Emma und der Rebell
all seinem Geld hatte ihr je etwas so
Extravagantes geschenkt.
Steven
lächelte. »Gern geschehen, Emma. Aber brechen wir jetzt zu unserem Picknick auf
oder nicht?«
Emma führte
ihn in die Küche. »Daisy hat einen Korb für uns gepackt.«
»Dann haben
wir mehr als genug zu Essen, Liebling, denn ich habe uns ein Menü aus dem Hotel
geholt.«
Emma drehte
sich überrascht zu ihm um. »Es ist immer die Dame, die für das Essen sorgt«,
entgegnete sie verwirrt.
»Das finde
ich nicht fair – der Vorschlag kam schließlich von mir«, meinte Steven lachend.
In der
Küche wollte Emma den Korb nehmen, aber Steven hielt sie zurück. »Wir brauchen
ihn nicht«, wehrte er höflich ab und fügte Daisy zuliebe hinzu: »Ich habe im
Hotel einen Korb vorbereiten lassen.«
Zu Emmas
Erstaunen ging ein Strahlen über Daisys schwarzes Gesicht. »Dann bringe ich
Reverend Hess das Essen. Der Junge ist immer hungrig.«
Emma erhob
keine Einwände. Essen war das Letzte, was sie an diesem sonnigen Maitag
beschäftigte, und dem Pfarrer gönnte sie es von ganzem Herzen. Sie nahm das
cremefarbene Umschlagtuch, das sie zwei Winter zuvor gehäkelt hatte, und legte
es nervös um ihre Schultern. »Dann laß uns gehen«, sagte sie zu Steven.
Er schmunzelte
verstohlen, als er Emma auf die Veranda folgte. Ein Buggy und ein Pferd, das er
zweifellos aus dem Mietstall oder von Big John geliehen hatte, erwarteten sie
im Schatten von Chloes mächtigem alten Kastanienbaum.
Steven
umfaßte Emmas Taille und hob sie auf den Wagen. »Wohin fahren wir eigentlich?«
fragte sie, als er sich neben sie setzte und die Zügel nahm? »Zum Friedhof? Am
Cold Creek gibt es auch ein hübsches Plätzchen für ein Picknick.«
»Warte ab«,
befahl Steven lächelnd und lenkte Pferd und Wagen direkt auf das Stadtzentrum
zu. Wenn er nicht innerhalb von zwei Minuten abbiegt, dachte Emma erschrocken,
Fahren wir direkt an der First Territorial Bank vorbei!
Besorgt
ergriff sie seinen Arm, zog ihre Hand jedoch sofort zurück, als sie seine
harten Muskeln unter ihren Fingern spürte. »Ich will nicht, daß Fulton uns
sieht!« flüsterte sie ihm so leise zu, als hätte Fulton Spione in den Bäumen am
Straßenrand. versteckt.
»Ich
fürchte, das wird er«, erklärte Steven ohne spürbares Bedauern, während er an der
letzten Abbiegung vorbeifuhr, die Emma hätte retten können. »Tut mir leid,
Emma, aber unsere Abmachung schloß nicht ein, uns vor dem Bankier zu verstecken.«
Emma
starrte auf den harten Lehm der Straße und überlegte, daß sie sich mindestens
einen Knöchel verstauchen würde, falls sie vom Buggy sprang. »Du willst mich
nur kompromittieren!« beschuldigte sie Steven.
»Keineswegs,
Emma – das kommt erst noch«, versetzte er grinsend.
»Bisher
habe ich nicht einmal damit angefangen.«
Sie
verschränkte die Arme und starrte geradeaus. »Ich werde Froh sein, wenn du
endlich fort bist«, sagte sie verdrossen.
Als sie an
der First Territorial Bank vorbeikamen, winkte Steven jemandem zu. Emma wagte
nicht hinzusehen, wer es war, aber sie wurde bis unter die Haarwurzeln rot und
stampfte zornig mit dem Fuß auf.
Um alles
noch schlimmer zu machen, lenkte Steven den Buggy quer
durch die ganze Stadt zum See und hielt erst an, als sie die Anlegestelle des
Postdampfers erreichten.
»Was ...?«
Emma schaute verblüfft zu, wie Steven die Bremse anzog, vom Buggy kletterte und
den Picknickkorb heraushob. Dann reichte er Emma lächelnd seine Hand.
Während sie
unter den neugierigen Blicken von einem halben Dutzend Stadtbewohnern den
Dampfer bestiegen, malte Emma sich voller Schrecken aus, wie Fulton reagieren
würde, wenn er von ihrem Ausflug erfuhr.
»Guten
Morgen, Miss Emma«, begrüßte der Kapitän sie freundlich, als das kleine Boot
den Anker lichtete. Tom Fillmore gehörte zu den wenigen Menschen in
Whitneyville, die Emma schon mit Respekt behandelt hatten, bevor Fulton um sie
zu werben begann. »Schöner Tag für ein Picknick«, bemerkte er lächelnd.
Emma nickte
ihm zu und schaute wehmütig zu der kleinen Insel hinüber, die mitten im See
lag. Vor Jahren war Chloe oft mit Emma hingerudert, um dort ein Picknick zu
machen und Forellen zu angeln ...
Emma konnte
ihr Erstaunen nicht verbergen, als sie merkte, daß der Postdampfer Kurs auf die
unbewohnte Insel nahm. Aber Steven, der den Kapitän ganz offensichtlich darum
gebeten hatte, grinste so unbeschwert, als sei ihm gar nicht bewußt, daß er
mit dieser Fahrt ihren Ruf für immer und ewig
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