Emily und der Playboy-Prinz
geschickt hatte, damit Cordoba seinen horrenden Spielschulden und einer Reihe von Skandalen entkam, in die auch die Ehefrauen honoriger Angehöriger des Hofes verwickelt waren.
Es liegt also in der Familie! dachte Emily. Sie schlug eine Buchseite um und spürte, wie ihr Atem stockte, als sie unerwartet in sehr vertraute, lachende goldgesprenkelte Augen schaute.
Die königliche Familie von Santosa heute: König Marcos Fernando und seine Söhne, Kronprinz Henrique und Prinz Luis.
Die Fotografie musste vor Jahren aufgenommen worden sein, registrierte Emily mit zitterndem Herzen. Luis Züge waren weicher, unfertiger als heute und ohne die Härte und den Zynismus, den er meist zur Schau trug. Das Lächeln war offen und eine Spur ironisch, so wie er da lässig Schulter an Schulter mit seinem älteren Bruder stand.
Ihr Blick wanderte weiter zu Rico. Sein Haar war dunkler, und er trug es kürzer als Luis. Verglichen mit dem funkelnden Charme, den sein Bruder ausstrahlte, wirkte er ruhiger, gesetzter, ja fast reserviert.
„Was liest du da?“
„Nichts.“ Sie wollte den Reiseführer zuklappen und in ihrer Tasche verschwinden lassen, doch Luis war schneller. Rasch legte er einen Finger zwischen die Seiten, nahm ihr das Buch aus der Hand und betrachtete zunächst stumm den Einband. Dann wandte er sich der Seite zu, in die sie gerade vertieft gewesen war.
Seine Miene verhärtete sich angesichts des Fotos, und als er den Text las, kräuselten sich seine Lippen ironisch.
Der gegenwärtige Monarch König Marcos Fernando genießt eine außerordentliche Popularität bei seinem Volk, die ungewöhnlich und nahezu einmalig ist. Sein ältester Sohn Kronprinz Henrique, im Volksmund besser bekannt als Rico, ist sein ganzes Leben unter den wachsamen Blicken der santosischen Bevölkerung auf den einen Tag vorbereitet worden, an dem er an seines Vaters Stelle den Thron besteigen soll. Auch er wird vom Volk sehr geschätzt …
„Lieber Himmel“, spöttelte Luis. „Nicht gerade die aktuellste Ausgabe, oder?“
„Es ist ein Abschiedsgeschenk von Kiki.“
„Sehr vorausschauend. Offenbar hält sie nicht viel von meinen Qualitäten als Reiseleiter. Trotzdem verspreche ich hier und jetzt, mein Bestes zu geben. Also … schau, wir passieren gerade die Tore der breit angelegten Auffahrt zum Palast von Santosa, dem trauten Heim einer der berühmtesten Königsfamilien der Welt.“
Sein gezwungen scherzhafter Ton in Verbindung mit dem eisigen Ausdruck in den wundervollen Augen traf Emily mitten ins Herz. Wie ertappt wandte sie rasch den Blick ab und bestaunte die gewaltige Toranlage, die Teil einer massiven Mauer war und für einige Sekunden die Sonne ausschloss, während sie den Rundbogen durchfuhren. Im seinem Schatten sah Emily uniformierte Wachen stehen, die wie Statuen aussahen.
„Es … es wirkt ein wenig wie ein Gefängnis“, murmelte sie schwach.
Auf Luis’ dunklem Gesicht war nicht die Spur eines Lächelns zu entdecken. „Willkommen in unserem königlichen Heim.“
7. KAPITEL
Josefina legte die Zeitung auf den Konferenztisch zurück und lachte gezwungen.
„Nicht ganz dem Image entsprechend, das wir anstreben, oder?“
„Nettes Bild von Tomás“, stellte Luis nüchtern fest, nahm sein Exemplar der Tagespresse in die Hand und betrachtete das Foto, das ihn und Emily in enger Umarmung am Fuß der Gangway auf dem Flughafen zeigte. „Sehr staatsmännisch.“
„Was, mit allem Respekt bemerkt, Euer Hoheit, mehr ist, als man von Ihnen behaupten kann.“ Tomás sah drein, als leide er unter höllischen Zahnschmerzen. „Dabei haben wir doch alles im Detail besprochen, Sir. Wir versuchen, Sie der Bevölkerung von Santosa in einem neuen Licht zu präsentieren. Verantwortlich …“
„Sensibel und fürsorglich, ich weiß“, unterbrach Luis ihn. „Und genau das habe ich auch versucht zu sein. Miss Balfour war wie erschlagen von der ungewohnten Hitze in diesen Breitengraden, und ich habe versucht, sie abzukühlen.“
„Indem Sie Miss Balfour auf dem Rollfeld vor allen Augen entkleiden, Sir?“ Tomás’ kräftige dunkle Brauen zogen sich ungläubig zusammen.
Doch Luis dachte gar nicht daran, sich provozieren zu lassen. „Indem ich ihr den verdammten schwarzen Blazer wenigstens am Hals geöffnet habe. Ich nenne das sogar ausgesprochen fürsorglich“, erwiderte er fast gelangweilt, schnappte sich die Zeitung und blätterte sie demonstrativ nachlässig durch, bis er zum Sportteil kam. Hinter der zur Schau getragenen
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