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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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korpulent und ganz in Schwarz gekleidet wie Lucy, mit dem
Unterschied, daß eine weiße Spitzenhaube ihr Haar fast ganz verdeckte. An
ihren großen Händen funkelten Juwelen, und sogar im schwachen Licht des Raumes
konnte Emma die blauen Adern sehen, die sich unter ihrer fast durchsichtigen
Haut abzeichneten.
    »Lucille«,
grüßte Astoria ihre Besucherin kühl, dann glitt ihr Blick zu Emma. »Wer ist
das?«
    »Das ist
unsere Emma«, erwiderte Lucy, verscheuchte eine große graue Katze von einem
Sessel und setzte sich auf den schon etwas schäbigen Samt. »Stevens Frau.«
    Emma folgte
Lucys Beispiel und nahm auf einem anderen Sessel Platz.
    Astoria
musterte Emma prüfend. »Stevens Frau?« sagte sie dann. »Sie hätten den Schuft
aufhängen sollen, nachdem er unsere arme Mary erdrosselt hatte. Das habe ich
seinem Anwalt vor ein paar Tagen auch schon gesagt.«
    Ein
plötzlicher Anfall von Schwindel ließ Emma die Sessellehne umklammern. Bevor
sie jedoch etwas zu Stevens Verteidigung äußern konnte, berührte Lucy
beschwichtigend ihre Hand.
    »Bisher hat
noch kein Prozeß stattgefunden, Astoria«, sagte Lucy zu der Frau, die, Lucys
vertraulichem Ton nach zu urteilen, einmal ihre Freundin gewesen sein mußte.
»Und du weißt, daß Steven als unschuldig gilt, bis ihm seine Schuld nachgewiesen
werden konnte.«
    »Unschuldig?«
rief Astoria empört. »Wenn du gesehen hättest, wie Mary weinte in jener Nacht,
nachdem er sie hatte fallen lassen wie ...«
    »Haben Sie
ihn gesehen?« unterbrach Emma ihren Redeschwall.
    »War er an
jenem Abend hier im Haus?«
    Wieder maß
Astoria Emma mit einem prüfenden Blick. »Gesehen habe ich ihn nicht,
aber ich weiß, daß er hier war. Er und Mary hatten eine Auseinandersetzung. Er
muß ihr gefolgt sein, als sie ins ...« Emma fühlte sich erneut veranlaßt,
Astoria zu unterbrechen. »Haben Sie sonst noch jemanden gesehen, Miss McCall?«
    Astoria
lehnte sich in ihrem Sessel zurück, und die graue Katze sprang auf ihren Schoß.
»Nein.«
    »Sind Sie
ganz sicher? Es ist immerhin ein großes Haus«, beharrte Emma. »Da müßte es doch
möglich sein, daß eine oder mehrere Personen unbemerkt hereinkommen?«
    Astoria
nickte. »Das ist richtig. Es war Steven Fairfax, der hereinkam und zu Marys
Zimmer ging.«
    »Wie können
Sie so sicher sein?«
    »Weil ich
Mary seinen Namen schreien hörte«, entgegnete Astoria hart. »Zuerst glaubte
ich, es sei ein Alptraum, und als ich merkte, daß es wirklich geschah, war es
zu spät. Er war schon fort, und die arme Mary lag tot in ihrem Zimmer.«
    »Aber Sie
könnten doch wirklich geträumt haben, daß sie seinen
Namen schrie!« wandte Emma ein, und selbst ihr war bewußt, wie verzweifelt die
Frage klang.
    »Nein, er
war es«, beharrte Astoria.
    »Diese
Fairfaxjungen waren schon immer Rüpel. Ich hatte Mary so oft geraten, sich
nicht mit ihnen einzulassen. Aber sie wollte nicht auf mich hören, weil sie ihr
draufgängerisches Lächeln liebte und die kostspieligen Geschenke, die sie ihr
machten.«
    Emma
begriff, daß sie mit Astoria nicht weiterkam, und versuchte nun, etwas über
das Dienstmädchen zu erfahren. »Diese Frau, die uns hereingelassen hat – wie
heißt sie?«
    »Du stellst
aber wirklich viele Fragen, Liebes«, meinte Lucy mit leisem Vorwurf und drückte
von neuem Emmas Hand, aber diesmal so fest, daß es schmerzte. »Das war Maisie
Lee, und sie ist schon seit Jahren hier, nicht wahr, Astoria?«
    Astorias
Blick ruhte auf Emma und strahlte jetzt ganz unverhohlene Feindseligkeit aus,
als sie erwiderte: »Sie kam vor dem Krieg zu uns.«
    Emma hatte
das Gefühl, daß Astoria sie jetzt auch noch für den Krieg zwischen dem Norden
und Süden verantwortlich machte, und hielt sich für eine Weile aus dem Gespräch
heraus. Erst als sie Lucys Geplauder über Bälle und Gesellschaften, an denen
sie einst mit Astoria teilgenommen hatte, nicht länger ertrug, platzte sie
dazwischen: »Lebt Maisie Lee hier bei Ihnen im Haus?«
    Astoria
beugte sich vor und unterzog Emma von neuem einer strengen Musterung. »Sie lebt
unten am Hafen, ihr Mann arbeitet auf den Docks«, antwortete sie schließlich,
um dann in warnendem Ton hinzuzufügen: »Er ist ein streitsüchtiger Mensch. Ihn würde ich an Ihrer Stelle nicht mit dummen Fragen belästigen, Mrs.
Fairfax.«
    »Vielleicht
könnte ich dann hier mit Maisie Lee sprechen«, meinte Emma, und bevor jemand
sie daran hindern konnte, stand sie auf und eilte hinaus.
    »Maisie
Lee!« rief Emma, als sie zur Küche ging, die

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