Emma will’s wissen
großen Münzen. Nur Ein-, Zwei- und Fünfcentstücke. Ich schüttelte die Dose und die Münzen klimperten.
»Das ist alles, was sie übrig gelassen hat.« Herr Marten stand in der Küchentür. Wir hatten ihn nicht kommen hören. Er hatte sich tatsächlich umgezogen. Er trug seinen blau-weiß gestreiften Schlafanzug und die schwarzen Schuhe. Das Oberteil war schief geknöpft. »Diese Diebin!« Er machte ein grimmiges Gesicht.
»Welche Diebin?«, fragte Mona.
»Die junge Dame, die mir das Essen bringt«, erklärte Herr Marten. »So jemand gehört fristlos gekündigt. Ich werde mich bei ihrem Chef beschweren. Aber erst muss ich die Telefonnummer finden …«
Ich schluckte. Mein Hals war ganz trocken. »Die Dose ist gar nicht für Kaffee, stimmt’s?« Ich hielt die Dose hoch, auf der in schnörkeliger Schrift
Kaffee
stand.
»Nein, darin bewahren wir unser Haushaltsgeld auf. Ein gutes Versteck, was?« Herr Marten kicherte.
»Ja, toll.« Ich starrte auf die Münzen. »Aber die Frau vom Essenservice hat es entdeckt, oder?«
Herr Marten wurde wieder ernst. Er nickte.
»Und sie hat das Geld einfach geklaut?«, fragte Mona empört. »Das gibt’s doch nicht!«
»Jedes Mal, wenn sie da war, hat sie einen Schein herausgenommen«, erzählte Herr Marten. »Manchmal auch zwei. Bis nur noch die Münzen übrig waren.«
»Und dann?«, fragte ich.
»Hab ich sie nicht mehr ins Haus gelassen.« Herr Marten machte ein stolzes Gesicht. »Obwohl sie immer wieder geklingelt hat.«
Mona schüttelte den Kopf. Sie wollte etwas sagen, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie nahm das Kaffeepäckchen und riss es auf. »Jetzt koch ich erst mal Kaffee. Und dann ruhen Sie sich ein bisschen aus. Es war ein langer Tag.«
Auf dem Nachhauseweg gingen Mona und ich schweigend nebeneinanderher. »Herr Marten ist nett«, sagte sie nach einer Weile. »Kennst du ihn schon lange?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ein paar Monate vielleicht.«
»Ich glaube, er braucht Hilfe«, stellte Mona fest.
»Klar«, sagte ich. »Darum gehe ich ja so oft zu ihm.«
Mona blieb stehen. »Ich meine richtige Hilfe, rund um die Uhr. Es gibt Heime für alte Leute, in denen sie …«
»Quatsch!«, rief ich. »So verwirrt ist er noch lange nicht!« Ich wollte nicht, dass Herr Marten in ein Heim kam. Er sollte in seinem Haus wohnen bleiben. Dort, wo er so lange mit Hilda, Tobias und Pummelchen gelebt hatte. Ich muss-te daran denken, was er mir mal erzählt hatte. Dass er in seinem Haus sterben wollte und nirgendwo sonst.
Ich holte tief Luft. »Wir sollten uns lieber um diese Frau kümmern, die ihn beklaut hat.«
»Meinst du, das stimmt wirklich?«, fragte Mona.
Ich überlegte. »Weiß nicht. Aber das finden wir schon noch heraus.«
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14 . Kapitel
Emma und Mona jagen die Kaffeediebin
M ona und ich beschlossen, der Kaffeediebin eine Falle zu stellen. Am Wochenende schmiedeten wir einen todsicheren Plan.
»Hoffentlich klappt alles.« Mona sah etwas ängstlich aus, als wir am Montag zu Herrn Marten gingen. Zum Glück waren Ferien, sodass wir uns schon um halb zwölf auf den Weg machen konnten. Es war wieder wärmer geworden und der Schnee war geschmolzen. In zwei Tagen war Weihnachten und ich hatte immer noch kein einziges Geschenk. Aber jetzt gab es erst mal wichtigere Dinge zu tun.
»Wird schon schiefgehen«, sagte ich. »Unser Plan ist jedenfalls prima.«
Mona nickte, doch so richtig überzeugt sah sie nicht aus.
Wir klingelten bei Herrn Marten und ich hielt einen Moment lang die Luft an. Aber Herr Marten öffnete sofort. Seine Augen waren hell und klar. Er lächelte. Ich sah gleich, dass er einen guten Tag hatte, und atmete erleichtert auf. Wenn er einen schlechten Tag gehabt hätte, wäre unser prima Plan glatt ins Wasser gefallen. Herr Marten musste nämlich mitmachen. Und er durfte nichts verraten.
»Guten Tag, die Damen«, sagte er und hielt uns galant die Tür auf.
Ich marschierte in die Küche, warf meine Jacke über einen Stuhl und legte sofort los. »Wir wollen die Diebin schnappen und ihr ein für alle Mal das Handwerk legen.« Dann erklärte ich Herrn Marten unseren todsicheren Plan. Er setzte sich auf einen Stuhl und hörte zu. »Sie müssen so tun, als wären Sie allein zu Hause«, sagte ich zum Schluss.
»Ach so?«, sagte Herr Marten. »Aber ich bin nicht allein, oder?«
Mona schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind ja auch da. Sie sollen nur so tun als ob. Das ist sehr wichtig, damit sich die Diebin
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