Emma im Glück
Daniel?«
Daniel ist ein guter Freund von mir. Er geht in Monas Klasse und wohnt mit seiner Mutter in Rudis WG . Nach außen macht er immer einen auf cool, aber eigentlich ist er total nett.
Endlich öffneten sich Monas Augen. Sie starrte mich überrascht an. »Daniel? Wie kommst du denn auf den?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Auf meiner Geburtstagsparty habt ihr euch doch ziemlich gut verstanden, oder?«
Mona wurde rot. Ich wusste genau, woran sie gerade dachte: an den Kuss, den Daniel ihr beim Flaschendrehen gegeben hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass die beiden sich mochten. Dummerweise waren sie zu schüchtern, um irgendetwas zu unternehmen. Vielleicht brauchten sie ein bisschen Hilfe …
»Ich muss los«, sagte ich. »In fünf Minuten fährt der Bus.«
»Viel Spaß«, wünschte Mona. »Und schöne Grüße an Bastian!«
Ich spurtete in die Küche, wo der Picknickkorb schon bereitstand. Natürlich hatte ich alles längst vorbereitet. Oma hatte mir ihren Einkaufskorb geliehen, und gestern Nachmittag war ich in den Dorfladen gegangen und hatte alles Nötige besorgt: Weintrauben, Kiwis und Bananen (Erdbeeren gab es leider noch nicht), Blaubeermuffins (um kein Risiko einzugehen, hatte ich lieber nicht selbst gebacken), Schokoladenkekse, Fleischbällchen, eine Tüte Gummibärchen (die aß Bastian besonders gerne), Orangensaft und eine Schachtel mit sündhaft teuren Pralinen in Herzform. Außerdem hatte ich belegte Brötchen gemacht und Mamas karierte Wolldecke eingepackt.
Als ich in die Küche kam, saß Papa mit Lili auf dem Schoß am Tisch. Mama lehnte mit verschränkten Armen an der Spüle. Ihre Lippen waren schmal. Dicke Luft, ganz klar.
»Ich lasse mir von dir nicht vorschreiben, mit wem ich meine Freizeit zu verbringen habe«, sagte Mama gerade.
Papa schnaufte verächtlich. »Das ist doch lächerlich! Was willst du denn mit so einem Grünschnabel? Es wäre das Beste für uns alle, wenn ich wieder hier einziehe.«
»Für dich wäre das vielleicht tatsächlich das Beste«, sagte Mama kühl. »Für mich bestimmt nicht. Aber du denkst ja sowieso immer nur an dich.«
»Das stimmt doch gar nicht!«, rief Papa.
Ich schnappte mir den Picknickkorb, der auf dem Küchentisch stand. Erst jetzt schienen meine Eltern mich zu bemerken.
»Emma!«, sagte Mama. »Wo willst du denn hin?«
»Zu Bastian«, antwortete ich knapp. »Hab ich dir doch gestern schon erzählt. Er hat Geburtstag.«
»Ach ja, richtig.« Mama versuchte ein Lächeln. »Tut mir leid, ich hab in letzter Zeit ein Gedächtnis wie ein Sieb. Das muss am Stillen liegen.«
»Lasst euch nicht beim Streiten stören«, sagte ich. »Ich bin schon weg.«
»Aber Emma, wir streiten doch gar nicht«, behauptete Papa.
Dazu fiel mir echt nichts mehr ein, deshalb warf ich Rudi nur einen bitterbösen Blick zu. Typisch Erwachsene! Sie halten alle Menschen unter dreißig für beschränkt. Auf der Türschwelle drehte ich mich noch einmal um. »Macht ruhig weiter so. Aber wenn ich irgendwann einen Vaterkomplex bekomme, seid ihr schuld!«
Dann stolzierte ich aus der Küche.
Da hatten sie mal was zum Nachdenken!
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12 . Kapitel
Pralinen im Mülleimer
A ls ich an Bastians Wohnungstür klingelte, klopfte mein Herz wie verrückt. Es war fast wie vor unserem allerersten Treffen. Ich konnte es kaum erwarten, sein Gesicht zu sehen, wenn ich ihm von meiner Überraschung erzählte.
Bastian öffnete die Tür. Er lächelte. »Hallo, Emma.«
Ich lächelte zurück. »Hallo! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!« Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Seine Haut war ganz weich und er roch ein bisschen nach Toastbrot.
»Danke.« Bastian wurde rot, obwohl uns niemand sehen konnte.
»Wie war das Geburtstagsfrühstück?«, fragte ich.
»Klasse!« Bastian klopfte sich auf den Bauch. »Ich hab so viel gefuttert, dass ich platzen könnte.«
»Oh.« Ich runzelte die Stirn. »Aber du hast doch bestimmt bald wieder Hunger, oder?«
»Ich glaube, ich esse den ganzen Tag nichts mehr«, sagte Bastian. »Warum?«
»Ach, nur so.« Ich stellte den Korb ab. Wenn Bastian die leckeren Sachen sah, die ich eingekauft hatte, würde er schon wieder Appetit bekommen.
»He, was ist denn dadrin?« Bastian zeigte auf den Korb.
»Das ist eine Überraschung.« Ich machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Ich hab nämlich ein ganz besonderes Geschenk für dich.«
»Klingt spannend.« Bastian fuhr sich etwas verlegen durch die Haare. »Sollen wir in mein Zimmer gehen?« Wir
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