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Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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entziffern, bevor der Wagen um die nächste Ecke bog. Dann ging ich zurück ins Haus.
    Herr Marten saß am Küchentisch. Er schüttelte empört den Kopf. »So eine unverschämte Person! Du hättest sie nicht hereinlassen sollen, Pummelchen. Aber keine Angst, wenn sie wieder kommt, machen wir einfach nicht auf.«
    »Ja«, sagte ich. »Gute Idee.«
    »Der haben wir’s gezeigt, was?« Mona hatte vor Aufregung ganz rote Wangen. »Jetzt müssen wir nur noch in der Firma anrufen und ihren Chef informieren. Wenn wir ihm das Kennzeichen durchgeben, weiß er bestimmt, wen wir meinen. Dann hat sie heute zum letzten Mal Essen ausgeliefert und alte Menschen bestohlen.«
    Herr Marten sah Mona an und runzelte die Stirn. »Wer bist du eigentlich? Eine Freundin von Pummelchen?«
    »Ja«, sagte ich. »Eine sehr gute sogar.«
    Ich glaube, in diesem Moment wurde mir klar, dass Mona recht hatte. Herr Marten brauchte Hilfe. Ich hatte getan, was ich konnte. Aber wie Oma immer sagt: Alles hat seine Zeit. Jetzt war es an der Zeit, dass sich jemand anders um Herrn Marten kümmerte.
     
    Heiligabend zeigte das Thermometer zehn Grad plus und es regnete.
    »Typisch!«, schimpfte Mama, als wir uns auf den Weg zur Kirche machten. »Von wegen weiße Weihnachten!«
    Oma spannte ihren Schirm auf. »Beeilt euch ein bisschen, sonst kommen wir zu spät.«
    »Muss ich wirklich mitkommen?«, meckerte Klaus. »Wir sind doch Weihnachten noch nie in die Kirche gegangen!«
    »Man sollte alles einmal ausprobieren«, sagte Oma. »Außerdem habe ich Gerhard fest versprochen, dass wir kommen. Und wir können Mona nicht im Stich lassen. Sie zählt auf uns.« Mona war schon vor einer Stunde losgegangen, um ein letztes Mal vor dem Gottesdienst ihre Weihnachtslieder zu proben.
    »Alle da?«, fragte Mama. »Wo ist Tim?«
    »Hier!« Tim kam als Letzter aus dem Haus und zog die Tür hinter sich zu. Dann marschierten wir los.
    Die Kirche war rappelvoll. Hinten mussten sogar Leute stehen. Zum Glück war der Gottesdienst nicht so langweilig, wie ich befürchtet hatte. Es gab ein kleines Theaterstück über Maria, Josef und die Geburt von Jesus. Ich dachte an das Baby in Mamas Bauch und war froh, dass es nicht in einem Stall zur Welt kommen musste, so wie Jesus. Das war bestimmt ziemlich unbequem für Maria gewesen.
    Wir sangen eine Menge Lieder und hörten zwischendurch Mona und den anderen Flötenkindern zu. Sie standen oben auf der Empore und spielten »Ihr Kinderlein, kommet«, »Oh Tannenbaum«, »Alle Jahre wieder« und »Kommet, ihr Hirten«. Mona war richtig gut. Sie verspielte sich nur ein Mal bei »Kommet, ihr Hirten«, aber das Lied ist ja auch wirklich ziemlich schwer. Ich sah Lea zwei Reihen weiter vorne zwischen ihren Eltern sitzen. Sie beachtete mich nicht und ich schaute schnell wieder weg.
    Dann stieg Pfarrer Pauli auf einen kleinen Turm, der ganz vorn in der Kirche stand, und hielt eine Rede. Er erzählte von Weihnachten und Jesus und den Tieren im Stall. So genau weiß ich das nicht mehr. Ehrlich gesagt fand ich die Rede etwas langweilig, darum hab ich nicht richtig zugehört, sondern mir lieber meine eigenen Gedanken gemacht. Ich dachte an den großen Weihnachtsbaum in unserem Wohnzimmer, den wir nachmittags alle zusammen geschmückt hatten, und an die Bescherung nach dem Gottesdienst. Ich dachte daran, dass Papa vorbeikommen würde und wie merkwürdig es war, dass er Heiligabend zu Besuch kam. Letztes Jahr Weihnachten hatte er noch bei uns gewohnt. Und Paul hatte noch gelebt. Er hat immer die Schokokringel vom Weihnachtsbaum abgefressen. Das musste ich dann wohl dieses Jahr übernehmen. Es hatte sich viel verändert. Manche Veränderungen waren gut, manche nicht.
    Ich überlegte, ob sich die anderen über meine Geschenke freuen würden. Ich hatte gestern den ganzen Tag lang Gutscheine gebastelt. Für jeden einen. Aber was draufstand, verrate ich nicht, sonst wäre es ja keine Überraschung mehr.
    Ich dachte an das kleine Päckchen in meiner Jackentasche. Es war heute mit der Post gekommen. Auf dem Umschlag hatte kein Absender gestanden. Aber ich hatte die Schrift sofort erkannt. Das Päckchen kam von Bastian. Es war in rosa Geschenkpapier gewickelt, mit einer blauen Schleife drum herum. Auf dem Päckchen stand:
Für Emma – erst am Weihnachtsabend öffnen!
Ich hatte mich daran gehalten, obwohl ich es natürlich am liebsten sofort aufgerissen hätte. Das Päckchen lag wie ein warmer Stein in meiner Jacken-tasche und sorgte dafür, dass mir nicht kalt

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