Emily und der Playboy-Prinz
Tomás Glauben schenken kann, ja. Seine Frau Valentina war Lucianas Nanny, bis sie selbst wieder Nachwuchs bekommen hat. Sie behauptet, die Kleine sei geradezu verrückt nach Ballett.“
Während Luis sich noch einen Kaffee einschenkte, überschlugen sich die Gedanken in Emilys Kopf.
„Bekommt sie Unterricht?“
„Nein, sie war schon von klein auf unglaublich schüchtern. Nach dem Tod ihrer Eltern hat sie sich ganz in sich zurückgezogen und spricht so gut wie mit niemandem mehr. Ihr fehlt einfach das Selbstvertrauen.“
„Dann wären Ballettstunden genau das Richtige für sie.“
Emily saß inzwischen kerzengerade, das Croissant hatte sie achtlos zur Seite gelegt. Dies war ihr Gebiet, auf dem sie sich sicher und souverän fühlte. Ihre große Leidenschaft, für die sie immer noch innerlich brannte.
„Einige der Kinder, mit denen ich in Larchfield arbeite, hatten ähnliche Probleme, sind aber mit der Zeit unglaublich aus sich herausgekommen, so wie gestern Niomi. Inzwischen trauen sich die meisten auch auf ganz anderen Gebieten viel mehr zu. Du solltest Luciana unbedingt ermuntern, Ballettstunden zu nehmen.“
Langsam schüttelte er den Kopf. „Da kommt wieder der Security-Albtraum ins Spiel. Mein Leben zu riskieren, macht mir nichts aus, aber meine Nichte würde ich nie in Gefahr bringen. Wenigstens das schulde ich ihr … und ihren Eltern.“
„Kannst du denn keinen Privatlehrer für sie engagieren?“
„Auch das ist sehr kompliziert. Neue Leute einzustellen und in den königlichen Haushalt zu integrieren, ist immer ein schwieriger und langwieriger Prozess. Besonders, wenn es auch noch um meine Nichte geht. Es müsste jemand sein, zu dem Luciana Vertrauen fassen kann, der sensibel ist und ihre spezielle Situation versteht …“
Gegen Ende klang seine Stimme noch mutloser als zuvor. Sekundenlang hörte man nur noch das Zwitschern der Vögel. Luis hielt seine Kaffeetasse mit beiden Händen umschlossen, und als Emily sah, dass seine schlanken gebräunten Finger zitterten, rührte sie das ganz eigentümlich an.
Ohne es zu wollen, dachte sie daran, wie er ihr Fußgelenk mit diesen Händen umschlossen hatte, es gestreichelt und sanft massiert hatte. Sie spürte, wie sich eine verlockende Wärme in ihren Gliedmaßen ausbreitete und …
„Oh, nein! Nein, nein und nochmals nein!“ Mit einem Satz war sie auf den Beinen. „Du willst mich , habe ich recht?“ Heftig schüttelte sie den Kopf, als könnte sie so wieder klare Gedanken bekommen. „Nach dem, was du mir gestern Abend geboten hast, wirst du es doch wohl nicht wagen, mir vorzuschlagen, mit nach Santosa zu kommen, um für dich zu arbeiten?“
Auch Luis hatte sich inzwischen vom Tisch erhoben. Sein Blick ruhte beziehungsvoll auf dem Schriftzug ihres schwarzen T-Shirts. „Wäre das nicht immer noch besser, als in einem Nachtclub zu arbeiten?“
Emily lachte hysterisch auf. „Niemals! Die Männer dort sagen wenigstens geradeheraus, was sie wirklich von mir wollen!“ Sie griff nach ihrer Serviette und warf sie achtlos auf den Tisch zurück, nachdem sie flüchtig ihre Lippen abgetupft hatte. „Sie versuchen keine unlauteren Spielchen. In ihrer Nähe fühle ich mich tausend Mal sicherer als in deiner!“
Sein Kopf flog ruckartig hoch, als hätte sie ihn geschlagen, und das Feuer in seinen goldenen Augen blendete sie fast. Doch dann senkte er die Lider, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und wirkte so kühl und teilnahmslos wie immer.
„Deine Aufrichtigkeit ist … nahezu überwältigend“, murmelte Luis ironisch. „Und jetzt sollte ich dich wohl besser nach London zurückbringen.“
5. KAPITEL
Emilys Hand zitterte, als sie versuchte, den Schlüssel in die Tür zu stecken. Hinter sich hörte sie das schnurrende Motorgeräusch der schweren Luxuslimousine.
Schau dich nicht um! befahl sie sich selbst. Konzentriere dich lieber darauf, diese verflixte Tür aufzubekommen! Und dann geh rein und vergiss Luis Cordoba und seinen … seinen Vorschlag.
Endlich schwang die Tür auf, und Emily stolperte in den düsteren Hausflur, in dem es unangenehm nach Kohl und abgestandener Luft roch. Automatisch hielt sie den Atem an, schlich sich auf Zehenspitzen an Mr Lukacs’ Wohnungstür vorbei und hastete dann die Treppe hoch.
„Sind Sie das, Miss Jones?“
Wie erstarrt hielt sie auf der dritten Stufe inne, ihr Herz klopfte bis zum Hals.
Nein, dachte sie benommen , ich heiße nicht Jones. Ich bin Emily Balfour und … was, zur Hölle, habe ich
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