Emma im Glück
kümmerlichen Resten meines Picknicks und wartete darauf, dass Bastian irgendetwas sagte. Aber er blieb stumm.
»Ich fahr jetzt nach Hause«, sagte ich und wartete immer noch auf eine Reaktion. »Viel Spaß noch beim Fußball.«
Bastian öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ich weiß nicht, was mir mehr wehtat – dass er nicht versuchte, mich aufzuhalten, oder dass er vor Verlegenheit knallrot geworden war. Es war nicht zu übersehen: Mein Auftritt war ihm superpeinlich!
Ich drehte mich auf dem Absatz um und rauschte davon.
»Emma! Warte doch!« Leider war es nicht Bastians Stimme, die ich hinter mir hörte, sondern Klaras.
Ich lief schneller. Niemand holte mich zurück. Am Ausgang des Stadions pfefferte ich die Schachtel mit den Herzpralinen in einen Mülleimer.
Erst als ich im Bus nach Tupfingen saß, kamen die Tränen.
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13 . Kapitel
Ein unverhofftes Wiedersehen
M ontag hatte ich schlechte Laune. Bastian hatte sich nach dem verpatzten Geburtstag nicht mehr bei mir gemeldet. Und ich mich auch nicht bei ihm. Das wäre ja auch noch schöner gewesen!
Zu Hause hatte ich niemandem von der geplatzten Überraschung erzählt – nicht mal Mona. Die war sowieso voll und ganz damit beschäftigt, von ihrem Zahnarzt zu träumen. Sie las jetzt sogar Bücher über Kieferorthopädie! Der war echt nicht mehr zu helfen …
Nur Paul wusste Bescheid. Nachdem ich aus Dederstadt zurückgekommen war, hatte ich mich auf die Bank unter dem Fliederbusch verkrochen und ihm alles haarklein berichtet. Danach war es mir etwas besser gegangen, obwohl ich mich noch lieber in sein weiches Fell gekuschelt hätte. Früher hatte mir Paul immer die Tränen vom Gesicht geleckt, wenn ich traurig gewesen war. Manchmal fehlte mir mein Hund so schrecklich, dass es richtig wehtat.
Wie ein Zombie kletterte ich am Montagmorgen um Viertel vor acht hinter Mona aus dem Bus und schlurfte über den Schulhof. Verstohlen hielt ich nach Bastian Ausschau, doch ich konnte ihn nirgendwo entdecken. Die Enttäuschung ließ meine Laune noch tiefer in den Keller sinken. Insgeheim hatte ich ein klitzekleines bisschen gehofft, Bastian würde vor der Schule auf mich warten, um sich wieder mit mir zu vertragen. Mit seinem lieben Lächeln auf den Lippen und vielleicht sogar mit einer Rose in der Hand …
»Emma! Hallo!« Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich stöhnte. Klara! Winkend und über das ganze Gesicht strahlend kam sie auf mich zu. Sie schien mich in letzter Zeit regelrecht zu verfolgen … »Guten Morgen!«, rief sie gut gelaunt. »Da staunst du, was?«
»Morgen«, nuschelte ich. Mein Gehirn kam erst langsam auf Touren. Um die Uhrzeit befindet es sich normalerweise noch im Tiefschlaf. Ich runzelte die Stirn. »Was machst du hier?«
»Ich gehe ab heute auf deine Schule.« Klaras Pferdeschwanz wippte vor Aufregung auf und ab. »Klasse, oder?«
»Hm«, machte ich.
Jonas tauchte hinter Klara auf. Er lächelte mir zu. »Hallo, Emma. So sieht man sich wieder.«
»Hast du etwa auch die Schule gewechselt?«, fragte ich. Wie gesagt, morgens bin ich manchmal etwas begriffsstutzig.
Jonas nickte. »Ziemlich blöd, mitten im Schuljahr zu wechseln«, sagte er. »Aber sonst hätten wir noch bis zu den Sommerferien zum Schulzentrum nach Heckenstedt fahren müssen, wo wir vorher gewohnt haben, und das wäre noch nerviger gewesen.«
Mona stieß mir mit dem Ellbogen in die Seite. »Willst du uns nicht vorstellen?«, zischte sie.
»Das sind Klara und Jonas«, sagte ich. »Sie sind letzte Woche nach Tupfingen gezogen, ins Haus von Herrn Marten. Und das ist Mona.«
Mona begrüßte die beiden mit einem strahlenden Lächeln. »Hallo! Nett, euch kennenzulernen.« Sie stutzte und musterte Klara genauer. »Sag mal, warst du nicht letztens auf dem Fußballplatz?«
Klara nickte. »Stimmt! Ich bin fast jedes Wochenende dort. Unser Vater trainiert die C-Jugend und ich spiele in der Mädchenmannschaft.«
»Spielst du auch Fußball?«, fragte Mona, an Jonas gewandt.
Er schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. »Sehe ich etwa so aus? Ich kann mit Fußball nichts anfangen.«
»Sehr sympathisch«, murmelte ich.
»Und ihr seid gerade erst umgezogen?«, plapperte Mona weiter. »Wie gefällt’s euch denn so in Tupfingen?«
»Ganz gut«, antwortete Jonas. »Es ist toll, in so einem großen Haus zu wohnen. In Heckenstedt hatten wir nur eine kleine Wohnung, jetzt haben wir viel mehr Platz.«
Es klingelte zur ersten Stunde. »Wir müssen los.«
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