Emma - endlich vom Glück umarmt
anderes für mich?“
Ihr Blick wanderte zu dem Strumpf und wieder zurück zu Charles’ Gesicht, dann errötete sie tief. „Sind Sie hungrig?“
Er fragte sich, ob sie wirklich nicht wusste, worüber sie sprachen. Bemerkte sie seine Erregung nicht, die unüberhörbar in seiner Stimme mitschwang? Voller Verlangen ließ er den Blick über ihren Körper gleiten. Sie trug ein schlichtes graues Kleid, das ihre zierlichen Knöchel nicht bedeckte. Charles sah deutlich, dass sich ihr Schenkel darunter abzeichnete, den noch gestern vielleicht dieser Strumpf umhüllt hatte. Himmel, konnte er an nichts anderes mehr denken? Er schloss die Augen, um Emma nicht mehr sehen zu müssen. Unvorstellbar, dass sie solche Macht über ihn hatte, und doch Tatsache.
„Geht es Ihnen nicht gut?“
„Schlechtes Gewissen?“, fragte er seinerseits spöttisch, während er hoffte, dass ihr seine belegte Stimme nicht auffiel.
„Das nicht, jedoch hatte ich gedacht, man würde es Ihnen etwas bequemer machen.“
„Wie Sie sehen, stecke ich sogar noch in meinem Rock. Verflixt unbequem.“
„Dann muss ich mich entschuldigen.“
„Das finde ich auch.“ Und wenn es nur wegen der wilden Glut war, die sie in seinen Adern entfachte.
„Aber Sie wissen, all das wäre nicht nötig gewesen, wenn Sie meiner Bitte entsprochen hätten. Man könnte also ebenso gut sagen, dass Sie es sich selbst zuzuschreiben haben.“
So kühl sie sprach, konnte ihr Tonfall doch seine hitzigen Gefühle nicht dämpfen. Sie merkte nicht, wie erregt er war, oder wollte es nicht merken; wie auch immer; er musste sich endlich zusammennehmen. Er hob die Brauen. „Ihr Bruder hat mich gefordert, nicht ich ihn.“
„Bestimmt haben Sie ihn provoziert.“
„Nein, ich behandelte ihn nur, wie er es verdient. Es gefällt mir nicht, dass Sie die Last tragen müssen, die aus seiner unkontrollierten Spielleidenschaft resultiert.“
Sie war näher getreten, nun blieb sie kurz vor seinem Lager stehen. „Sie sorgen sich um mich?“, fragte sie ungläubig. „Das kann ich nicht glauben.“
„Ich sehe nie gern, wenn jemand ausgenutzt wird.“
„Und weil Ihnen nicht gefällt, dass er spielt, beleidigen Sie ihn, sodass er Sie fordern muss?“, fragte sie kühl, obwohl in ihren Augen Neugier stand.
„Niemand traut Ihrem Bruder ein Duell zu. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er mich fordern könnte.“
„Sie halten ihn für feige!“
Er unterdrückte ein Ja und äußerte nur: „Er sagte, er wolle den Namen seiner Schwester schützen.“ Was natürlich ein blödsinniger Grund war, doch das brauchte er nicht auszusprechen, denn Emma schien genauso zu denken.
Sie seufzte. „Wir wissen wohl beide, dass er dadurch alles nur schlimmer gemacht hat. Wenn das Duell erst öffentlich bekannt ist, wird Amys Name in aller Munde sein. Kein Rauch ohne Feuer, wird man sagen.“
„Dass ich ihr Avancen machte, trägt leider dazu bei.“
„Sie entschuldigen sich?“, fragte sie verwundert.
„Vielleicht. Wenn Sie mich losbinden, ganz bestimmt.“
Als sie den Kopf schüttelte, glaubte er, Bedauern in ihren Augen zu lesen. „Unmöglich. Zwar wiederholen Sie ständig, dass Sie Bertram nicht verletzen wollen, aber es könnte rein versehentlich geschehen. So albern und verantwortungslos er ist, immerhin ist er mein Bruder.“
„Sie glauben mir, dass ich ihn nicht treffen will?“ Ob sie ihm endlich Vertrauen schenken wollte? Seltsamerweise würde ihn das freuen.
Ein wenig verlegen wandte sie den Blick ab. „Ich … ich denke, Sie haben es nicht vor. Aber es könnte passieren …“
„Also werden Sie mich nicht gehen lassen?“
Unsicher zuckte sie mit den Schultern. „Nur wenn Sie Bertram schreiben, dass Sie zurücktreten.“
„Wir drehen uns im Kreis! Ich werde mich nicht als feige beschimpfen lassen, das kommt nicht infrage. Dafür bedeutet mir mein Ruf zu viel. Wie oft soll ich es noch sagen?“
„Ich ahnte, dass das wieder kommen würde.“ Sie ging zur Tür. „Soll ich Ihnen Essen und Trinken bringen lassen?“
Als er merkte, dass sie nicht zu erweichen war, verpuffte seine Bewunderung für sie mitsamt seinem Verlangen und machte Ärger Platz. „Und wie soll ich in dieser Lage essen?“
Beinahe amüsiert sah er, dass sie stutzte. Offensichtlich hatte sie so weit noch nicht gedacht.
„Ich werde mir etwas einfallen lassen“, sagte sie endlich. Nach einem letzten Blick auf ihn verschwand sie durch die Tür.
Eine ganze Weile lag er still da und starrte
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