Emma - endlich vom Glück umarmt
traf, ernüchterte ihn. „Wären Ihre Worte ein Degen, Ms. Stockton, hätten Sie gerade einen ordentlichen Treffer gelandet.“
„Ich weiß.“
„Ach, hackt doch nicht so aufeinander herum“, warf Amy ein. „Ihr verderbt mir den Abend. Eigentlich sollte ich mich vergnügen, aber wenn man euch hört, ist es nur schrecklich.“
Charles konnte den Blick einfach nicht von Emma abwenden. Sie war nahe daran, die Fassung zu verlieren. Ihre Wangen färbten sich dunkel, und ihre grauen Augen schienen zu glühen. Plötzlich machte es ihm keinen Spaß mehr, sie zu provozieren.
Während er sich leicht verneigte, sagte er: „Ich habe noch etwas vor, meine Damen. Genießen Sie den restlichen Abend.“
Ohne sich noch einmal umzusehen, ging er davon, froh, Emma Stocktons Ausbruch nicht mehr sehen zu müssen.
Selbst er, der diese langweilige Saison dadurch aufzulockern suchte, dass er Ms. Stockton reizte und in Zorn brachte, wollte nicht dabei sein, wenn der Vulkan ausbrach.
Dass Charles Hawthorne sich entfernte, löste in Emma unwillkürlich das Gefühl eines Verlustes aus, alle Wärme schien aus ihrem Körper geflohen, nur die kalte Wut auf ihn und ihre Schwester blieb zurück.
„Amy, du weißt, du solltest nicht mit einem Mann wie Hawthorne allein bleiben. Denk an deinen Ruf!“, sagte sie scharf.
Trotzig hielt Amy dem Blick ihrer Schwester stand. „Was war schon dabei? Die Türen zum Saal sind offen, und …“, sie machte eine umfassende Geste über den Garten hin, „… überall auf den Wegen hier draußen spazieren Leute. Es wäre schon nichts passiert.“
Emma überlegte, ob sie selbst je so hartnäckig auf ihren Zielen beharrt hatte, ohne die Folgen zu bedenken. Sie meinte, nein. Immer schon hatte sie sich für die liebe Familie verantwortlich gefühlt und ihrer Mutter stützend zur Seite gestanden. Bei der Erinnerung daran verblasste ihr Ärger.
Sanft sagte sie: „Amy, darum geht es nicht. Es gehört sich einfach nicht. Junge Mädchen verlassen nicht ohne Begleitung mit Männern wie Charles Hawthorne den Saal.“
„Wir wären beinahe Schwager und Schwägerin geworden. Das ändert es doch sicher.“
Vorwurfsvoll entgegnete Emma: „Als wenn du es nicht besser wüsstest! Natürlich, wenn ich Lord Hawthorne geheiratet hätte, sähe es anders aus. Außerdem verzeiht die Gesellschaft einem Mann vieles, was sie einer Frau nie verzeihen würde. Das darfst du nie vergessen.“
„Pah!“
Amy versuchte, ihrer Schwester zu entwischen, doch Emma hielt sie rasch am Arm fest. „Was genau hattest du mit Charles Hawthorne zu besprechen?“
Amy warf den Kopf in den Nacken und versuchte gleichzeitig, sich loszureißen. „Gar nichts.“
Langsam verlor Emma die Geduld. Zwar ließ sie ihre Schwester los, sagte aber mahnend: „Amy!“
„Also gut! Heute Nacht gibt es ein Maskenfest. Mr. Hawthorne sollte mich begleiten, denn du tätest es sowieso nicht.“
Emma keuchte entsetzt auf. „Wie unverfroren bist du nur! Du willst dich wegen ein paar vergnüglicher Stunden ruinieren?“
„Nein, wieso denn? Ich würde eine Maske tragen. Niemand würde mich erkennen.“
„Und wird er dich begleiten?“
Amy wandte sich halb ab und schaute ihre Schwester lauernd aus dem Augenwinkel an. „Und wenn?“
„Reiz mich nicht, Amy! Dazu bin ich nicht in der Stimmung.“ Und das entsprach der Wahrheit. Inzwischen fühlte sie sich versucht, Amy bei Wasser und Brot in ihrem Zimmer einzusperren; nur war Amy kein Kind mehr, obwohl sie sich nicht anders verhielt. Charles Hawthorne übrigens hätte sie am liebsten das verpasst, was ihr Bruder Bertram als schallende Backpfeife bezeichnen würde.
„Für Vergnügungen bist du nie in der Stimmung, Emma. Da liegt das Problem.“ Als sie deren wütenden Blick sah, fügte sie hinzu: „Schon gut! Nein, er hat abgelehnt. Eigentlich staune ich darüber. Sonst ist er kein Spaßverderber.“
Insgeheim seufzte Emma, weil Amy so naiv war. „Er mag ein Leichtfuß sein, aber er ist kein Dummkopf. Wenn man dich nämlich erkennen würde, hieße es, er habe dich ruiniert, und dann könnte man auf den Gedanken kommen, dass er dich heiraten muss – was er ganz bestimmt nicht im Sinn hat!“
Röte breitete sich auf Amys Gesicht aus. „Das hat er allerdings klar genug gemacht.“ Angelegentlich glättete sie den Stoff ihres weißen Musselinkleides. Emmas Blick ausweichend sagte sie: „Aber Männer ändern ihre Meinung … wenn sie etwas besonders heftig begehren.“
„Nein, da irrst du dich
Weitere Kostenlose Bücher