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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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schon später Nachmittag war, und so
schlenderte Emma zu dem Stück Seeufer hinunter, das zu Chloes Anwesen gehörte.
Hohe Bäume und dichtes Gebüsch schützten das hübsche Fleckchen vor neugierigen
Blicken.
    Emma setzte
sich ins Gras und zog Schuhe und Strümpfe aus, um wenigstens die Füße ins kühle
Wasser zu halten. Aber dann wurde ihr bewußt, wie heiß ihr war, und aus einem
Impuls heraus streifte sie auch ihr Kleid über den Kopf. Nur mit ihrem dünnen
Hemdchen und den spitzenbesetzten langen Pantalettes bekleidet, watete
sie vorsichtig ins Wasser.
    Das laute
Räuspern eines Mannes ließ sie herumfahren, und mit beiden Händen versuchte
sie, ihre Brüste zu bedecken, die sich unter dem dünnen Musselin nur allzu
deutlich abzeichneten. Der Mann war ein Fremder, gut angezogen, hager und mit
gepflegtem dunklem Haar. Doch irgend etwas an seinen braunen Augen kam Emma
seltsam vertraut vor.
    »Miss Emma
Chalmers, vermute ich«, sagte er gelassen und zupfte die Bügelfalte seiner Hose
zurecht, bevor er sich auf einen umgestürzten Baumstamm niederließ.
    Emma konnte
nur nicken, so verlegen war sie, aber sie hatte auch ein bißchen Angst, und das
nicht nur um sich selbst. Der Mann strahlte eine allumfassende Bedrohung aus,
eine Art von Gefahr, wie sie sie bisher in ihrem ganzen Leben noch nicht
kennengelernt hatte.
    Der Fremde
nahm einen Zigarrillo aus seiner Rocktasche und zündete ihn an, und dabei fiel
ein Sonnenstrahl auf den großen Diamantring am kleinen Finger seiner linken
Hand. »Man sagte mir, Sie könnten mir helfen, den Mann zu finden, den ich
suche. Sein Name ist Steven Fairfax.«

14

    Emma
fröstelte in ihrer dünnen
Unterwäsche. Entschieden – den Fremden ignorierte sie, so gut sie konnte – ging
sie zu ihrem Kleid, das über einem Blaubeerbusch hing, und streifte es rasch
über.
    Nachdem sie
angekleidet war, fühlte sie sich schon mutiger und betrachtete den Mann, der so
unerwartet aufgetaucht war, aus schmalen Augen. Vielleicht war er ein U. S.
Marshal oder ein Kopfgeldjäger, der Steven suchte, um ihn an den Galgen zu
bringen ... oder ihn vielleicht höchstpersönlich umzubringen!
    »Wer sind
Sie?« fragte sie mißtrauisch.
    Er lächelte
amüsiert, und nun fiel ihr zum ersten Mal auf, daß er mit leichten
Südstaatenakzent sprach. »Ich habe es Ihnen schon
gesagt. Ich bin nur ein armer Wanderer auf der Suche nach einem verlorenen
Freund.«
    Emma
glaubte ihm kein Wort. Nichts an diesem Mann ließ auf Armut schließen, und
Steven war mit Sicherheit nicht sein Freund. »Wie kommen Sie darauf, daß ich
Mr. Fairfax kenne?«
    Er lächelte
nachsichtig, hob ihre Schuhe und Strümpfe auf und warf sie ihr zu. »In dieser
Stadt wird viel über Sie und ihn geredet.«
    Emma setzte
sich errötend auf einen Felsen, um ihre Schuhe anzuziehen. »Er ist fort«, sagte
sie. »Ich glaube, er wollte in Richtung Osten. Nach Chicago.« Doch Emma war
eine schlechte Lügnerin, und sie sah, daß der Mann ihr nicht glaubte.
    Dennoch
blieb sein Lächeln freundlich. »Ich habe mir drüben im Hotel ein Zimmer
genommen«, sagte er, bevor er seinen Zigarrillo auf den Boden warf und ihn mit
dem Stiefelabsatz austrat. »Wenn Sie etwas von Steven hören, wäre es klug von
Ihnen, es mir zu sagen.«
    Seine
Arroganz verärgerte Emma. »Wer sind Sie?« fragte sie noch einmal. »Und was
wollen Sie?«
    Er seufzte.
»Mein Name ist Macon Fairfax«, antwortete er widerstrebend. »Und ich suche
Steven, weil er meinen Sohn getötet hat. Auch der Staat von Louisiana hat eine
Rechnung mit ihm zu begleichen – für den Mord an einer jungen Frau namens Mary
McCall.«
    Emma wurde
blaß. »Wegen Mord? Das kann ich einfach nicht glauben!«
    »Was Sie
glauben, interessiert mich nicht, Miss Chalmers«, entgegnete Macon Fairfax
unverändert höflich. »Ich will nur, daß Gerechtigkeit geübt wird, und wenn Sie
klug sind, unterstützen Sie mich dabei.« Damit drehte er sich um und stieg
genauso geräuschlos, wie er gekommen war, die Uferböschung hinauf. Die
widersprüchlichsten Gefühle stritten sich in Emma. Sie dachte daran, wie
geschickt Steven mit seiner Waffe umging und daß er sie stets bei sich trug.
War es wirklich möglich, daß er zwei Menschen getötet hatte?
    Nein.
Steven war ein harter Mann, aber kein Mörder hätte diese zärtliche Flamme in
ihr entzünden können, die zu einem alles
verzehrenden Feuer aufgelodert war, als er sie liebte – und dessen Glut auch
jetzt noch in ihr schwelte.
    Emma sprang
auf, raffte ihre Röcke und

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