Emily und der Playboy-Prinz
ja, hier:
Prinz Siegfried war über den Befehl der Königin nicht glücklich, sondern verärgert und frustriert. Er wollte keine Frau, die seine Mutter für ihn aussuchte, egal wie elegant oder hochwohlgeboren oder wie gut ihre Manieren auch sein mochten. Er wollte allein aus wahrer Liebe heiraten. ‚Du bist ein Prinz, mein Sohn‘, sagte die Königin traurig, als er ihr seinen Unmut gestand. ‚Ein Prinz hat sehr viele Privilegien, aber die freie Wahl seiner Gattin gehört nicht dazu. Und wahre Liebe ebenso wenig. Du musst …‘“
„Aufhören zu jammern und dich stattdessen mit schnellen Autos und teurem Champagner trösten“, ertönte eine ironische Stimme von der Tür.
Das Buch entglitt Emilys Händen und fiel mit einem lauten Knall zu Boden. In der nächsten Sekunde war Luis auch schon bei ihr, hob es auf und gab es ihr mit einer spöttischen Verbeugung zurück. Dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und wandte sich mit gezwungenem Lächeln seiner Nichte zu.
„Hallo, Luciana, wie geht es dir? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.“
Emily hatte ihn seit gestern nicht gesehen und inzwischen ausreichend Zeit gehabt, um sich einzureden, dass Luis Cordoba längst nicht so gut aussah wie in ihrer Erinnerung und auf keinen Fall so sensationell küsste, wie ihre überschäumende Fantasie versuchte, ihr vorzugaukeln. Punkt eins hatte er allein durch sein Auftauchen entkräftet, denn in der abgewetzten Jeans, die er zu dem lässigen weißen Leinenhemd trug, sah er einfach umwerfend sexy aus. Und was Punkt zwei betraf …
Anfangs schien Luciana sich am liebsten hinter Emily verstecken zu wollen, doch dann glitt sie pflichtschuldigst von der gepolsterten Fensterbank herunter und machte einen schnellen, scheuen Knicks, bevor sie wieder zurückwich.
Aus Mitgefühl für das ängstliche kleine Mädchen zog sich Emilys Herz schmerzhaft zusammen, aber Luis blieb mit den Händen in den Taschen einfach nur stocksteif stehen, das gezwungene Lächeln wie festgefroren auf den Lippen.
„Fahrt bitte mit eurer Geschichte fort“, murmelte er tonlos. „Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.“
Noch immer richtete Emily ihre ganze Aufmerksamkeit auf Luciana. Irgendjemand muss es ja schließlich tun! dachte sie.
Die Kleine war wie paralysiert. Kein Wunder! schäumte Emily innerlich. Nach dem, was sie seit ihrer Ankunft im Schloss hatte beobachten können, gab es niemanden, der dem verwaisten Mädchen nahestand. Alle verschanzten sich hinter Protokoll und Etikette. Ob aus Hilflosigkeit oder Gedankenlosigkeit, das scherte Emily herzlich wenig. Ihr Herz war ganz auf Seiten der einsamen kleinen Prinzessin.
„Schon gut“, sagte sie sanft zu dem verstört wirkenden Kind. „Wir können die Geschichte später in Ruhe zu Ende lesen.“ Dann wandte sie sich Luis zu. „Du wirst sicher mit deiner Nichte einen kleinen privaten Plausch abhalten wollen. Ihr habt euch ja sehr lange nicht gesehen.“
Luis machte sich nichts vor. Das war ein Befehl, auch wenn Emily es mit Rücksicht auf Luciana anders klingen ließ. Ihr Blick jedoch sprach Bände!
Als sie in seinen Augen echte Panik aufsteigen sah, konnte Emily sich ein triumphierendes Lächeln nur schwer verkneifen, bevor sie ans nächste Fenster trat und so tat, als bewundere sie die Aussicht.
„Was ist das denn für ein Buch?“, fragte Luis seine Nichte höflich interessiert.
„Geschichten von berühmten Ballettaufführungen“, wisperte Luciana und knetete nervös ihre dünnen Finger. „Emily hat es mir geschenkt.“
„Eigentlich kommt es ja von deinem Onkel Luis, wie all die anderen schönen Dinge“, meldete Emily sich verlegen von ihrem Fensterplatz aus.
„Danke, Onkel Luis“, murmelte die Kleine pflichtschuldig.
„Gern geschehen“, gab er gedehnt zurück und suchte mit erhobenen Brauen Emilys Blick. „Andere Dinge?“
Aggressiv schob sie das Kinn vor und funkelte ihn warnend an. „Na, die wunderhübschen Ballettsachen natürlich! Tutus, Strumpfhosen, Pulswärmer, Schuhe und alles, was für eine kleine Primaballerina einfach unerlässlich ist.“
„Richtig echte Kostüme.“ Zum ersten Mal zeigte auch Luciana einen Anflug von Lebhaftigkeit. „Nicht nur zum Verkleiden, sondern so, wie die echten Balletttänzer sie tragen, nicht wahr, Emily?“
„Verstehe“, murmelte Luis und musterte Emily aufmerksam von Kopf bis Fuß. Erst jetzt fiel ihm ihre ungewöhnliche Kleidung auf. Statt Schuhen und Strümpfen trug sie nur gestrickte Stulpen aus weicher
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