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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ruinierte.
    »Du
Schuft!« zischte sie böse. »Du hast absichtlich dafür gesorgt, daß uns alle
zusammen sahen – einschließlich Fulton!« In gespieltem Erstaunen zog Steven
eine Braue hoch. »Sag bloß, Mr. Whitney schuftet selbst an einem so herrlichen
Tag in seiner Bank!« entgegnete er spöttisch. »Denn dann muß ich mich bei dir
entschuldigen, Emma. Leider vergesse ich immer wieder, daß diese Yankees ihr
Leben einfach nicht zu genießen wissen.«
    Seine
unbekümmerten Worte ärgerten Emma so sehr, daß sie die Hand hob, um ihn zu
schlagen. Aber dann ließ sie sie wieder sinken, denn so tief wollte sie sich
vor den Augen des Kapitäns nicht erniedrigen. Schweigend wandte sie den Kopf
ab und schaute zu der Insel hinüber, die sie als Kind den Garten Eden genannt
hatte.

9

    »Wo ist
er?« fragte Joellen
Lenahan gereizt.
    Big John
schaute nicht einmal von den Akten auf, mit denen er sich beschäftigte. »Wer,
Darling?« fragte er abwesend.
    Joellen
stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf. »Wo ist Mr. Fairfax?« wiederholte sie ihre
Frage. »Hast du ihn fortgeschickt? Stimmt es, daß er den Treck nach Spokane
begleitet?«
    Big John
legte seufzend den Stift nieder. »Setz dich, Joellen«, sagte er ergeben.
    Schmollend
setzte Joellen sich in den großen Ledersessel vor Big Johns Schreibtisch und
verschränkte die Arme über ihrem beachtlichen Busen. Mit tränenschimmernden
Augen schaute sie ihren Vater an. Sie trug eine gestärkte weiße Bluse mit
tiefem rundem
Ausschnitt und einen grünen Samtrock, der wie eine weite Hose geschnitten war,
so daß sie damit reiten konnte. Ihr schönstes Attribut – das goldblonde Haar,
Erbe irgendeines skandinavischen Vorfahren – fiel ihr offen über die Schultern
bis auf die Taille.
    Und alles
nur, um einem gewissen Vorarbeiter zu gefallen! dachte ihr Vater belustigt,
doch er mahnte Joellen nur sanft: »Vergiß nicht, daß Steven Fairfax schon so
gut wie vergeben ist. Ich glaube, er hat sich in Emma Chalmers verliebt.«
    »In diese
Schlampe, die die Bibliothek führt?« entgegnete Joellen hochmütig. »Das glaube
ich nicht, Dad. Wenn überhaupt, dann spielt er höchstens mit ihr.«
    Big John
zuckte mit den Schultern. »Miss Emma ist keine Schlampe, Joellen«, sagte er
dann streng. »Sie gibt sich die größte Mühe, eine Dame zu sein, und verhält
sich auch entsprechend.«
    Doch Miss
Lenahan war nicht in der Stimmung, einen Vortrag über die Tugenden ihrer
Rivalin zu hören. »Falls Steven sich für sie interessiert, dann nur, weil er
weiß, daß sie leicht zu haben ist, und er sich nimmt, was er kriegen kann. Doch
heiraten würde er die Schlampe nie.«
    Big John
errötete vor Zorn, und Joellen merkte nun, daß sie zu weit gegangen war. »Ich
will kein schlechtes Wort mehr über Emma hören«, sagte er scharf. »Und jetzt
geh und schlag dir Fairfax aus dem Kopf!«
    Nicht
einmal Joellen wagte es, Big John zu widersprechen, wenn er diesen Ausdruck in
den Augen hatte. Widerstrebend nickte sie. »Wird er den Viehtreck leiten?«
    »Ja.« Ihr
Vater beugte sich wieder über seine Bücher. »Und jetzt kümmere dich bitte um
deine Angelegenheiten, Joellen, und laß mir Ruhe für meine.« Joellen stand auf
und schlenderte verdrossen aus dem Raum. Sie begriff nicht, warum ihr Vater
ausgerechnet Steven die Leitung des Trecks übertragen hatte, nachdem er doch
erst so kurz auf der Ranch war. Aber dann hellte sich ihre Miene auf, weil ihr
ein ganz anderer Gedanke kam. Wenn Steven unbedingt diesen Treck mitmachen
mußte ... nun, es gab immer Mittel und Wege ...
    Mit
sorgenvoller Miene schaute
Emma dem Dampfboot nach, das sich langsam von der Insel entfernte und Kurs auf
Onion Creek nahm, einer winzigen Ortschaft auf der anderen Seite des Sees. Nun
war sie ganz allein mit Steven auf der Insel. Warum hatte sie sich nur auf so
etwas Verrücktes eingelassen? Sehnsüchtig starrte sie zum fernen Hafen von
Whitneyville hinüber.
    Eine Menge
Leute hatten sich dort versammelt – Emma konnte zwar nicht erkennen, wer sie
waren, aber warum sie dort standen, war ihr klar. Innerhalb kürzester Zeit
würde sich in der ganzen Stadt herumgesprochen haben, daß sie allein mit dem Pistolero auf der Insel war.
    »Komm,
Emma«, sagte Steven, und ihr wurde schlagartig bewußt, daß sie etwas
unternehmen mußte, und zwar sofort. Sie hob den Arm und winkte dem Kapitän des
kleinen Schiffes zu, um ihn zur Umkehr zu bewegen, aber er deutete ihre Geste
falsch und winkte nur fröhlich zurück.
    Steven nahm
schmunzelnd

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