Emma - endlich vom Glück umarmt
Lichtstrahl, der an der Decke flimmerte, war es dunkel. Er verdrehte sich ein wenig, bis er erkennen konnte, dass seine Handgelenke am Kopfende des Bettes festgezurrt waren – mit Damenstrümpfen!
Unten am Boden lag, ein Stück entfernt, auf einer behelfsmäßigen Ruhestatt, ein junger Mann; es war der Lakai, der ihm Emma Stocktons Brief gebracht hatte. Nun fiel es Charles wieder ein: Der Portwein, den Emma Stockton ihm angeboten hatte, war mit einem Schlafmittel versetzt gewesen. Und nun war er ihr Gefangener. Er lächelte. Ihren Einfallsreichtum konnte man wirklich nur bewundern. Mit einer Art Galgenhumor gestand er sich ein, dass diese Frau ihn erregte. Als er ihr anbot, seine Geliebte zu werden, geschah das nicht nur, um sie in Harnisch zu bringen, sondern weil es seinen Wünschen sehr nahekam.
In diesem Augenblick regte sich der Mann am Boden, und Charles wurde sich seiner Lage wieder bewusst. Er begann seine Muskeln zu dehnen und zu spannen, denn er hatte nicht vor, lange Emmas Gefangener zu bleiben – außer sie hätte ihn an ihr eigenes Bett gebunden. Allerdings hatte man ihn ziemlich gründlich gefesselt. Doch indem er sich ein wenig nach oben wand und den Kopf weit nach hinten bog, gelang es ihm, mit den Zähnen an der dünnen Seide eines Strumpfes zu zerren. Sofort drang ihm der Duft nach Reseda in die Nase, und er spürte, wie sein Körper darauf reagierte. Himmel, sie hatte ihre eigenen Strümpfe benutzt! Während er sich an der duftenden Seide zu schaffen machte, mühte er sich, seiner Fantasie Einhalt zu gebieten, die ihm vor Augen führte, wo dieses hauchfeine Material noch vor Kurzem Emmas zarte, helle Haut umspannt hatte.
In diesem Moment meldete sich der Diener von seinem Lager.
„Sir, lassen Sie das doch!“
Zögernd ließ Charles von den Fesseln ab. „Glaubst du etwa, ich würde einfach tatenlos hier liegen bleiben? Ich habe Besseres zu tun.“
Anstatt zu antworten, rappelte der Mann sich auf. „Ich werde Ms. Stockton sagen, dass Sie wach sind“, murmelte er verlegen.
Charles spürte, dass selbst ihr Name erregend auf ihn wirkte. Er musste vollkommen närrisch sein! Selbst wenn sie etwas für ihn übrig hätte, wäre er ihrer Familie nicht reich genug, und noch dazu Geschäftsmann. Nicht, dass er interessiert wäre! Nein, das war rein körperliche Begierde, für ihn nicht ungewöhnlich. Frauen reizten ihn nun einmal generell.
„Ah ja, die verwegene Ms. Stockton“, brachte er schließlich mühsam hervor. „Ich würde sie zu gern sprechen.“
„Reden Sie nicht in diesem Ton von ihr! Sie ist eine Dame, die Respekt verdient.“ Verspätet fügte er hinzu: „Sir.“
Also wurde diese widerborstige Person von ihrer Dienerschaft verehrt. Nun, wenn sie ihren Dienstboten ebenso treu zur Seite stand wie ihrer Familie, war das kein Wunder.
„Sir, lassen Sie die Fesseln in Ruhe, bitte“, sagte der Lakai befangen.
„Weißt du, woraus die sind?“, fragte Charles provozierend.
Der junge Mann wurde blutrot. „Ja, Sir. Aber Ms. Stockton dachte, das Material würde nicht so stark scheuern wie Stricke.“
Das sah ihr ähnlich. Eine erfahrenere Frau hätte gewusst, wie aufreizend diese duftenden, seidenen Fesseln für einen Mann sein mussten. Sie hatten ihre Haut an Stellen berührt, an die zu denken unschicklich war, und wirkten verheerend auf seine Sinne. Zuerst hatte er geglaubt, ihre offen gezeigte Abneigung machte sie für ihn so reizvoll, doch langsam dämmerte ihm, dass er mehr für sie empfand. Es war offenes Begehren. Sich vorzustellen, wie sie in seinen Armen lag – er biss sich auf die Lippe, um das Bild zu vertreiben.
„Sir? Ist Ihnen nicht gut?“, fragte der junge Mann besorgt.
„Nein, nein.“ Er unterdrückte ein sarkastisches Lachen. Sicher war ihm nicht gut, doch in anderem Sinne, als der Lakai meinte. „Hol einfach deine Herrin.“
„Sir, versprechen Sie, Ihre Fesseln nicht zu lösen“, bat der Bursche beharrlich.
„Den Teufel werde ich! Und bin hoffentlich damit fertig, ehe deine Herrin hier ist.“
Der junge Mann sagte nichts darauf, sondern hastete hinaus, während Charles mühsam seine Fantasie zu zügeln suchte und seine Zähne wieder in die Seide grub.
Schneller als erwartet öffnete sich jedoch die Tür, und von ihrem Resedaduft umweht, trat Ms. Stockton in den Raum.
„Was machen Sie da!“
Ihre Stimme fuhr wie eine erregende Droge durch seinen Körper. „Was denken Sie?“, fragte er heiser. „Ich knabbere an Ihrem Strumpf! Hätten Sie etwas
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