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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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ich kaum einen Gedanken an meine Klamotten, aber heute wollte ich unbedingt hübsch aussehen. Das Problem war, dass fast nur verwaschene T-Shirts, mehr oder weniger zerschlissene Jeans und ausgebeulte Pullover in meinem Schrank hingen. Das einzige Kleid, das ich besaß, war inzwischen zu klein. Ob ich die neuen Sachen anziehen sollte? Nein, lieber nicht. Die hatten wir schließlich extra für Omas Hochzeit gekauft. Und Mama wäre bestimmt nicht begeistert, wenn ich die weiße Bluse schon vorher mit Ketchup- oder Colaflecken versauen würde.
    Schließlich entschied ich mich für die am wenigsten zerschlissene Jeans und eine grüne Sommerbluse, die ich lange nicht mehr angehabt hatte, weil sie ein bisschen unter den Armen kniff. Darunter trug ich meinen neuen BH , an den ich mich inzwischen schon beinahe gewöhnt hatte.
    Dann ging ich ins Bad, bürstete mir ewig die Haare, bis sie in der Sonne glänzten, und versuchte, mir eine romantische Hochsteckfrisur zu machen. So eine, wie ich sie letztens bei einer Schauspielerin im Fernsehen gesehen hatte. Sie spielte ein Dienstmädchen in einem Liebesfilm. Perfekt gedrehte Locken umrahmten ihr Gesicht, und sie hatte sich einzelne Strähnen immer wieder um den Finger gewickelt, während der Gutsherr ihr einen Heiratsantrag machte.
    Leider klappte es bei mir nicht so richtig. Meine Haare sind furchtbar störrisch und machen nur, was sie wollen. Nach einer halben Stunde sah ich aus, als hätte ich einen Wischmopp auf dem Kopf. Die Haare standen trotz der tausend Spangen, die ich benutzt hatte, in alle Richtungen ab. Von perfekt gedrehten Locken und Romantik keine Spur. Ärgerlich zog ich die Spangen wieder heraus und machte mir einen Pferdeschwanz, so wie immer. Egal, Bastian sollte mir schließlich keinen Heiratsantrag machen, sondern nur mit mir picknicken gehen.
    Mona kam ins Bad. Ihre Augen waren noch halb geschlossen und sie gähnte herzzerreißend.
    »Na, auch schon wach?«, fragte ich. Mona ist eine echte Langschläferin. Am Wochenende pennt sie manchmal bis zwölf. Könnt ihr euch das vorstellen? Dann ist der halbe Tag schon rum! Also, mir könnte das nicht passieren. Ich hätte viel zu viel Angst, etwas zu verpassen.
    »Nicht wirklich«, murmelte Mona. »Brauchst du noch lange? Ich will duschen.«
    »Bin gleich fertig.« Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel. »Wie sehe ich aus?«
    »Super«, sagte Mona automatisch, dabei waren ihre Augenlider immer noch auf Halbmast.
    »Sag mal, was ist eigentlich aus deinem Zahnarzttermin geworden?«, fragte ich. »Hattest du tatsächlich ein Loch?«
    Mona seufzte. »Leider nicht. War nur falscher Alarm.«
    »Sei doch froh. Ist echt fies, wenn der Zahnarzt bohren muss.« Ich bekam allein von dem Gedanken eine Gänsehaut. »Was hat Herr Wieland denn gesagt? Habt ihr euch unterhalten?«
    Mona schüttelte den Kopf. Offenbar musste ich ihr heute jedes Wort aus der Nase ziehen. Sehr untypisch für sie, normalerweise quasselt Mona ohne Punkt und Komma.
    »Warum denn nicht? Jetzt red schon! Was war los?«
    Mona setzte sich auf den geschlossenen Klodeckel. Sie sah aus wie ein Häufchen Elend. »Nichts war los! Das ist es ja. Karl war nicht da. Der andere Arzt hat mich behandelt.«
    »Doktor Gehrland?«, fragte ich. »So ein Mist!«
    Mona nickte traurig. »Das hab ich auch gedacht. Karl hatte seinen freien Tag.«
    »Na ja, das konntest du schließlich nicht wissen«, sagte ich tröstend.
    »Die ganze Aktion war völlig umsonst.« Mona seufzte wieder. »Ich hab drei Kilo zugenommen von den ganzen Süßigkeiten, aber meine Zähne sind offenbar immun gegen Zucker. Der Arzt hat nicht mal einen Hauch von Karies gefunden. Ist das nicht gemein?«
    »Andere Leute würden sich freuen«, murmelte ich.
    »Ich aber nicht!« Mona sah mich trotzig an. »Wie soll ich denn an meinen Traummann herankommen, wenn meine Zähne nicht mitspielen? Das ist so ungerecht!«
    »Ich hab’s dir schon mal gesagt: Schlag dir den Typ aus dem Kopf. Das bringt doch nichts! Du musst diesen blöden Vaterkomplex endlich überwinden.«
    Mona ließ den Kopf hängen. »Das würde ich ja gerne«, sagte sie leise. »Aber so leicht ist das nicht …«
    Plötzlich tat sie mir leid. Einen Vaterkomplex zu haben musste ziemlich schlimm sein. Hoffentlich bekam ich nicht auch einen, jetzt, wo Papa ausgezogen war.
    »Du schaffst das schon.« Ich klopfte Mona auf die Schulter. »Warum verabredest du dich nicht mal mit einem Jungen, der so alt ist wie du? Zum Beispiel mit

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