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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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kurzentschlossen ein Mädchen
und trug ihm auf, eine Kutsche vorfahren zu lassen.
    Emmas
erster Besuch galt dem Telegraphenamt, wo sie ein Kabel an Kathleens Anwalt
schickte und ihn um Informationen über ihre Schwestern bat. Eine Antwort könne
Stunden oder sogar Tage dauern, erfuhr sie von dem Beamten, der jedoch
versprach, ein Antworttelegramm sofort nach Fairhaven bringen zu lassen.
    Da es Emma
widerstrebte, nach Hause zurückzukehren, ließ sie sich zu Garricks Kanzlei
fahren. Sie wollte wissen, mußte wissen, welche Fortschritte der Anwalt
in Stevens Fall machte.
    Aber
Garrick war nicht da, und sein Büroleiter wußte nicht, wann er zurückkam.
    Enttäuscht
fuhr Emma nun doch nach Hause und erfuhr dort von einem Dienstmädchen, daß > Mr. Steven < im Arbeitszimmer auf sie wartete.
    Als sie ihn
sah, wirkte er erregter, als sie ihn je erlebt hatte, und sie wußte, daß sich
eine neue Entwicklung in seinem Fall ergeben hatte und daß es keine gute war.
    »Was ist
passiert?« flüsterte Emma furchtsam.
    »Miss
Astoria McCall hat sich gemeldet, um zu bezeugen, daß ich in der Mordnacht in
ihrem Hause war. Sie behauptet, sie hätte Mary meinen Namen schreien hören.«
    Emma
befürchtete, ohnmächtig zu werden, aber da sie ahnte, daß das noch längst nicht
alles war, umklammerte sie die Lehne eines Stuhls und zwang sich, tief
durchzuatmen.
    Steven
schenkte sich einen Drink ein, trank einen Schluck und maß seine Frau dann mit
einem erbosten Blick. »Miss McCall sagte, sie hätte sich erst wieder an Marys
Schrei erinnert, als du gestern mit Lucy bei ihr zu Besuch warst.«
    Emma ging
auf unsicheren Beinen um den Stuhl herum und ließ sich darauf niedersinken.
»Und jetzt gibst du mir die Schuld?«
    »Natürlich
nicht«, entgegnete er brüsk. »Aber es hat mich zur Besinnung gebracht, Emma.
Wir haben einen Fehler gemacht. Ich möchte, daß du zu Chloe zurückkehrst und
vergißt, daß du mich je gekannt hast.«
    Emma legte
sich eine Hand auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien. »Das kann doch nicht
dein Ernst sein«, sagte sie nach einem kurzen inneren Kampf. »Du versuchst nur,
mich zu schützen.«
    Steven
starrte sie lange an, und es war ein Fremder, der sie ansah. »Ich will dich
nicht schützen«, sagte er. »Ich will dich loswerden. Verdammt, muß ich wirklich
noch deutlicher werden und sagen, daß ich dich nie hätte heiraten sollen?«
    Mit soviel
Würde, wie sie aufzubringen vermochte, stand Emma auf. »Du bist ein Lügner,
Steven Fairfax. Ich werde dich nicht verlassen. Nichts anderes als der Tod
könnte mich zu einer Trennung zwingen.«
    Er drehte
ihr den Rücken zu und trat ans Fenster. »Ich liebe dich nicht«, sagte er
erstickt.
    »Du bist
ein Lügner!« wiederholte sie, und jetzt schlich sich eine Spur von Hysterie in
ihre Stimme. »Du hast aufgegeben und glaubst, mich schonen zu können, indem du
mich fortschickst. Nun, da hast du dich geirrt, Steven. Ich bleibe, hörst du? Ich
gehe nicht fort!«
    Er wirbelte
abrupt herum und starrte sie mit einem Blick an, der sie zutiefst erschreckte.
»Wenn du nicht gehst, dann eben ich!« fuhr er sie an und stürmte aus dem Raum.
    Emma folgte
ihm bis in die Halle und beobachtete in stummer Fassungslosigkeit, wie der
einzige Mann, den sie je lieben würde, so lange sie auch leben mochte, wie ein
Wahnsinniger die Treppe hinaufrannte.
    Etwas
später, als sie endlich den Mut aufbrachte, ihm zu folgen, ging sie in das
Schlafzimmer, das sie für so kurze Zeit geteilt hatten. Steven war im
angrenzenden Raum und packte.
    Emma setzte
sich auf die Bettkante, nahm das gerahmte Foto ihrer Schwestern in die Hand und
strich langsam mit dem Zeigefinger über den Rahmen, wieder und wieder, als
könnte sie Lily und Caroline heraufbeschwören wie eine Zauberin aus einem
Märchenbuch.

22

    Cyrus
Fairfax war zornig,
daß sein Gesicht rot angelaufen war und sein weißer Schnurrbart zitterte. Er
stürzte den Brandy in einem Zug herunter und knallte das Glas auf die
Schreibtischplatte. »Bei Gott«, donnerte er, »wenn ich zwanzig Jahre jünger
wäre, würde ich dich meine Reitpeitsche spüren lassen!«
    Wenn die
Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte Steven gelacht. Aber so, wie es aussah,
würde er sein Leben und Emma verlieren, und das eine war ihm so kostbar wie das
andere.
    »Ich hätte
sie nie hierherbringen dürfen«, sagte er leise und starrte in sein Glas. Der
Whisky hatte einen sauren Geschmack auf seiner Zunge hinterlassen, und er
stellte ihn angewidert fort. »Ich habe Emma

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