Emily und der Playboy-Prinz
grauer Wolle und obenrum eine knappe Wickeljacke aus dem gleichen Material. Dazu einen kurzen weißen Faltenrock.
„Das hast du also statt der geforderten Partygarderobe gekauft“, stellte er fest, ohne eine Miene zu verziehen.
„Ja“, bestätigte sie etwas gezwungen. „Die Kleider, die du noch nachträglich geordert hast, sind gestern Abend auf mein Zimmer geliefert worden. Danke, aber du hättest das nicht zu tun brauchen.“
„Wenn ich an die grauenvollen Sachen denke, in denen ich dich bisher gesehen habe, muss ich dir vehement widersprechen. Diesen Beerdigungsanzug, den du unterwegs getragen hast, würde ich auf der Stelle verbrennen. Und zum festlichen Dinner in einem eleganten Restaurant bist du im Ballettkostüm auch nicht passend bekleidet, wenn ich das anmerken darf.“
Emily schaute nur kurz an sich herunter und sah Luis dann direkt in die Augen. „Nun, da ich hierhergekommen bin, um deiner Nichte Ballettunterricht zu geben, und nicht, um mich in Nobelrestaurants herumzutreiben, bin ich in meinen Augen sogar nahezu perfekt gekleidet.“
Mit herausforderndem Lächeln vollführte sie die Ballettvariante eines eleganten Hofknickses. „Trotzdem, noch einmal heißen Dank für deine Großzügigkeit. Komm Luciana …“, wandte sie sich dann an Luis’ Nichte, die den kleinen Schlagabtausch zwischen ihrem Onkel und ihrer neuen Ballettlehrerin fasziniert beobachtet hatte. „Lass uns in den Gymnastikraum gehen. Was hältst du von einer ersten Ballettstunde?“ Damit umfasste sie Lucianas Hand und wandte sich zum Gehen.
„Warte!“, hielt Luis sie zurück.
Sofort verkrampften sich die schmalen Finger der Prinzessin in Emilys Hand.
„Ja?“, erwiderte Emily.
Das Wort hatte nur zwei Buchstaben, doch aus jedem sprach so viel Abwehr, dass Luis’ Mundwinkel automatisch herabsanken. „Hat euch überhaupt schon jemand in den Raum eingewiesen?“
„Danke, das hat Tomás bereits vorzüglich erledigt. Er hat mir auch die Ballettstange gezeigt, die extra für Luciana vor dem großen Spiegel angebracht wurde, in der absolut perfekten Höhe.“
„Und dein Zimmer? Ist damit auch alles in Ordnung?“
Jetzt lachte Emily aufrichtig erheitert. „Mein Zimmer?“, wiederholte sie und dachte an die komfortable Suite mit dem sonnigen Balkon, der auf den gepflegten Schlosspark hinausging. „Du hast doch gesehen, wo und wie ich vorher gelebt habe. Also kann ich nur sagen, dass auch da einfach alles perfekt ist. Ist noch etwas?“
„Nein.“
Inzwischen hatte Luis sich zu ihnen gesellt und lehnte jetzt lässig gegen den Türrahmen. Ein seltsam angespannter Ausdruck lag in seinen Augen, den Emily nicht deuten konnte. „Eigentlich bin ich hergekommen, um für heute Abend eine Einladung zum Dinner loszuwerden“, bekannte er unvermittelt.
Um ihre Verwirrung zu verbergen, hob sie herausfordernd das Kinn. „Ist das wirklich nur eine Einladung oder ein königlicher Befehl?“
„Würde es einen Unterschied machen, was deine Antwort betrifft?“
„Ja.“
Luis stieß sich mit den Schultern vom Türrahmen ab und seufzte. „Dann mach daraus, was du willst.“
Jetzt war es Emily, die zögerte. Lucianas kleine Hand bewegte sich immer noch unruhig in ihrer. „Okay“, stimmte sie aus einem plötzlichen Impuls heraus zu. „Wenn du als ganz normaler Sterblicher fragst, dann nehmen wir deine Einladung mit Dank an, nicht wahr, Luciana?“
Die Prinzessin hätte nicht überraschter sein können als ihr Onkel. Emily bedachte Luis mit einem warnenden Blick, bevor sie sich Luciana zuwandte, die nervös an ihrer Unterlippe knabberte. Spontan ging sie in die Knie, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein, und strich dem Kind liebevoll eine dunkle Locke aus der Stirn.
„Das wird bestimmt lustig“, versprach Emily. „Wir beide ziehen uns ganz schick an und lassen uns groß von Onkel Luis ausführen. Und dann gönnen wir uns extra große Hamburger, Pommes Frites und eine Cola-Bombe. Hast du so etwas überhaupt schon mal probiert?“
Schüchtern schüttelte Luciana den Kopf.
„Es ist mein Lieblings-Shake, ein kribbelndes Getränk mit Eiscreme oben drauf. Es kitzelt ganz komisch in der Nase, wenn man es mit einem Strohhalm trinkt. Was hältst du davon?“
„Es hört sich sehr … nett an“, antwortete das Mädchen.
Emily richtete sich auf, wobei sie ihren Blick unauffällig über Luis’ lange muskulöse Beine wandern ließ, über den flachen Bauch und den massiven Brustkorb bis hinauf zu den unergründlichen
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