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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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richtige Bibliothek ist, verstehe ich
nicht, warum Sie so lange bleiben.«
    Joellens
selbstzufriedener Gesichtsausdruck reizte Emma so sehr, daß sie das Mädchen
fast geschlagen hätte. »Es gehen Gerüchte über Sie um, Emma«, meinte Joellen
gehässig. »Die Leute sagen, Sie hätten einen Mann in Ihrem Haus.«
    Emma hätte
Joellen einiges über die Männer erzählen können, die Chloes Haus aufsuchten –
über Big Joe Lenahan, zum Beispiel, Joellens Vater – doch sie beherrschte sich.
Nur ihre Augen funkelten zornig, als sie antwortete: »Und wenn es so wäre,
Joellen? Was geht Sie das an?«
    »Es ist
nicht schicklich«, erwiderte Joellen triumphierend. »So? Und was Sie mit Billy
Baker beim Erntedankfest gemacht
haben, war das schicklich?« versetzte Emma scharf.
    »Big John
würde einen Anfall bekommen, wenn er es wüßte.« Joellen wurde blaß. »Sie haben
Billy und mich gesehen?« »Ich habe genug gesehen.«
    Das Blut
schoß Joellen in die blassen Wangen. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich
ab, stürmte aus dem Laden und ließ die Tür weit offen stehen.
    Emma ging
mit einem fröhlichen Summen auf den Lippen hin und schloß die Tür. In
Wirklichkeit hatte sie nur gesehen, daß Joellen mit Billy beim Tanzen Händchen
hielt; alles andere hatte sie erraten.
    Punkt
zwölf Uhr mittags nahm
sie den Roman von Thomas Hardy und machte sich auf den Weg nach Hause. Wie abgesprochen,
kam Callie aus dem Saloon, um das Buch in Empfang zu nehmen. Dann schlich sie
verstohlen die Hintertreppe in den zweiten Stock hinauf, um von niemandem
gesehen zu werden.
    Bevor Emma
nach Hause ging, suchte sie noch den Laden auf und kaufte ein Hemd und eine
Hose, von denen sie annahm, daß sie Mr. Fairfax passen würden. Ihre Einkäufe
wurden gerade eingepackt, als Fulton, der sie durch das Schaufenster gesehen
haben mußte, in den Laden kam.
    Er warf
einen flüchtigen Blick auf Hemd und Hose, ging weiter und blieb dann stehen,
um Emmas Einkäufe eingehender zu betrachten.
    »Könntest
du mir helfen, etwas zu finden, was ein Mann unter seinen Hosen trägt?«
flüsterte Emma Fulton verstohlen zu, um zu vermeiden, daß die Ladenbesitzerin
es hörte. Mrs. Birdwell war für ihre Klatschsucht bekannt und hätte es ver
mutlich in ganz Whitneyville herumerzählt, als Beweis, daß der Apfel nicht weit
vom Stamm fällt.
    Fulton
starrte Emma an, als hätte sie ihm eine eiskalte Dusche verpaßt.
    »Emma!«
zischte er entrüstet.
    »Schon
gut«, seufzte sie. »Laß nur. Ich frage Chloe.«
    »Sind die
Sachen für diesen ... diesen Strolch?«
    Mrs.
Birdwell, eine große dünne Frau mit einem strengen Knoten, schaute neugierig zu
ihnen hinüber.
    »Natürlich
sind sie für ihn«, erwiderte Emma gereizt. »Du erwartest doch nicht, daß er
nackt herumläuft, oder?«
    Mrs.
Birdwell setzte eine empörte Miene auf. Sie gehörte zur Schulverwaltung, und
sie war es gewesen, die Emma den Lehrerinnenposten verweigert hatte, als sie
nach ihrem Studium aus St. Louis zurückgekommen war. Emma könne einen > schädlichen < Einfluß auf die Kinder ausüben, so hatte sie ihre Entscheidung begründet.
    Fultons
Ohren wurden feuerrot. »Emma, ich muß doch sehr bitten! Hüte deine Zunge.«
    Doch Emma
war mit ihrer Geduld am Ende. Sie forderte Mrs. Birdwell auf, die Einkäufe auf
Cloes Rechnung zu setzen – denn die alte Krähe hatte nichts dagegen, ihre Waren
an > schädliche Einflüsse < zu verkaufen –, und ging zur Tür. »Ich sehe,
daß wir zu keiner vernünftigen Einigung kommen werden. Auf Wiedersehen,
Fulton.«
    Er folgte
ihr nach draußen. »Es ist eine ernste Angelegenheit, Emma«, beharrte er. »Es
ist schon schlimm genug, daß du bei diesem schrecklichen Frauenzimmer lebst.
Wenn Mutter erfährt, daß ihr diesen Herumtreiber aufgenommen habt, kommen eine
Menge Probleme auf uns zu.«
    »Er reist
bald weiter«, meinte Emma seufzend. »Sobald er aufstehen kann, vermute ich. Er
hat genauso wenig Verlangen danach, in dieser Stadt zu bleiben, wie du ihn
hierhaben willst.«
    Das schien
Fulton ein wenig zu beruhigen. »Du pflegst ihn doch nicht etwa selbst, oder?«
    Emma ging
weiter, den Blick stur auf die Straße gerichtet. »Ich habe ihm gestern abend
etwas vorgelesen«, gab sie zu, wobei sie
klugerweise ausließ, daß sie Steven auch gewaschen und verbunden hatte.
    »Wie die
meisten Vagabunden ist er bestimmt sehr ungebildet.«
    Emma
nickte, obwohl sie Steven Fairfax für mindestens so gebildet hielt wie Fulton.
Aber es zuzugeben hätte nur weiteren Ärger

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