Emily und der Playboy-Prinz
gewonnen. Doch Luis hatte nicht die geringste Ahnung, wie es zu dem Überraschungssieg gekommen sein mochte, weil ihn das friedlich schlummernde Mädel an seiner Seite dermaßen ablenkte, dass er einfach kein Wort weiterkam.
Nicht, dass sie in ihrem Outfit irgendwie kindlich gewirkt hätte!
Mit grimmiger Miene gab er jeden Versuch weiterzulesen auf und faltete die Zeitung zusammen. Da hatte er Tomás extra freigegeben, um Emily beim Einkaufen zu begleiten, damit sie die Scheußlichkeiten austauschte, die er in ihrem schäbigen Apartment entdeckt hatte, und dann tauchte sie in dieser nüchternen Garderobe bei ihm auf, in der sie wie eine Nonne außer Dienst aussah! Dabei wusste er genau, dass sich unter dem Stoffpanzer eine zarte, biegsame Elfe verbarg, die …
Missbilligend schüttelte Luis den Kopf und begutachtete angewidert den schlichten schwarzen Hosenanzug. Niemand, der sie so sah, konnte bezweifeln, dass Miss Balfour die richtige Aufsichtsperson und Lehrerin für Prinzessin Luciana abgeben würde. Aber jeder, der nur halbwegs bei Verstand war, würde laut über die Annahme lachen, dass zwischen ihr und ihm amouröse Bande bestehen könnten, oder?
Emily war so weit von seinem gewohnten Frauenideal entfernt, wie man es nur sein konnte. Glücklicherweise hatte Tomás ihn sofort pflichtschuldigst informiert, dass sie Harvey Nichols mit verdächtig wenig Tüten verlassen hätten, sodass Luis persönlich in dem Nobelkaufhaus anrief und noch einige passendere Outfits in ihrer Größe orderte. Man war sehr freundlich und bemüht gewesen, seinen Wünschen zu entsprechen und alles einzupacken, was Emily, trotz permanenter Aufmunterung durch seinen Assistenten, bei ihrem Einkauf mit tonloser Stimme abgelehnt hatte.
Gedankenverloren betrachtete Luis ihr ovales Gesicht, das selbst im Schlaf nicht entspannt wirkte. Das glänzende dunkle Haar fiel ihr über ein Auge, was eigentlich sexy und herausfordernd hätte aussehen müssen, die Ruhende aber nur noch verletzlicher machte. Da die strahlend blauen Balfour-Augen unter den geschlossenen Lidern verborgen lagen, schien ihr zartes Antlitz gänzlich ohne Farbe zu sein. So ähnelte Emily einem Mädchen auf den alten Fotografien aus viktorianischer Zeit. Sein Blick blieb an ihren weichen Lippen hängen, die leicht geöffnet waren …
Deus! Unbehaglich rutschte Luis auf seinem Sitz hin und her, als verbotene Fantasien ihn zu überwältigen drohten. Er musste seine Gedanken unbedingt in eine andere Richtung zwingen! Daher war er mehr als froh über Tomás’ plötzliches Erscheinen.
„Wir landen in etwa fünf Minuten, Euer Hoheit. Willkommen daheim.“
„Daheim“, echote Luis ironisch. „Ich das nicht der magische Ort, an dem du dich entspannen und ganz du selbst sein darfst?“
Tomás warf ihm einen ebenso reuigen wie mahnenden Blick zu. „Sehr … spaßig, Sir.“ Er wies mit dem Kopf in Emilys Richtung. „Möchten Sie Miss Balfour nicht aufwecken?“
„Nein.“
Die brüske Antwort hätte Tomás nicht mehr überraschen können als Luis selbst. Jeder, der das hört, muss doch denken, dass ich Angst davor habe, sie zu berühren, schoss es ihm durch den Kopf. Innerlich fluchend wandte er sich erneut Emily zu. Er sah den Puls an ihrer Kehle flattern und schaute zu der Stelle, wo der schlanke Hals im steifen Kragen des Jacketts verschwand.
Doch seine Fantasie fand dort keinen Halt. Wie ein liebeskranker Teenager gaukelte sie ihm verführerische Bilder eines grazilen, biegsamen Körpers vor – dem geschmeidigen, durchtrainierten Körper einer Balletttänzerin –, den er gesehen hatte, als er Emily aus der Wanne …
Neben ihm räusperte sich sein Assistent. „Ich habe soeben mit Josefina telefoniert. Sie hat ihre ganz persönlichen Kontakte zur örtlichen Presse aktiviert, sodass wir mit einem … ausgesuchten Aufgebot an Journalisten und Fotografen zum Empfang rechnen dürfen“, formulierte er übervorsichtig.
Luis musterte die nichts ahnende, immer noch selig schlummernde Emily mit einem fast mitleidigen Blick. „Okay, dann kann der Zirkus ja losgehen.“ Er sprach leise, um sie nicht zu erschrecken, doch die Bitterkeit in seiner Stimme war für seinen Assistenten nicht zu überhören. „Dann wird also dem geneigten Zeitungsleser morgen das Frühstück mit der Schlagzeile versüßt: Kronprinz mit seiner neuesten Eroberung im Gepäck nach Santosa zurückgekehrt? “
„Das wäre genau das, was wir brauchen, Euer Hoheit“, wisperte Tomás. „Eine nette
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