Emma und der Rebell
Fairfax. Ich komme aus Louisiana und
suche meinen Bruder Steven.« Er sah, daß Whitneys Gesichtsausdruck sich bei
der Erwähnung des Namens Fairfax änderte. »Er wird wegen zweifachen
Mordes gesucht. Deshalb würde ich gern mit ihm reden und versuchen, ihn zur
Vernunft zu bringen, damit er nach Hause kommt.«
Whitney
ließ die Faust so heftig auf den Tisch fallen, daß Gläser und Flaschen
klirrten. »Ich wußte es ja! Ich habe Emma gleich gesagt, daß er ein Rebell ist
und ein Verbrecher, aber sie wollte es mir nicht glauben!«
»Mein
Halbbruder kann sehr charmant sein«, gab Macon zu. »In New Orleans hat er
unzähligen Ehemännern Hörner aufgesetzt.«
Wieder
rülpste Whitney ganz ungeniert. »Würden Sie ihn nach Louisiana zurückbringen,
wenn Sie ihn finden?« fragte er lauernd.
»Tot oder
lebendig!« beteuerte Macon. »Und Miss Emma würde bestimmt wieder zur Vernunft
kommen, wenn er fort ist. Eine Frau wie sie braucht einen Mann im Bett.«
Whitneys
blasse Wangen bekamen etwas Farbe, und für einen Moment klärte sich sogar sein
Blick. »Ja«, sagte er, aber nicht zu Macon, sondern zu einer Idee, die sich in
seinem Gehirn zu formen begann. »Ja ...«
Macon hätte
ganz Fairhaven darauf verwettet, daß Whitney jetzt eine Erektion bekam. Und
tatsächlich – als er schwankend aufstand, malte sich seine starke körperliche
Erregung deutlich unter der eleganten gestreiften Hose ab.
»Ich muß
nach oben«, sagte er.
Macon
lächelte. »Aber vorher sagen Sie mir doch noch etwas, mein Freund, damit wir
beide bekommen, was wir wollen ... Wo kann ich meinen Bruder finden?«
»Er
arbeitet bei Big John Lenahan, als Vorarbeiter. Aber im Moment begleitet er
einen Viehtransport nach Spokane.«
»Danke«,
meinte Macon zufrieden und schenkte sich einen zweiten Drink ein, als Whitney
über die breite Treppe nach oben schwankte. Die Hure, die er sich aussuchte,
wird nicht viel Arbeit mit ihm haben, dachte Macon belustigt. Wahrscheinlich
schläft er schon ein, bevor sie ihn ausgezogen hat ...
Aber da
drängte sich eine ganz andere Vorstellung in seine Gedanken, und zwar von Miss
Emma Chalmers, wie sie im See gestanden hatte, mit nichts anderem als ihrem
dünnen Hemdchen und ihren spitzenbesetzten Unterhosen bekleidet, die ihr bis
knapp an die Knie reichten. Der fast durchsichtige Musselin hatte nichts von
ihrem Körper verborgen, auch nicht die rosigen Knospen ihrer festen Brüste ..
.
Etwas
anderes als der Wunsch nach Rache beherrschte Macon Fairfax jetzt – Lust.
Unruhig bewegte er sich auf seinem Stuhl und stellte sich vor, wie es gewesen
wäre, den temperamentvollen Rotschopf ins kühle Gras zu legen und sich an
ihrem schönen Körper zu erfreuen. Er war sich ganz sicher, daß sie eine jener
Frauen war, die das Liebesspiel zu genießen wußten und auf dem Höhepunkt ihrer
Ekstase eine Menge Lärm veranstalteten, ob sie sich nun freiwillig hingegeben
hatte oder nicht.
Ein fast
schmerzhaftes Ziehen breitete
sich in Macons Lenden aus. Gott, welch süßer Triumph wäre es für ihn, Emma zu
besitzen und dafür zu sorgen, daß Steven keine Einzelheit entging!
Dann
seufzte er. Er mußte sich in Geduld üben, mehr nicht. Sobald er Steven hatte –
was bestimmt nicht einfach war, aber dafür hatte er ein halbes Dutzend Männer
mitgebracht, die draußen vor der Stadt lagerten –, konnte er sich mit dieser
frechen rothaarigen Göre beschäftigen, die sein Bruder ganz offensichtlich
liebte.
Es gab nur
eine Dirne mit rotem Haar im Saloon, und die saß auf dem Piano und ließ ihre
nackten Beine baumeln. Macon machte ihr ein Zeichen. Lächelnd glitt sie vom
Klavier und kam hüftschwenkend auf ihn zugeschlendert.
Emma
hatte sich umgezogen
und trug nun die Kleider, die sie zum Reiten benutzte. Dann nahm sie dreißig
Dollar aus dem Geheimfach ihres Schmuckkastens und schlich die Hintertreppe
hinunter.
Nachdem sie
sich vergewissert hatte, daß Daisy nicht in der Küche war, holte sie sich dort
ein Stück Brot und einen Apfel. Auf dem Weg nach draußen nahm sie einen alten
Mantel, der dem Gärtner gehörte, von einem Haken an der Wand und verließ leise
das Haus.
Es wurde
schon dunkel, als sie zum Mietstall eilte, wo sie sich rasch von einem
Stallburschen namens Henry eine gefleckte Stute und einen Sattel geben ließ.
Emma war
keine erfahrene Reiterin und dankbar, als Henry ihr in den Sattel half.
»Sie werden
doch hoffentlich nicht die Stadt verlassen, Miss Emma«, warnte der alte Mann
besorgt. »Sie könnten draußen auf
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