kein Drama, keine große Szene. Sie … sie ist einfach nur gegangen und hat das Band zwischen sich und der Familie zerschnitten. Außer ihren Ballettsachen und dem, was sie am Leib trug, hat sie nichts mitgenommen. Sogar ihr Handy hat sie hier gelassen, als offensichtlichen Hinweis, dass sie keinen weiteren Kontakt wünscht.“
Nachdenklich kniff Luis die Brauen zusammen. „Dann war es ihr also wirklich ernst damit, unterzutauchen und nicht gefunden zu werden.“
„Oh, ja! Aber das ist typisch Emily, sie macht keine halben Sachen. Das war schon immer so. Was sie anfasst, dem widmet sie sich voller Leidenschaft, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Dafür habe ich sie immer bewundert. Doch die gleichen harten und unerbittlichen Maßstäbe, die sie sich selbst setzt, fordert sie auch von anderen. Ich war dem nicht gewachsen und habe sie enttäuscht … so simpel ist das. Sie hat mich immer für anständig und ehrenwert gehalten und dann feststellen müssen, dass ihr Vater nicht perfekt ist.“
Einen Moment schloss Luis gequält die Augen. „Das ist niemand von uns.“
„Lillian war es“, widersprach Oscar leise. „Und Emily ist ihr so ähnlich. Sie ist durch und durch ehrlich und anständig und stark. Für Menschen, die sie liebt, tut sie einfach alles.“
Luis dachte an das kleine, erstarrte Mädchen auf der Bühne und an Emily, die liebevoll die winzige Hand umfasst und mitgetanzt hatte, um der Kleinen den Mut zu geben weiterzumachen.
„Tut mir leid.“ Oscars brüchige Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. „Ich langweile dich zu Tode, stimmt’s? Es ist nur … ich bin so unendlich erleichtert, dass du sie gefunden hast, Luis. Das allein zählt. Vielleicht könntest du ihr …“
„Ja?“, ermunterte Luis ihn. „Was soll ich für dich tun, Oscar?“
„Ich … wenn du ihr vermitteln könntest … aber das ist natürlich zu viel verlangt.“
„Keine Panik, Oscar“, erwiderte Luis ruhig und schwenkte den Whisky in seinem Glas. „Überlass einfach alles mir. Ich werde sehen, was ich tun kann.“
„Danke, Luis, ich bin dir wirklich sehr dankbar.“
„Ist mir ein Vergnügen.“
„Da sind Sie ja, Miss Balfour.“
Emily stand blinzelnd in der Tür zu einem opulent ausgestatteten Raum und drehte sich alarmiert zu Tomás um. „Ich … ich verstehe nicht. Wessen Zimmer ist das?“
„Ihres, Miss. Da Sie sehr müde wirkten, dachte Seine Hoheit, dass Sie vor dem Dinner etwas Zeit für sich gebrauchen könnten, um zu ruhen oder ein erfrischendes Bad zu nehmen.“
Argwöhnisch begutachtete sie die antiken Möbel, die sanfte Beleuchtung, die kostbaren Vasen mit frischen Blumen und fragte sich, wo der Haken verborgen war.
„Wo ist Lu… seine Hoheit?“
„Die Suite des Prinzen liegt ein Stockwerk über diesem, Miss Balfour. Er nimmt gerade einen Drink zu sich und erledigt wichtige Telefonate. Soll ich ihn bitten, herunterzukommen, wenn er fertig ist?“
„Oh, nein … danke“, sagte Emily hastig. „Ich denke, ich gönne mir tatsächlich ein Bad.“ Und wenn nur, um das Dinner hinauszuzögern, bei dem sie Luis Cordoba über den Tisch hinweg direkt in die Augen schauen musste.
Der großzügige Raum war im klassischen Country-House-Style eingerichtet – bis auf den hinteren Teil neben dem Kamin, wo eine Wanne aus viktorianischer Zeit auf einer Art Podest vor raumhohen Fenstertüren stand, die auf eine Terrasse führten. Das ungewöhnliche Ensemble erschien Emily wie eine anrührende Reminiszenz an Lillians wunderschönen Schlafraum in Balfour Manor.
Oder zumindest an die Zeit, bevor diese schreckliche Krankheit sich dort eingenistet und es in ein trauriges Pflegezimmer verwandelt
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